Mai 2023
Montag, 1. Mai 2023
Es ist ein Brauch seit alters her, dass man in dieser Nacht seiner Liebsten einen Maybach stellt …
Mit dem neuen 49-Euro-Ticket kann man ebenfalls viele große Wagen fahren, sogar deutschlandweit.
Und erspart sich damit einen Monat lang auch noch den Erwerb von Einzel-Ticket Erwachsene Flugs-Ticket zu 1,80 €, Einzel-Ticket Erwachsene City-XL Aachen zu 2,00 €, Einzel-Ticket Erwachsene Preisstufe 1 zu 3,00 €, 4Fahrten-Ticket Erwachsene Flugs-Ticket zu 7,20 €, 4Fahrten-Ticket Erwachsene City XL Aachen zu 8,00 €, 4Fahrten-Ticket Erwachsene Preisstufe 1 zu 12,00 €, 24-Stunden-Ticket 1 Person Preisstufe 1 zu 8,40 €, 24-Stunden-Ticket 5 Personen Preisstufe 1 zu 12,00 €, Welcome-Ticket Einzel-Ticket zu 17,50 €, euregioticket zu 20,00 €, Wochen-Ticket Preisstufe 1 25,60 €, Monats-Ticket City XL Aachen zu 43,70 €, Monats-Ticket Preisstufe 1C zu 77,90 € und Monats-ABO Preisstufe 1C zu 63,41 €. Und das alles nur im AVV! Sowie im Tarifdschungel sämtlicher weiterer Verkehrsverbünde und Nahverkehrsgebieten der Deutschen Bahn-AG.
Sylt, ich komme!
Ach, und es war wieder Vollmond … aber gääähn!
Mittwoch, 3. Mai 2023
Es geht abwärts!
Besuch in der Abendstunde:
Donnerstag, 4. Mai 2023
MAY THE FOURTH BE WITH YOU!
(Karl der Kleine naht aus dem Hintergrund zur Rettung.)
Freitag, 5. Mai 2023
In letzter Zeit greift bei Facebook das sogenannte Comment Baiting um sich. Eine Seite oder Gruppe postet eine x-beliebige Frage – und Hunderte, wenn nicht gar Zigtausende, User fühlen sich sodann bemüßigt, darauf auch zu antworten!
(Wehe, wenn mir nochmal einer was von Schwarm-Intelligenz erzählt …)
Die Seiten heißen oft ganz harmlos »Omas alte Rezepte«, »Sprüche und Grüße« oder »die guten alten zeiten«, und die Fragen kommen ebenso schlicht daher: »Ich wette, niemand kann sich an seinen Lehrer aus der 1. Klasse erinnern.«, »Was ist Dein Lieblingsfilm?«
»Lied mit einem Männernamen. Wir wetten Ihr kennt keins!«, »Wie hieß Dein 1. Haustier?«, »Was war Dein Lieblingsparfüm in den 80ern?« oder »Wie hieß Deine Lieblingskneipe von früher?«
Na, das kann wohl jeder Nutzer schnell und einfach beantworten. Und einem jeden juckt es wahrscheinlich nur so in den Fingern, hier endlich mal der ganzen Welt seine Erinnerung/Erfahrung/Meinung mitzuteilen! (Das ist noch besser als diese ständigen VoxPop-Befragungen im Fernsehen.)
Aber was passiert dann in Folge? Wenn man etwas liket oder kommentiert, denkt der Facebook-Algorithmus, dass einen sowas interessiert – und spült einem (und seinen Freunden) immer mehr solcher Beiträge in den Newsstream.
Soweit nur nervig. Aber: Oft erhält man auch private Nachrichten der Art: »Möge Gott Sie und Ihre Familie segnen!« Das ist ja erstmal ganz nett. Anschließend wird man aber gekeilt, obskuren Facebook-Gruppen beizutreten, um zu erfahren, wie man »über Glauben und Leben die Wiederkunft des Herrn Jesus begrüßen kann«.
Allmächtger!
Aber bitte, es soll und darf ein jeder dem Verein beitreten, den er mag. Spannend wird es jedoch bei so Fragen wie »Wie war der Name deines ersten Haustiers?« oder »Wie hieß Deine Grundschullehrerin?«
Na, wem kommen diese Fragen bekannt vor? Hat man sie eventuell schon mal gelesen? Vielleicht, als es um das Thema »E-Mail-Konto wiederherstellen« ging, nachdem man sein Passwort vergessen hatte …?
Ja, und dann wir wieder rumgeheult, man wäre gehackt worden.
Nein, seid ihr nicht. Ihr habt den Zugang zu eurer E-Mail auf dem Silbertablett kredenzt!
Samstag, 6. Mai 2023
Das ist ja die Krönung! Und zwar die von dem King formerly known as Prince.
Die ARD (und nicht ebenfalls parallel das ZDF – sieh an, man lernt dazu!) berichtete ab 09:30 Uhr live über die Zeremonie, die um 12 Uhr MESZ beginnen sollte …
Zweieinhalb Stunden zuzuhören, wie Annette dittert, Leontine schmettowt
und Julia-Niharika sent, war mir aber zu viel. Erst ein paar Minuten vor
der Zeit erblickte ich die Westminster Abbey – genau wie Charles und
Camilla in ihrer goldenen Kutsche, die ein bisschen zu früh dran war. The
Queen King was not amused.
Dafür, dass Karl III. seinen Großen Tag hatte, auf den er 70 Jahre gewartet hatte, sah er auch anschließend reichlich mürrisch aus. Auch das Zeremoniell fand ich nicht sehr feierlich, trotz des historischen Rituals mit Krone, Schwert, Ring, Robe und Reichsapfel. (Sowie dem royalen Ofenhandschuh?!) Ausstaffiert mit all dem Plunder aus dem Tower – das hatte schon Slapstickqualität.
Wahrscheinlich macht es aber auch keinen Spaß, vom Bischof von Canterbury die St.-Edwards-Krone auf den Kopf geschraubt zu kriegen; das sind über zwei Kilo Gold mit 444 Diamanten, Rubinen, Amethysten und Saphiren. (Einige von uns erleiden schlimme Schicksale im Job – Augen auf bei der Berufswahl!) Der Gekrönte guckte jedenfalls etwas fahrig und verlassen aus der Goldbrokatwäsche. Lächeln wär mal nett gewesen! Oder wenigstens würdevoll in die Unendlichkeit stieren.
Damit ein bisschen Glamour in die Veranstaltung kommen würde, wurde Camilla ebenfalls gekrönt – und darf sich nun Queen nennen.
Richtig ist das nicht! Philip Battenberg war jahrzehntelang auch bloß Prinz, Prinzgemahl und Duke. (Und ist nun King-Dad in heaven.) Queen sollte nur die Erstgeborene des jeweiligen Herrschers heißen.
Sowie Freddie, Brian, Roger und John.
Prinz Harry hatten sie sicherheitshalber in der dritten Sitzreihe hinter dem roten Helmpuschel von Prinzessin Anne versteckt. Und auch Prinz Andrew wurde weiter hinten platziert, fern von den Kindern.
Der dem King überreichte Reichapfel erinnerte sehr an »Die heilige Handgranate von Antiochia«:
»Und der Herr sprach und sagte: Zuerst ziehe die heilige Zündnadel aus dem Gehäuse. Sodann sollst du zählen bis Drei, nicht mehr und nicht weniger. Drei allein soll die Nummer sein, die du zählest, und die Nummer, die du zählest, soll Drei und nur Drei sein. Weder sollst du bis Vier zählen, noch sollst du nur bis zur Zwei zählen, es sei denn, dass du fortfährst zu zählen bis zur Drei. Die Fünf scheidet völlig aus.«
Besagte Handgranate wünschte man dem Kommentator bei seinem schändlichen Tun stante pede an den Hals. Da salbaderte er was von der »Magie des Moments« – und quasselte sie sodann tot.
Diese Vögel erzählen immer, was ohnehin ein jeder sieht – oder in zweieinhalb Stunden Vorberichterstattung in detailliertester Ausführlichkeit angekündigt bekommen hat.
Der Gipfel war, als er in Händels majestätische Krönungshymne »Zadok the priest« reinquaschte, als gerade der Chor einsetzte!
Seine besten Versprecher:
Die heimlichen Stars der Krönungszeremonie waren aber ohnehin:
Zur Feier des Tages wurde eigens eine Coronation Quiche mit Cheddar, Bohnen, Spinat und Estragon kreiert. Wenn das mal keine diplomatischen Verwicklungen mit Frankreich gibt! Streng genommen ist es keine Quiche, sondern eine Tarte. Sie ist aber ganz lecker. Jedenfalls wenn man das BBC-Rezept für Coronation Quiche nach TL-Manier anpasst …
Vorsichtshalber kehrten wir später jedoch beim Akl/Egmont ein.
(Irgendwann muss ich mal diese Akl-Sauce re-engenieren!)
Dem Gedeihen der matschigen Wiese am Büchel half man inzwischen per Kunstrasen nach:
Sonntag, 7. Mai 2023
Ich bin inzwischen dermaßen linksgrün verseucht, dass ich da »Vorfahrt gegendert« gelesen habe …
Mittwoch, 10. Mai 2023
Für ein Shooting hatte ich Rosen besorgt. Farblich sind die ja der Hammer – aber gut riechen tun sie nicht.
Donnerstag, 11. Mai 2023
Am Bushof plant man Großes! Volkshochschule und Stadtbibliothek sollen zum »Haus der Neugier« zusammengefügt werden; als Standort sind das zu überarbeitende Bushof-Gebäude oder das ehemalige Horten-Haus (aka Lust for Life) im Gespräch.
Nun ja … So schlecht ist die Bib am jetzigen Standort grad gar nicht; sie haben sie vor einer Weile sogar ins digitale Zeitalter befördert: Nun kann der Kunde seine Medien bei der Ausleihe selber scannen. Voll modern; wie bei REWE und netto.
Wie die Bedarfe der VHS sind, kann ich nicht beurteilen. Jedoch halte ich die Modi Operandi bei beiden Einrichtungen für diametral gegenläufig: In einer VHS wird viel gesprochen – in einer Bibliothek bitte nicht!
Die Buzzwords bei den politischen Akteuren sprudeln nur so: »Begegnungsort für viele, Geschenk für die ganze Stadt, Synergien, Magnet im Herzen der Stadt, geniales Zielbild, sozialer Marktplatz, Integration, Fachkräfteausbildung, Aufstieg durch Bildung, Vereinigung der Themenfelder Kinder, Jugend, Familie, Bildung, Kultur, Transformation der Innenstadt« …
Jo, ma guckn.
In einem entsprechenden Bericht las ich nämlich auch die Wörter »städtische Ausschüsse,
Machbarkeitsstudie, Diskutieren, konkrete inhaltliche Ausarbeitung« und vor allem »Finanzierung«.
Das war es dann wohl.
Dem Bushof will man ja seit Jahren an den Kragen! Er wäre hässlich, heißt es. Der muss weggg!
Nur weil er aus Beton ist und man den sehen kann? Wenn ich mir die in letzter Zeit neu errichteten oder renovierten Gebäude in der Stadt ansehe, ist der Bushof nicht das Hässlichste! Der Bau wirkt sogar relativ aufgelockert – kein Vergleich zu den neuen Bunkern, die aber auch keinen einzigen Zentimeter Freifläche am Trottoir dulden und fünf Stockwerke hoch steil nach oben ragen. Ich könnte mir vorstellen, dass man die verwinkelte Bushof-Fassade und -Flachdachstruktur mit relativ einfachen Mitteln begrünen könnte. Das sähe zum einen nett aus und trüge zum anderen zu einem kühleren innerstädtischen Klima bei.
Oft wird der eigentliche Zweck des Baus beanstandet: der Verkehr mit Omnibussen. Dass es einen Bus-Umsteigeplatz – gerne auch überdacht – an zentraler Stelle geben muss, ist wohl klar: In Brand, Eilendorf oder Richterich ergäbe ein ZOB als Passagierverteiler keinen Sinn.
Wenn man unbedingt einen städtebaulichen Schandfleck entfernen oder wenigstens zerschneiden möchte, soll man das L-Store-Gebäude nehmen: Dieser riesige Klotz steht schon seit Jahren ungenutzt an zentraler Stelle und versperrt Sichtachsen und Durchgänge. Um einmal um diesen Block drumrum zu kommen, braucht man fünf Minuten. (Sprengen geht wahrscheinlich schneller …)
Außerdem sei der Bushof ein »Angst-Ort«, heißt es. Doch auch das liegt nicht allein am Baumaterial oder am Standort. Das Problem ist das Gesocks, das in seinem Umfeld sein Unwesen treibt. (Ja, ich habe »Gesocks« geschrieben! Und ich meine das auch so!) Inzwischen gibt es an der gegenüberliegenden Ecke eine gemeinsame Dependance von Polizei und Ordnungsamt. Wenn die Kollegen nun des Öfteren mal Streife gehen und grimmig gucken oder gar Gefährder ansprechen und nicht erst kommen, wenn was passiert ist, könnte das gut werden. Also auch abends, nachts und frühmorgens.
Ach ja, zu Ästhetik und Hygiene: Einmal pro Monat die Böden im Bushof kärchern wäre auch fein. Da sammelt sich eine Menge Exkrement von Tauben, Hunden und Menschen im Laufe der Jahre! Inzwischen wurde mal ein öffentliches Toilettenhäuschen hingebaut. Leider kostenpflichtig für Menschen, die sich dabei setzen/hocken möchten oder müssen. Daneben das Stehpissoir ist gratis benutzbar – aber leider auch sehr einsichtig! (Hallo, Gleichstellung?!)
Freitag, 12. Mai 2023
Eine Online-Werbung offeriert mir »Menswear von L bis 8XL«. Nun ja, auch wenn ich privat durchaus langsam mit 3XL sympathisiere, könnte ich wohl in 8XL zelten!
Samstag, 13. Mai 2023
Vorabend der Karlspreisverleihung; angesichts der weltpolitischen Großwetterlage erstaunlich entspannte Stimmung in der Innenstadt. Die Absperrungen sind noch seeehr zurückhaltend:
Aber noch ist ER ja nicht da. Also falls ER überhaupt kommt.
Der WDR hat jedoch schon mal aufgerüstet.
Auf dem Katschhof musizierten zwei hervorragende Akkordeonisten aus der Ukraine. (Dass ich sowas mal sagen würde! Quetschkommoden auf der Straße wünsche ich sonst die Plaque an den Hals, wie man weiß.)
Und man informierte über Europa. Business as usual also.
Die folkloristische Musik stimmte schon prima auf den ESC heute Abend ein …
Anklänge an die Sicherheitsstufe konnte man erkennen, wenn man genauer hinguckte – oder ein Tele aufgeschraubt hatte:
Für Bill Clinton anno 2000 hatte man sich wohl mehr Mühe gegeben:
Damals wurden die Gullys mit akkurat zugeschnittenen Dachpappestückchen verplombt, nachdem man sie auf Bomben abgesucht hatte.
Und nicht nur lieblos Bitumen über die Kanaldeckel gekleckert und Split draufgestreut …!
Normalerweise bekommt den Karlspreis ja nur, wer sich für Einheit und Einigkeit in Europa verdient gemacht hat. Hm, demzufolge müsste Putin den ja kriegen …
(Naja, der hat letztens 1.340 km neue NATO-Grenze zu Finnland bekommen, das ist ja auch schon mal was. Glückwunsch übrigens!)
Verzichten musste ich heute auf den Japantag in Düsseldorf. Sehr schade, denn mein letztes Mal ist schon sieben Jahre her. Und der vorige Japantag für alle anderen auch schon deren vier. (Hey Corona!)
Statt Tausende bunt kostümierter Cosplayer auf der Rheinpromenade abzulichten, habe ich mich mit den Japanoschlampen von Coldmirror auf Youtube getröstet, der Onlineserie mit den Abenteuern von Wakeshimu Tanemahatsuna Chingqueck Chingkweng Chingtong Wanowan, Chao Pingbang Shingpingpam Pitingpimpampum und Ass (»in meiner Hose!«).
Ich bin zwar mal wieder late to the game, wie beim »5 Minuten Harry Podcast« von der genialen Kaddi, binge aber gerne flott mal durch: Die Folgen dauern jeweils nur so zwei Minuten und es gibt da auch nur 43 Episoden, sowie ein paar einminütige Extras und drei viertelstundenlange Movies.
Danach schallert’s allerdings noch ein paar Stunden gewaltig im auditiven Cortex nach:
»Yeaahh, Japanoschlampen erleben schlampige Abenteuer! Total schlampig – Japanoschlampen! Schlampig gezeichnet, schlampig animiert, totaaal stumpfe Anime-Scheiße! JAPANOSCHLAMPEN!«
Eigentlich wollte ich es mir nicht nochmal antun, aber diese Freakshow namens Eurovision Song Contest ist ein hervorragender Anlass, samstagsabends ansatzweise feierlich ein Sektchen zu trinken und Salzbretzelchen zu knappern …
(Prima ablästern kann man dabei auch.)
Stabile Leistung mal wieder: Gänzlich unüberraschend sind wir auf dem letzten Platz gelandet!
Der Song war okay, jedenfalls auch nicht schlechter als vieles andere, was bei diesem grellen Spektakel dargeboten wurde. (Vor lauter Buntlicht und Geschrei und Nebel und Pyro und Gehopse und Stroboskopgeflacker konnte man erschreckend wenig Lied erkennen.) Und vom Schrägheitsfaktor her sollte die Performance von »Lord of the Lost« fürs paneuropäische Publikum eigentlich auch gepasst haben.
Aber hast du Kacke am Schuh, hast du Kacke am Schuh. Wir könnten wahrscheinlich auch die nächsten ABBA hinschicken und würden hinten landen. (Hätten wir das mit diesen Weltkriegen mal besser gelassen!) Okay, niedliche Mädchen und schräge Vögel funktionieren auch.
Musikalisch war heute jedenfalls nichts von Interesse oder gar Wert dabei. Schon beim Zubettgehen war mir keine Melodie mehr erinnerlich. Außer vielleicht das Siegerlied aus Schweden. Aber das liegt wohl daran, dass es dasselbe war wie vor elf Jahren, bloß mit anderem Text.
Nachdem sich die verklebten Stereozilien in der Cochlea wieder etwas entkrampft hatten, kam mir der Gedanke: Sollten wir uns nun vielleicht erst einmal zurückziehen, eine Kreativpause einlegen und vor allem die Finanzierung von dem Bums einstellen? Wäre ja mal eine Idee. Erinnert aber sehr an den dicken Jungen, der beleidigt vom Bolzplatz nach Hause läuft, weil er nie schießen durfte, – und den Ball mitnimmt.
Hilfreich wäre natürlich, wenn wir einfach mal wieder was Gutes hinschicken würden! Also etwas, das wir selber auch mögen. Oder zumindest kennen! Guildo Horn (7. Platz), Stefan Raab (5. Platz), Max Mutzke (8. Platz), Texas Lightning (15. Platz) und Lena (1. Platz und 10. Platz) waren zuvor in den deutschen Charts, oder es wurde bei der Lied-Auswahl ein mords Bohei darum gemacht.
Bei den Vorausscheidungen durch eine ominöse Jury hinter den Türen des NDR kam wie zu erwarten meistens auch etwas Ausgeschiedenes bei raus. Oder kann sich noch irgendjemand an Gracia (24./24), Cascada (21./26), Ann Sophie (27./27), Jamie-Lee (26./26), Levina (25./26), S!sters (25./26), Jendrik (25./26) oder Malik Harris (25./25) erinnern? Naaa?
Was natürlich schade ist: Peter Urban hört aus Altersgründen mit der ESC-Moderation auf. Die spöttische Stimme der Eurovision. So, das war‘s!
Interessanter Fakt:
Der erste deutsche Beitrag zum »Gran Premio Eurovisione della Canzone Europea« in Lugano 1956 war »Im Wartesaal zum großen Glück« von Walter Andreas Schwarz, der das autobiographisch geprägte Lied auch vorsang. Der oft genannte Freddie Quinn war bloß der zweite. (Damals durfte jedes Land zwei Beiträge pro Contest einreichen, mangels Masse im Teilnehmerfeld.) Es geht das Gerücht um, dass dieses Lied den 2. Platz erreicht haben könnte – die entsprechenden Unterlagen wurden jedoch vernichtet.
Sonntag, 14. Mai 2023
Karlspreis-Tag! Die Innenstadt glich – wie zu erwarten war – einem Hochsicherheitstrakt. (Wir Anwohner hatten einen Flyer der Polizei erhalten, wo man wann am besten nicht hingeht, weil man nicht durchkommt. Und dass man idealerweise stets einen Perso griffbereit habe.)
So sah es fast an jeder Ecke aus. Fühle mich jedenfalls voll sicher …
Spannung! Würde ER kommen? Also Wolodymyr Selenskyj. Der andere Preisträger (das ukrainische Volk) war ja schon da: Ungefähr 1.500 gelb-blau geschmückte Menschen zogen bereits mittags durch die Stadt und skandierten unter anderem »Slawa Ukrajini« und »Danke Deutschland«. #AachenStandsWithUkraine
Gestört wurden die friedlich Demonstrierenden allerdings von einer Handvoll Verblendeter vor dem Elisenbrunnen, die sie mit Getrommel niederzutönen versuchten und sie unter dem Deckmäntelchen des Friedens und der Liebe als Nazis und Faschisten bezeichneten.
Man kann ja zu politischen Themen durchaus differente Meinungen haben. Aber hunderte Geflüchtete und Leute, deren Heimat gerade von einem Irren zerbombt wird, live zu beleidigen, ist schon reichlich asozial.
Hey, ich fände Frieden und Verhandlungen auch toll! Doch dazu bräuchte es ein Minimum an Bereitschaft und Verlässlichkeit des Aggressors. Einfach nur aufgeben ist für einen Angegriffenen keine Option.
Wohl um nochmal zu zeigen, wes Geistes Kind er ist, hat Putin vor dem ESC-Auftritt gestern die Heimatstadt der beiden ukrainischen Teilnehmer bombardieren lassen, die weit im Westen liegt und für das Kriegsgeschehen völlig ohne Belang ist.
Daher passte der von Jacques Tilly gebaute Motivwagen aus dem letzten Düsseldorfer Karneval leider mal wieder sehr gut:
Wie gesagt, ob Selenskyj tatsächlich persönlich zur Preisverleihung erscheinen würde, war lange unklar. Vor zwei Wochen wurde eine entsprechende Nachricht aus Berlin geleakt, was das Ganze unwahrscheinlicher machte. Normalerweise erfährt man von seinen Reisen ja erst, wenn er da ist oder da war – wie auch umgekehrt, wenn Honoratioren in die Ukraine reisen. Aber durch den Leak war wieder offen, ob ja oder ob nein.
Doch als dieser Tage der Vorsitzende des Karlspreisdirektoriums mit breitem Grinsen im Gesicht einem Reporter sagte, dass man nichts wisse und auch nichts sagen könne, war klar: Der kommt!
Außerdem war er gestern beim Papst in Rom und heute beim Scholz in Berlin. Außerdem braucht er Europa. Um 16:38 Uhr dann Gewissheit: Im WDR konnte man sehen, wie Zelenskyy (Eigenschreibweise), begleitet von Olaf Scholz, Uschi von der Leyen, OBin Keupen und anderen, in den Krönungssaal einzog.
Kurz vorher hatte man es schon ahnen können anhand der Hubschrauberdichte über der City. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich seinen Wagen bei der Anfahrt abgeschossen habe:
Auch das wie damals bei Clinton, fast an derselben Stelle – nur von der anderen Straßenseite aus.
In echt gesehen habe ich ihn allerdings nicht. Man hätte sich vor Wochen schon als Journalist akkreditieren und vom BKA überprüfen lassen oder sich heute seeehr früh in eine Schlange einreihen müssen, die zeitweise von meiner Haustür bis zum Katschhof reichte!
Während der Live-Übertragung dachte ich nur: Hoffentlich schmeißt keiner eine Bombe.
(Und hoffentlich fällt der Orden nicht runter …)
Anschließend hätte man nochmals stundenlang rumstehen müssen (die Verleihung selbst ging ja schon mit über einer Stunde Verspätung los) – und es war natürlich bis zuletzt nicht klar, ob er denn nach der Veranstaltung auch noch auf den Katschhof kommen würde, um – wie für Preisträger üblich – dem Volk zuzuwinken und ein paar Worte zu sagen. (Auf so einer Bühne bietet man ja ein prima Angriffsziel für Leute, die einem Böses wollen. Das ist für einen der am meisten gefährdeten Menschen der Welt gerade kein so ideales Habitat.)
Doch auch auf den Katschhof kam er! Allerdings war der halbe vordere Platz abgesperrt, so dass für die seit Stunden Wartenden ohne 1A-Teleobjektiv grad mal gar nichts ging. (Trotzdem standen da eine Menge Leute mit ihren Handys im Anschlag; auf einer Aufnahme mit 79 Personen zählte ich später 68 Smartphones sowie drei Spiegelreflex-Kameras. Acht Personen schauten sich den historischen Moment wohl nur mit bloßen Augen an – dass es sowas noch gibt!)
Nachdem wir in ringelnatziger Manier also weise auf diesen Teil der Reise verzichtet hatten, gingen wir nach der Fernsehübertragung ganz entspannt mal einfach so Richtung Rathaus, ob man denn vielleicht doch einen kleinen Blick auf irgendwen erhaschen könne.
Kleiner Exkurs:
WDR!!! Da spielt das Orchester zum Abschied die berühmte Europahymne von Beethoven – und Ihr blendet mittendrin aus?! Um zunächst eine Reklame für drei Filme zu bringen, die Ihr in der Donnerstagnacht um 23:15 Uhr, 00:40 Uhr und 02:05 Uhr wiederholt zu versenden gedenkt, sowie dann die restlichen Minuten der angebrochenen weltwichtigen Sendung »Tiere suchen ein Zuhause«. Was machen Eure Programmplanung, die Bildregie und der Chef vom Dienst eigentlich beruflich?
Ich war kurz davor Euch zu loben. Denn wie Vladimir Golod und Sabrina Staubitz die leeren 70 Minuten Delay vor dem Akt kommentierend überbrückten, war schon sehr gelungen. Lasst die auch bei der nächsten Krönung mal ran!
(Übrigens finde ich, dass Bärbel Bas aussieht wie Sabrina Staubitz in blond.)
Hinter einer doppelten Absperrung am Hühnerdieb erspähten dann wir von der Polizei sicher bewacht ein paar leutseligere Promis: die bereits erwähnte Bundestagspräsidentin, den Herrn Bischof, die Frau OBin, den OB von Düsseldorf und ein paar andere. Die sieht man aber so auch schon mal im Alltag. Der Tross mit Selenskyj, Scholz, von der Leyen und anderen war schon durch und wieder weg. (Dahinbrausende Limousinen waren noch zu hören. Sowie dem Granusturm bedenklich nahe kommende Helis/Hubis zu sehen!)
Wir waren also schlicht zu spät dran, um noch einen Blick auf die Weltpolitik zu erhaschen! Was kommen die denn auch so schnell raus da? Das war ebenfalls anders als in den anderen Jahren: Da dauerte es nach der Preisverleihung immer noch eine ganze Weile, bis die Prominenz aus dem Rathaus heraus auf die Brüstung zum Volk kam.
Selfie ist mir daher nur so semi gelungen …
Naja, immerhin waren wir nah dabei. Und ich freu mich schon, wenn Selenskyj
nächstes Jahr entspannt wiederkommt, wenn der irre RuSSe mit zwölf Silberkugeln
in seinem Herzen längst bei den Würmern schimmelt Frieden herrscht!
Montag, 15. Mai 2023
Vor lauter Weltprominenz gestern ein Jubiläum vergessen:
Noch vor Bansch, Baozi, Boraki, Buuds, Chinkali, Chūkaman, Chuuschuur,
Empanadas, Etschpotschmak, Fishcakes, Frühlingsrolle, Gyōza, Jiaozi, Kärntner
Nudel, Kreplach, Mandu, Mantı, Maultasche, Modak, Momo, Pelmeni, Piroggi,
Samosas, Schamburak, Schlutzkrapfen, Siopao, Songpyeon, Tortellini, Tortelloni,
Tschebureki, Uszka, Wan Tan, Wareniki und Xiaolongbao sind
Dosenravioli in Tomatensoße wohl die größte kulinarische Bankrotterklärung
Errungenschaft der Teigtaschenbranche!
Welcher Mutter waren sie noch nicht Retter in der Not, wenn die hungrige Brut nach Essbarem verlangte, kurz bevor sie zur Spätschicht musste? Welchen Studenten haben sie nicht vorm garstigen Hungertod am Monatsende in der kargen, nur gaskochergeheizten Butze bewahrt? Und welchem Festivalbesucher waren kalte Dosenravioli und warmes Bier keine lukullische Offenbarung nach einem langen Tag im schlammigen Moshpit – und nachdem man die Dose mit einem Schlitzschraubendreher ohne nennenswerten Blutverlust aufgeprokelt bekommen hatte?
Gestern vor 65 Jahren, am 14. Mai 1958, rollte die erste Dose Ravioli im Maggi-Werk in Singen am Bodensee vom Band. (Von jenseits der Alpen hörte man der Sage nach leises Wehklagen … Doch das waren die Fünfziger, das war la Deutsche Vita.)
Leider gehört die Marke Maggi zum Nestlé-Konzern – und ist somit ungenießbar.
Es gab in den frühen 80er Jahren im ZDF die gleichnamige Serie »Ravioli«, in der die Eltern der sechsköpfigen Familie für drei Wochen zum Kururlaub an die Ostsee (im Norden) verreist waren und den Kindern Haushaltsgeld für diese Zeit überlassen hatten. Ganz pfiffig investierte der Nachwuchs es in Unmengen von billigen Ravioli-Konserven – und erfüllte sich vom restlichen Betrag langgehegte Wünsche.
Denkfehler dabei: Nach ein paar Tagen Ravioli wird man ihrer überdrüssig … – Ausgangspunkt für mancherlei Verwicklung.
Die Idee stammte von Justus Pfaue, aber das war eh klar, denn der hat ja die Drehbücher der halben 80er geschrieben (»Timm Thaler«, »Merlin«, »Manni, der Libero«, »Silas«, »Jack Holborn«, »Mandara«, »Nesthäkchen«, »Patrik Pacard«, »Teufels Großmutter«, »Die Wicherts von nebenan«, »Anna« etc.). Unter anderem spielte die damals achtjährige spätere Stimme von Leo DiCaprio, Gerrit Schmidt-Foß, mit – erschreckend oft mit ohne was an!
(Bei Youtube findet man alle 13 Folgen »Ravioli« zum Durchbingen.)
Dienstag, 16. Mai 2023
Der Dom sieht komisch aus heut Nacht …
Ist es »Krieg der Welten« oder »Rise of the Machines«?
Viel profaner: Die Mayrische Bruchhandlung kriegt was aufs Dach. Um ein Uhr waren sie immer noch zugange mit rangieren und flexen und klopfen. Ich finde, diese ehemaligen Buchkrämer hätten im Rahmen eines guten Nachbarschaftsverhältnisses ruhig mal ankündigen können, dass sie mitten in der Nacht unter der Woche Krawall zu machen beabsichtigen. Kleiner Zettel im Hausflur hätte gereicht. Vielleicht noch einen Gutschein dazu; egal ob für Kaffee oder Buch!
Mittwoch, 17. Mai 2023
Wie süß: Der »Godfather of AI«, Geoffrey Hinton, hat bei Google gekündigt und warnt nun vor den Gefahren der künstlichen Intelligenz. Und der ChatGPT-Macher und OpenAI-Chef Sam Altman ist besorgt, dass künstliche Intelligenz für politische Zwecke missbraucht werden könnte. Ja? Nein! Doch! Oh … Das konnte man ja nicht ahnen!
Übersetzt heißt das:
So Kinners, hier habt ihr ein wirklich, wirklich scharfes Messer. Schält bloß Kartoffeln und schneidet nur Apfelschnitze damit – aber stecht euch bitte nicht gegenseitig ab!
Donnerstag, 18. Mai 2023
Himmelfahrt. Vatertag. Aber kein Karlspreis! Was denn hier lous?
Doch echte Väter waren heute ohnehin nur wenige unterwegs; eher erlebnisorientierte Jungmänner. Denn so viele Väter zwischen 16 und 21 kann es unmöglich geben!
Sowieso ein schräger Brauch: Da bist du Vater – und verpisst dich aus diesem Anlass vor deiner Familie, dank derer du diesen Anlass überhaupt erst hast? Wahrscheinlich ist das sowas wie ein Initiationsritus: Wenn man so und so viel saufen kann, ist man danach ein richtiger Mann. (Also saufen – nicht vertragen …)
Apropos Vatertag. Den Muttertag am letzten Sonntag hatte ich auch vergessen …
Und das zum 100-Jahre-Jubiläum!
Wobei der Muttertag inzwischen einen schlechten Leumund hat. Er wäre antifeministisch, von den Nazis eingeführt worden und sowieso.
Nun ja, wenn wir alles nach der Kategorie feministisch einordnen wollen, können wir den Laden gleich zusperren. Mutterschaft ist so ziemlich das Weiblichste wo gibt!
Und erfunden wurde der Muttertag auch nicht von den Herren Nazis, sondern von einer Frau in den USA zu Ehren ihrer verstorbenen Mutter; in Deutschland etabliert hat ihn 1923 der Verband Deutscher Blumengeschäftsinhaber …
(Die Nazis haben sich ihn bloß geschnappt und im Rahmen ihrer Rassenideologie besonders kinderreichen Müttern als Heldinnen des Volkes auch noch ein Mutterkreuz umgehangen, damit die weiterhin für genug »arischen« Nachwuchs für die Weltherrschaft sorgten.)
Was ist daran schlecht, die Mutter zu ehren? Und ihr ein Blümchen zu kredenzen – oder was sie sonst gerne mag?
Und woher kommt dieser Hang, gleich alles abschaffen zu wollen, was einem nicht passt? Nicht jeder feiert Muttertag. Es muss auch niemand Muttertag feiern! Es feiern ja auch nicht alle Weihnachten, Opferfest, Chanukka oder Pastafest – schafft man das deshalb ab oder verbietet es jemandem?
Klar, die Rahmenbedingungen sind schon krass unterschiedlich: Die Vatis kriegen einen eigenen freien Tag und dürfen mit ihren Kumpels durchs Gelände; die Muttis müssen sich noch vor dem Aufstehen über verbrannten Toast, dünnen Kaffee und hässliche Basteleien frühsonntagsmorgens im Bett freuen – und später die Küche putzen …
Muttis, was hindern Euch daran, den Tag so zu begehen, wie ihr wollt?! Schnappt euch eure Besties, packt ordentlich Prosecco, Lillet oder von mir aus auch Büchsenbier in einen Bollerwagen und karriolt damit durch die Landschaft! Oder setzt Euch gepflegt in ein Café oder ein Steakhouse, während Papa und die Kids zuhause Hause den verbrannten Toast essen und schale Lorke süffeln. (Danach gefallen euch die Kindergartengemälde eurer Nachkommenschaft, die ihr anstandshalber die nächsten zwölf Monate am Kühlschrank ertragen müsst, gleich viel besser.)
Freitag, 19. Mai 2023
Bei der Fahrt in die Heimat hatte ich diesmal Pech mit dem Fahrzeug: Dieser Leihwagen gängelte mich in einer Tour! Alle paar Minuten gab’s grundlos ein Warnsignal und eine Meldung: »Geschwindigkeit prüfen Vorsichtig fahren«
Auch wenn ich mit deutlich unter 100 km/h in einer 100er-Zone unterwegs war! Oder unter 70 in der 70er-Zone und Ähnliches.
Aber das Schlimmste: Als WDR5 etwas über Grace Jones brachte, die heute 75. Geburtstag hat, wollte ich natürlich flott lauter drehen. Doch eine Anzeige auf dem Display schwadronierte was von »Key-Protection« und verhinderte, dass ich die Lautstärke über zwölf Uhr hinaus drehen konnte!
Auf die Schnelle kam ich natürlich nicht dahinter, wie ich diesem Missstand abhelfen könnte.
Erst später ergaben Internetrecherchen, dass man mit der »innovativen Ford MyKey-Funktion« im Bordcomputer »eine Reihe von Fahrzeugeinstellungen für den programmierbaren Zweitschlüssel« festlegen kann, »zum Beispiel eine Begrenzung der Höchstgeschwindigkeit oder Radiolautstärke, ein Geschwindigkeitswarner sowie ein erweitertes Warnsystem bei nicht angelegten Sicherheitsgurten«.
Was ein Schwachsinn bei einem Mietwagen, den ständig wer anderes fährt! Ich habe nicht die geringste Lust, mich vor jeder Fahrt ins Handbuch zu vertiefen und ominöse Einstellungen zu konfigurieren.
Außerdem: Solange es noch kein Autonomes Fahren auf Level 5 gibt, entscheide ich selber, wegen was ich taub werde und ob ich mich tot fahre!
»Grace Jones«, 50 × 70 cm, Acryl auf Leinwand, 2020
Das griechische Restaurant Poseidon in Gerolstein hat ein neues Logo:
Der kleine Grillteller ist von gleichbleibender Güte!
Mir fiel auf, dass nebendran jedoch ein Verkehrsspiegel beschädigt worden war:
Diese Schandtat fand allerdings bereits Eingang in die Berichterstattung desTrierischen Volksfreunds:
(Irgendwie müssen die ja ihre eine Seite Vulkaneifel vollkriegen …)
Samstag, 20. Mai 2023
Erst- und eventuell auch letztmalig standesamtliche Trauung im Foyer des Rathauses Gerolstein:
Sonntag, 21. Mai 2023
Meinen aufsteigenden Hass auf die dutzenden lauten Motorradfahrer in der kurvigen Eifel, die riskant überholten und auf meine Seite der Fahrbahn ragten, versuchte ich mittels Dlf Kultur zu bändigen. (WDR5 kann man sonntagmorgens ja nicht anhören, sonst steigt Weihrauch aus den Lautsprechern.)
Man brachte das klassische Klingende Sonntagsrätsel, in den Sechzigern entwickelt von Hans Rosenthal. Weil die Vereinten Nationen den 21. Mai zum Internationalen Tag des Tees ausgerufen haben, drehten sich heute in Ausgabe № 2913 alle Fragen mehr oder weniger um das Thema Tee.
Wenn man kein Internet, sondern nur seine Ohren auf der Landstraße und sein Großhirn am Start hatte, waren die Fragen durchaus anspruchsvoll:
1. Frage
Wie heißt die Operette, aus der das Duett »Bei einem Tee à deux«, gesungen von Ingeborg Hallstein und Heinz Hoppe, stammt? Kleiner Tipp: Komponiert hat sie Franz Lehár; das Libretto schrieben Fritz Löhner-Beda und Ludwig Herzer. (Kleiner Nicht-so-Fun-fact: Derselbe Lehár hat später nichts dagegen unternommen, dass sein Freund und Kollege Löhner-Beda ins KZ kam …)
(3. Buchstabe im letzten Wort)
2. Frage
Welches Land hatte den höchsten Pro-Kopf-Verbrauch an Tee in den letzten Jahren. (China und Großbritannien waren es nicht.)
(5. Buchstabe)
3. Frage
Welcher der beiden Brüder/Bandgründer der Kinks schrieb und sang 1971 das Lied »Have A Cuppa Tea«?
(3. Buchstabe des Vornamens)
4. Frage
1995 sang Rainhard Fendrich »Was war da in dem Tee drin?«. Von welcher Gruppe wurde das von John B. Sebastian 1966 geschriebene Original unter dem Titel »Daydream« aufgenommen?
(1. Buchstabe vom ersten Wort oder letzter Buchstabe vom letzten Wort)
5. Frage
Wie heißt die psychotrope Substanz, die im Tee enthalten ist, sofern es sich nicht um Kamillentee handelt?
(2. Buchstabe)
6. Frage
Wie heißt der ehemalige Schlagzeuger der Band Cream, der sich 1992 über die Schwierigkeiten, die US-Amerikaner mit der Tee-Zubereitung haben, als Gastsänger der Gruppe Masters Of Reality in dem Lied »T.U.S.A.« vom Album »Sunrise On The Sufferbus« aufregte?
(3. Buchstabe des Vornamens)
Wer bitte ist denn da die Zielgruppe?! Das weiß doch keiner alles!
Ein Hinweis zum Lösungswort machte aber die 30 Minuten langwieriger Rätselei obsolet: »Gesucht ist ein Eigenname mit sechs Buchstaben und zwei Silben, den es seit 1972 nicht mehr gibt, das Wort aber schon.«
Name; sechs Buchstaben; hat was mit Tee zu tun: Hm, was könnte das wohl sein?
A-S-S-A-M, D-A-R-J-E-E-L-I-N-G oder E-A-R-L-G-R-E-Y?!
Oder vielleicht R-U-M-P-E-L-S-T-I-L-Z-C-H-E-N?
Ich tippe ja auf den guten S-R-I-L-A-N-K-A-Tee …
Vor den Gewinn hatte der Deutschlandfunk jedoch hohe Barrikaden eingezogen:
»Schreiben Sie uns die Lösung per Postkarte an die Adresse Postfach XYZ – oder schicken sie uns ein Fax an NNN … Sie können natürlich auch mailen.«
Puh, ich bin erleichtert! (Wer ist da nochmal der Adressat? Die Fanbase von Hänschen Rosenthal aus den 60ern?)
Die Auflösung gibt’s in zwei Wochen …
Hallo?! In zwei Wochen ist die Hälfte der Zielgruppe schon tot!
Ein lauschiger Frühsommerabend am offenen Fenster. – Welcher verfickte
Scheißhaufen Unhold muss denn jetzt hier grillen?!
Montag, 22. Mai 2023
Oha, da hatte keiner gegrillt: Das leerstehende, ehemalige EBV-Verwaltungsgebäude in Herzogenrath ist gestern abgebrannt …
Dienstag, 23. Mai 2023
Heute lag ein Brief im Postkasten, adressiert an eine Frau, die mir unbekannt ist. Getippte Adresse im Sichtfensterumschlag, kein Absender, Poststempeldatum 16.05.2023 – also aktuell. Die Straßenangabe stimmte zwar, auch der Ort – doch anhand der Postleitzahl könnte ich mir vorstellen, dass des Absenders Datenbestand ein wenig veraltet ist: D-5100 Aachen …
Mittwoch, 24. Mai 2023
Tina Turner ist gestorben. Das ist schlimm, aber mit 83 nicht gar so überraschend. Dem Vernehmen nach hatte sie nach Ike ja noch ein erfülltes Leben. Andere mussten viel früher gehen. (Was hätte David in weiteren 14 Jahren nicht noch alles erschaffen können!)
Facebook werde ich nun für drei Tage abschalten, denn fast alle posten nun ein RIP für sie. (Und können wahrscheinlich nur die Handvoll Lieder aufzählen, die bereits bei WDR2 totgedudelt wurden.)
Mich würde interessieren, wie man als Rockstar als Neuzugang im Himmel aufgenommen wird: »Und, wie viele RIPs hast Du auf Facebook bekommen?«
Tolle Frau, starke Type, krasse Vita, inspirierendes Idol, einverstanden.
Ihre Stimme mochte ich jedoch nie. Quäkig, gepresst, blechern. Sorry Fans.
Und weitere unpopular opinion: Ihr musikalisches Œuvre ist auch
eher überschaubar. Eine Menge 80er Plastik, aber auch danach alles recht
ähnlich klingend, wie ich beim kurzen Skippen durch Spotify erfuhr. Der
letzte erinnerungswürdige Song war 1995 »Golden Eye«; von früher
gäbe es noch »Break every rule«, »Private Dancer«, »Tonight«
mit Bowie und die PLUS-Werbehymne »Wir wollen alle prima
leben und sparen« »We Don’t Need Another Hero«, das war’s
dann aber auch.
Und? Wie viele Leser weniger hab ich jetzt?
Donnerstag, 25. Mai 2023
Heute feiern wir 5 Jahre DSGVO!
*konfetti!*
(Was hat sie unser Leben nicht bereichert und erleichtert …)
Manchmal kommt bei Jodel auch noch was anderes als das übliche Ich-will-eine-Freundin-Mimimi:
Photoshop war ja schon immer ein Zauberkästchen. Nun hat Adobe aber nochmal eine Schüppe draufgelegt und eine KI-Funktion namens Generative Fill in die neueste Beta-Version 24.6.0 gepackt, die es seit vorgestern gibt.
Man kann damit Bildinhalte nun auch per Kurztext entfernen, ändern oder ergänzen – ohne selber rumpixeln zu müssen. Dazu markiert man einfach den gewünschten Bereich im Bild und tippt in die eingeblendete Textbox seine Wünsche ein. Die KI, die bei Adobe Firefly heißt, erzeugt dann die gewünschte Änderung – und zwar in weniger als einer Minute!
Nehmen wir einmal dieses harmlose Handybild vom Campus Melaten gestern Abend: Nette Schäfchen grasen im Hang, im Hintergrund der klobige Klinikum-Bunker an einem lauen Frühsommerabend:
Soweit ganz nett. Mir war es vom Bildaufbau her im Vordergrund aber etwas zu leer. Die Damen gestern beim Mahle stören, das wollte ich nicht, so dass ich heute innerhalb von Sekunden zwei Zibben habe ergänzen lassen.
Ganz passabel, oder? Ich glaube, niemand hätte es bemerkt, wenn ich dieses Bild zuerst gezeigt hätte.
Man kann natürlich noch weiter machen …:
Wie mein Freund Dinda sagen würde: Now isn't that amazing!
(Das erinnert ein wenig an die Kritzeleien aus der Schulzeit. So manch dröge Unterrichtsstunde verbrachte man ja damit, detailreiche Wimmelbilder mit juvenilem Gedankenunfug aufs Karopapier zu skribbeln. Oder daheim mit mehr Muße und Gesellschaft auf die DIN-A1-Schreibtischunterlagen.)
Das waren natürlich mehrmals diese beiden Schritte Markieren und Promptzeile ausfüllen. Doch jedes Mal erschienen bereits ein halbes Minütchen später drei Vorschläge, von denen man einen auswählen – oder die KI zur Herstellung weiterer Versionen auffordern kann.
Nicht alles ist gelungen, aber vieles. Man braucht keine passenden Motivvorlagen
zu suchen oder sie gar selbst zu photographieren. Und Licht, Perspektive
und Farbigkeit passen automatisch! Das Compositing von Hand in dieser Qualität
würde viele Stunden dauern. (Nun ja, man kann sich natürlich auch beim Quatsch
Ausdenken streng wissenschaftlichen Experimentieren gehörig verzetteln …)
Ich hätte die Landschaft gerne noch weiter ausmalen lassen, jedoch: »Das System ist gerade ausgelastet. Bitte warte und wiederhole Deine Anfrage in Kürze.« Wahrscheinlich war Amerika da gerade online gegangen. Abgestürtzt ist das Proggy auch öfters; aber ist halt ne Beta.
Die armen Koryphäen, die sich über Jahre/Jahrzehnte Bild-Bea mit Kanälen, Ebenenmasken, Gradationskurven, Füllmodi, Tonwertkorrekturen und Einstellungsebenen draufgeschafft haben! Den Job macht nun ein Stück Silikon, wen juckt das schon.
Einschränkungen gibt es allerdings auch: »F-16« und »Penis« widersprechen zum Beispiel den Nutzungsbedingungen, da ist man rigoros. (Hat sich was mit freier Kunst!) Und auch der eigentlich befohlene Coca-Cola-Schriftzug auf dem roten Truck wurde mir verwehrt. Ach, und Photoshop akzeptiert derzeit nur englischsprachige Beschreibungen. Sinnvoll ist, wenn man bei solch umfangreichen Composings sein Bild von hinten nach vorne aufbaut – sonst übermalt man sich bereits Generiertes wieder. Und allzu groß sollten die markierten Bereiche auch nicht sein, sonst kommt da Käse bei raus.
Immerhin: Diese KI wurde auf Grundlage Millionen lizenzierter Bilder aus der eigenen Datenback Adobe Stock trainiert, um sicherzustellen, dass Firefly keine Inhalte generiert, die auf dem geistigen Eigentum anderer Creator basieren, die das nicht wollen. Das ist nett. Andere KI-Services bedienen sich ungefragt am reichhaltigen Büfett der Bildersuche im weltweiten Web.
Firefly in der Beta kann man übrigens auch ohne Photoshop auf der Adobe-Seite firefly.adobe.com testen. Dort gibt es das beschriebene Generative fill, das schon altbekannte Text to image und ganz neu hübsche Text effects:
»Hallo zusammen, hier ist wieder ›quer‹!«
Und zwar schon seit 25 Jahren. Aus diesem Anlass gab es heute eine neunzigminütige Sondersendung mit Christoph Süss vor Live-Publikum. Ois Gude, Oida!
Bestes Zitat: »Satire, dös is, wenn mo an Witz macht, wenn’s eh scho z‘spät is …«
Freitag, 26. Mai 2023
Schau an, man braucht gar keine Klimakleber: Schon der Beginn des langen Pfingstwochenendes führt zu mehr als 570 Kilometern Stau, allein in NRW …
Wann werden bei den Pfingsturlaubern Razzien veranstaltet wie bei der Klimaschutzgruppe »Letzte Generation« vergangene Woche? Wegen des Vorwurfs der Bildung oder Unterstützung einer kriminellen Vereinigung waren in sieben Bundesländern mehrere Wohnungen und Geschäftsräume untersucht – und auch deren Homepage abgeschaltet worden! Entschuldigung, aber: Leben wir neuerdings in China, Nordkorea oder Russland? Auf dieser HP wurden weder Waffen, Drogen noch Kinderpron verkauft. Und selbst Bernd Höcke darf noch frei sprechen.
Man kann die Aktionen dieser Gruppe ja »bekloppt« finden wie unser Kanzler und Nötigung als Mittel der Politik ablehnen, aber gegen deren Ziele, nämlich effizientere Maßnahmen gegen die Klimakrise, dürfte im Grunde doch niemand etwas einzuwenden haben. (Und speziell wenn ich mir das aktuelle Blockadegebaren der FDP ansehe, kommen mir Zweifel, wo Nötigung anfängt oder aufhört …)
Ich kann mich auch nicht daran erinnern, wann die Leute der Letzten Generation sich je dagegen gewehrt hätten, als sie von der Polizei losgeleimt oder von Autofahrern beleidigt, bedroht oder angegriffen wurden. »Kriminell« ist irgendwie anders. Es würde mich daher nicht wundern, wenn sich viele Menschen nun mit der Letzten Generation solidarisieren würden …
Samstag, 27. Mai 2023
Die Kurpark-Terrassen in Burtscheid wollen nicht mehr Kurpark-Terrassen heißen. Sondern viel moderner als als Kurpark-Terrassen fürderhin nur noch als Park-Terrassen bezeichnet werden.
(Dabei befinden sie sich im Kurpark, und dahinter ist das terrassenartig angelegte Kurpark-Terrassen-Gelände – dadurch ist man leicht zu finden und zu erinnern.)
Doch was machten die neuen Betreiber der Kurpark-Terrassen nun? Sie benannten ihre Facebook-Seite um. So weit, so logisch. Die Kurpark-Terrassen heißen bei FB nun jedoch »Park Terrassen Events & Restaurant ehem. Kurpark Terrassen«.
Sehr griffig …
(Inklusive Deppen-Leerzeichen; gleich zwei Mal.)
Also, merkt es euch: Die Kurpark-Terrassen heißen nicht mehr Kurpark-Terrassen! Vergesst den Namen Kurpark-Terrassen ganz schnell. Und redet nie wieder von den Kurpark-Terrassen!
Spoiler: Also, wenn ich eines Namens ledig werden wollte, würde ich ihn tunlichst nie, niemals und nirgendwo mehr verwenden! Fragt mal den ehemaligen Genesis-Sänger.
Thema des Tages war aber eigentlich: Fußball.
(Herzlichen Glückwunsch zur Vizemeisterschaft, BVB!)
Borussia Dortmund hatte es in der Hand, im letzten Spiel der Saison – Spannung! – deutscher Meister zu werden. Statt des FC Bayern München, der das irgendwie immer wird und den trotzdem niemand mag.
Ich hab ja keine Ahnung. Die Deutsche Fußballmeisterschaft der Männer des DFB, das ist dieser Bewerb mit der Schale – nicht der mit dem Pokal, der Medaille, der Siegerurkunde, dem Orden oder der Turnierschleife. Das Motto für alle Fans lautet ungefähr: »Olé olé, meine Mannschaft hat eine andere Farbe an als deine Mannschaft, olé olé!« (Moritz Neumeier)
Farblich wusste ich, wo ich zu stehen hatte:
Die Preise für Tickets und Miet-Zimmer in DO explodierten in vierstellige Höhen. Der Verein rechnete mit dem Ausnahmezustand und plante die ganz, ganz, ganz große Meister-Sause, mit kilometerlanger Parade quer durch die Stadt.
Nun ja …
Der WDR brachte ab 17:15 Uhr eine Sondersendung. Reporter standen in Kneipen und auf dem Borsigplatz und befragten bangende schwarz-gelbe Fans. Da man keine Bildrechte besaß, durfte man öffentlich-rechtlich keine Filmschnipsel zeigen; auch nicht als Beifang im Hintergrund. Das Ganze war ein bisschen wie 1954, als halb Deutschland am Radio klebte: »Aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen…«
Rahn schoss damals zwar, aber heute auch die Bayern – und zu wenig die Borussen.
Ab 17:30 Uhr schaltete man wieder zu den Reportern in den traurigen Kneipen
und auf dem fast leeren Borsigplatz …
Pfingstsonntag, 28. Mai 2023
Netflix macht ernst und will nun auch hierzulande geteilte Konten unterbinden. Und Disney+ löscht sogar Filme und Serien aus dem Katalog! Prima, dann kündige ich eben. Die meiste Zeit verbringt man ohnehin damit, sehenswerte Filme rauszusuchen. Das kann ich genau so gut und genau so lange auch in den Mediatheken von ARD und ZDF! Und von Star Wars hab ich inzwischen genug gesehen, ich brauch nicht noch die Lebensgeschichte des siebzehnten Sturmtruppler von links. Lese ich eben wieder Bücher, so!
(Spaß!)
Pfingstmontag, 29. Mai 2023
Die Türkei hat stichgewählt. Mit 52,1 % für den aktuellen/nächsten Präsidenten Erdoğan und 47,9 % für seinen Herausforderer Kılıçdaroğlu war das eine verdammt knappe Kiste. Besonders viele Stimmen hat Erdoğan mal wieder von den Deutschtürken erhalten. Genau mein Humor: Hier in Frieden, Freiheit und Wohlstand leben – und den Landsleuten daheim einen reinwürgen!
Und würde das noch nicht reichen, veranstalteten ziemlich viele junge migrantische Halbstarke rotbeflaggte Autokorsos zu Ehren ihres großen Führers. Liebe Leute der dritten bis vierten Generation, setzt euch doch bitte in eure getunten BMWs und zu fünft geleasten AMGs und fahrt nach Ankara, um zu gucken, wie toll das da unter Erdo läuft, und dort zu bleiben!
Eine türkischstämmige Freundin repostete eben einen Beitrag zum gleichen Thema von 2018:
Dienstag, 30. Mai 2023
Am 30. Mai ist der Weltuntergang, wir leben nicht mehr lang, wir leben nicht mehr lang! Und wie passend: Hunderte KI-Experten warnen aktuell in einem gemeinsamen Statement vor dem Ende der Menschheit:
»Es sollte global priorisiert werden, das Risiko der Auslöschung durch KI zu verringern – auf einer Stufe mit anderen Risiken für die gesamte Gesellschaft, wie etwa Pandemien und Nuklearkrieg.«
Hört, hört! (Hey, diesen sperrigen Satz hat doch sicher eine KI formuliert!) Leider ist die Büchse der Pandora bereits geöffnet. Hätten wir mal gut nicht so viele Captcha-Rätsel gelöst! Ich glaube zwar nicht, dass Skynet schon morgen damit anfangen wird, Terminatoren zu bauen, um die Menschheit auszulöschen. (Das kriegen wir schon prima selber hin.) Aber skrupellose Machthaber in autoritären Systemen pfeifen auf irgendwelche humanistische Resolutionen: Wenn die etwas als Waffe erkennen, werden sie es als Waffe einsetzen. Wann wäre es je anders gewesen? (»Schwarzpulver? Super Sache, wen könnten wir damit denn mal töten?«) Und dann wird KI-Rechenpower eben nicht nur zur schnellen Entwicklung neuer Medikamente verwendet, sondern zur Herstellung gefährlicher Giftstoffe und Kampfmittel.
Mittwoch, 31. Mai 2023
Vor dem Weltuntergang können wir aber noch fein shoppen! Bis vor zwei Wochen hatte ich von diesem Laden noch nie etwas gehört, doch seitdem werde ich auf allen Kanälen mit deren Reklame zugeschissen. Facebook, Insta, TikTok, Tumblr, Twitter, YouTube, Spiegel und diverse andere Homepages sind voll von »TEMU«-Annoncen. Die wollen den Markt wohl so rrrichtig aufrollen! (Absichtlich keine Verlinkung!)
Zunächst dachte ich, das ist bestimmt so ein fauler Schmu, denn da wurden Produkte zu absurd niedrigen Preisen angeboten.
Inzwischen habe ich ein wenig recherchiert und bin mir sicher, das ist fauler Schmu!
Zunächst hat diese Firma Stand heute nämlich keinen deutschen Wikipedia-Eintrag. (Hat man da vor lauter wohlmeinenden Copy&Paste-Kommentare in den einschlägigen Bewertungsforen etwa vergessen einen Wiki-Eintrag zu faken?)
Ferner kann deren Sortiment nur ansehen, wer die entsprechende App installiert hat – die unnötig viele Berechtigungen haben will. (Was geht einen chinesischen Online-Höker meine Kontaktliste an?! Und wozu brauchen die meine Telefonnummer? Es rufen schon so genug Idioten an.)
Die Produkte sind tatsächlich sehr viel billiger als anderswo. (Hm, wann nochmal hatte zuletzt eine Firma was zu verschenken …?) Beispielsweise Turnschuhe für 2,32 € statt für 49,99 € – das ist eine Ermäßigung von 95 %! Oder ein Rucksack für 0,47 € – wahrscheinlich ist der auch jeden Cent wert …
Das Marketing-Gebaren schreckt ebenfalls ab: Penetrante Werbung, inflationäre Rabattcodes und Gutscheine, die man nur bekommt, wenn man Einladungslinks an seine Freunde und Familie verschickt. (Wer braucht schon Freunde, wenn er was sparen kann!)
Der Claim »Shoppe wie ein Milliardär« klingt nicht sonderlich seriös, könnte angesichts der Preise und Rabatte aber sogar stimmen. (Allerdings würde ein Milliardär sich nicht Loft und Landhaus mit Billigscheiß zuramschen – dafür ist dem sein Geld zu schade.)
Die Produkte kommen gar nicht direkt von TEMU, sondern meist von anderen Anbietern aus Fernost; da sollte man etwaige Zollgebühren oder Einfuhrbeschränkungen im Hinterkopf haben und sich auf eine Menge Spaß bei Rückgaben oder Reklamationen beim fremdsprachigen Kundendienst in einem ausländischen Rechtssystem einstellen.
Aber Hauptsache: Billig!!! Die Welt ersäuft ja noch nicht genug in überflüssigem Plastikscheiß und Elektroschrott, also immer schön weiter so! Kost' ja nichts …
(Und der örtliche Einzelhandel wartet ja auch noch immer auf seinen Todesstoß!)
Früher schrieb man Tagebücher und war sauer, wenn sie einer las.
Heute postet man alles online und ist sauer, wenn es keiner liest.
PS: Just heute hat Der Postillon seine eigene KI auf die Menschheit losgelassen: Viel Spaß mit DeppGPT!