Montag, 1. August 2005
Was ich da im »Spiegel« lese, gereicht meiner
Kinnlade zum Auf-die-Tischplatte-Knallen:
So recht er mit seinen Forschungsergebnissen ja hat: Muss
der Kerl so heißen wie ich?!
Mittwoch, 3. August 2005
Die dpa meldet, Aachen sei die »Hauptstadt der Singles«
mit 59 Prozent Single-Haushalten.
Dann sind wir ja genau richtig hier.
Doch der typische Öcher Single ist mitnichten eine vernachlässigte
Mittzwanzigerin mit Tendenz zur Nymphomanie, sondern meist
Angehöriger der Altersklasse ab 65. Noch nicht ganz meine
Zielgruppe …
Donnerstag, 4. August 2005
Weinfest auf dem Katschhof, die CDU verteilt Käsehäppchen
– wenn das mal nicht passend ist.
Montag, 8. August 2005
Falls ich je vorhatte abzunehmen, war die Anschaffung eines
Zweirades eine Fehlinvestition. Kann sich jemand vorstellen,
wie schnell ich nun beim Lindt-Werksverkauf bin?! (Das ist
dieser Aldi für Schoko, hinter dem Kirmesplatz.)
Habe eben natürlich viel zu viel eingekauft. Nicht nur
dass ich beim Streifen durch die Regalreihen mehr als genug
ins Körbchen getan hätte, nein: An der Kasse machte
mich die Kassiererin darauf aufmerksam, dass der Preis für
den Siebenerpack Schokolade für zwei Packen gelte –
und ich mir noch einen weiteren nehmen solle. Nicht zu sprechen
davon, dass ich über der 25-Euro-Marke lag und deshalb
noch ein Bündel leicht verderblicher Ware gratis dazubekam
… Außerdem eine Tube weiße Schokoladencreme
zum Garnieren. Ein hübscher Kontrast zu Nutella, damit
kann man lustige Gesichter aufs Brot malen. Es geht doch nichts
über ein gesundes Frühstück.
Dienstag, 9. August 2005
Ich habe hervorragende Abnehmerinnen für meine Schokoladenberge
gefunden: Erzieherisches Fachpersonal, das Nervennahrung gut
gebrauchen kann.
Auch bei den Behüteten bin ich scheint’s beliebt,
ganz ohne Bestechung durch Schoki. Ich wollte ja nur kurz
»etwas« (in neutraler Verpackung) abgeben, doch
als mich lieben Kleinen so nett umzingelten, musste ich ihnen
einfach ein paar Bücher vorlesen.
So Kitas haben echt Vorteile: Erstens ist dort anders als
im eigenen Heim alles kindgerecht eingerichtet, da können
die Rangen toben und spielen und beim Essen alles einsauen,
wie sie wollen. (Tun sie auch reichlich.) Und zweitens kann
ich ja gehen … Versiffte Polster und herzzerreißende
Zubettbringdramen bleiben mir einstweilen erspart.
Samstag, 13. August 2005
Wahrscheinlich bin ich mal wieder der letzte, der’s
bemerkt hat, aber ich muss es dennoch hier kundtun: In der
Annastraße gibt es einen irischen Laden namens The
Cottage mit langgesuchten Spezialitäten, zum Beispiel
echt englischem Malzessig für Fish'n'Chips – gerne
auch ohne Fish –, sowie Clotted Cream, einer Art Sahne
mit 55 Prozent Fettanteil, holla!, hervorragend passend zu
Scones. Angesichts des Wetters ist es höchst vernünftig,
sich einen soliden Speckvorrat anzulegen. (Das bringe echt
nur ich fertig: Im Winter ab- und im Sommer zunehmen. Fünf
Kilo hab ich schon …)
Sonntag, 14. August 2005
Ich bin ja sooo müde! Obwohl ich letzte Nacht nur brav
ein Silberscheibchen angeguckt habe – und nicht insomnisch
zu einschlägig vorstrafenden Tanzlokalitäten gezogen
bin. Mein Wahl fiel auf »Strange Days«, einen
Spitzenfilm, allerdings mit Überlänge (140 min)
und daher nicht unbedingt die beste Wahl, wenn man erst mitten
in der Nacht startet.
Ich habe ihn erst viermal gesehen und weiß auch noch
genau wann: 1996 zweimal nacheinander im Kino, am Abend des
31.12.1999 und eben gestern nacht. Die Handlung spielt am
31.12.1999, die Welt starrt gebannt auf das »Millennium«
– ein Begriff, der sich dankenswerterweise so gänzlich
aus dem deutschen Wortschatz zurückgezogen hat. Der Film
ist jetzt also Retro-Science-Fiktion. Der SF-Anteil ist jedoch
minimal und mithin tolerabel. Das einzige technische Gerät,
das es noch nicht gibt, ist ein Rekorder um Gedanken und Erlebnisse
aufzuzeichnen. (Hey, wie geil wär das denn!) Die Story
ist vielschichtig, wie es sich für einen guten Film gehört,
es gibt gute Schauspieler, spitzen Soundtrack, stimmige Atmo
– was will man mehr.
Der Film war ein Schnäppchen: Neuerdings legen die
Verlage ihren DVD-Heftchen Promo-DVDs bei. So kommt es, dass
ich den Film nebst Heft, welches hingegen bloß zum Altpapier
taugte, für den Betrag kaufen konnte, den ich sonst in
der Videothek löhnen müsste.
Montag, 15. August 2005
Ich habe letztens mal wieder über die Ähnlichkeit
von Dilldopp und Dildo gestaunt. Also die phonetische,
nicht die anatomische. Lange wusste ich nicht, dass es sich
bei dem einen um einen Kreisel für Kinder im ripuarischen
(köllschen) Idiom handelt, wohingegen das andere ja die
Bezeichnung für ein körpergerecht geformtes Spielzeug
für Erwachsene ist.
Bringt mich zu diesem erfundenen Dialog:
Neulich im Spielzeugladen:
»Guten Tag, ich hätte gerne einen Dildo.«
–
Antwort A: »Ja, wer nicht?!«
Antwort B: »Aus Plastik, Latex, Glas, Metall, Holz
oder Kork?«
Antwort C: »Hamwa nich. Kriegenwer auch nich
mehr rein!«
Antwort D: »Soll ich ihn einpacken oder möchten
Sie ihn sofort anbehalten?«
Dienstag,
16. August 2005
Ben & Jerry wünschen Krista, die heute ihren Geburtstag
gefeiert bekam, alles Gute.
Und happy Birthday, Yvonne!
Mittwoch, 17. August 2005
Nun, nach des Tages harter Fron (und zwei Flaschen Hefe),
wollte ich meinem Mitarbeiter-of-the-month eine fette Kugel
B&J's gönnen – und muss feststellen, dass alle
Löffel in der Spülmaschine sind, die noch für
ein Stündchen gemütlich rauschend in der Küche
ihren Dienst versieht. Meine Probleme möcht ich haben.
—
Entwarnung: Ich habe gaaanz hinten in der Schublade noch
den Löffel vom Salatbesteck gefunden! (Findet bei mir
eher selten Gebrauch ...)
Donnerstag, 18. August 2005
Bon anniversaire Viv!
Gefeiert wurde aber woanders. Reden wir nochmal über
Autos: Diesmal habe ich mir beim Einsteigen ins Mietauto Farbe
und Marke gemerkt: silberner VW. An Mutters Kaffeetisch angekommen
folgte väterlicherseits die absehbare Frage, was für
einen Wagen genau ich denn diesmal hab. Ȁh,
Polo oder Lupo oder wie das heißt. Silber!«
Ein fachmännischer Blick meines Vaters: »Hey,
das ist der neue Golf!« Gut, hätte ich mal
aufs Typenschild geguckt, hätte ich das auch gewusst …
Er schätzte ihn auf so 100 PS. Ich hab natürlich
keine Ahnung. Steht wahrscheinlich im Handbuch, aber so was
lese ich ja nicht. Aber dass die Tacho-Skala bis 260 ging,
lässt einen solchen Schluss durchaus zu.
Der Wagen ging zwar flott ab, wie ich beim Überholen
auf der Himmelsleiter spürte, aber dennoch wollte ich
dies Gefährt nicht besitzen: Die Künstler aus der
Design-Abteilung werden doch sicherlich nicht schlecht bezahlt,
können Milljuhnen Euro in die Entwicklung solch eines
geräumigen Automobils stecken – und bekommen es
dennoch nicht auf die Reihe, für ausreichend Platz für
die Knie von Fahrern zu sorgen, die größer als
einsachtzig sind! Zwischen dem übergroßen Zündschlüssel
und der Mittelkonsole war exakt Platz für ein Knie, das
aber während der Fahrt ständig an der Kante schubberte
und für blaue Flecken sorgte. Ist es nicht reichlich
albern, in einem Auto Knieschoner zu tragen?
VW-Designer scheinen außerdem eine diebische Freude
daran zu haben, den Knopf zum Öffnen des Tankdeckels
in jedem ihrer Modelle an einer andere Stelle zu verstecken!
Das i s t vielleicht peinlich,
wenn ich an der Tanke jedesmal die ebenfalls ahnungslose Aushilfe
hinter der Kasse fragen muss, ob sie einen Tipp für mich
hätte …
Freitag, 19. August 2005
Es geht wieder los, nur noch ein Monat bis zur Wahl, gähn.
Habe im Regen ausgeharrt, wie Franz Müntefering (noch
MdB, noch Parteivorsitzender, noch SPD) auf dem Markt eine
Durchhalte- und Mutmachrede gehalten hat. Er hat nochmal daran
erinnert, wie das mit der Solidarität untereinander funktioniert.
Kein dummer Schachzug. Wenn auch zwecklos.
Mir fällt immer wieder auf, wie all die vermeintlich
gleichberechtigten und frauenbewegten Würdenträger
in ihren Ansprachen zwar politisch korrekt sowohl Männlein
als auch Weiblein anreden, das aber nuschelnd verkürzen
zu »Liebe Freunde und Freunde, …«.
Ist das bloß Phlegma oder bösartige Absicht?
Die Bilder vom Papst in Köln (am Rhein) gestern haben
mich in meiner Entscheidung bestätigt, nicht mit der
Bahn gefahren zu sein. Ach, hat es jemand nicht mitbekommen?
Der Papst ist da! Erneut können wir mit Fug und Recht
behaupten: Habemus Papam. Oder wie man im Rheinland sagt:
Mer losse dr Papst in Kölle.
Die internationale katholische Jugend treibt sich seit Tagen
auch in Aachener Gefilden herum. (Sogar beim Münte! Was
soll das denn? Obwohl, der wollte doch auch mal Papst werden
…) So richtig ernst scheine ich die Suche nicht zu betreiben,
sonst hätte ich manch junger Pilgerin eine Schlafstatt
im Jugendzimmerbett oder auf der Knautsch anbieten können
…
Eine dem kirchlichen nicht abgeneigte Person hat gestern
einen coolen Spruch gelassen: Ihr ginge die Beterei allüberall
in den letzten Tagen gehörig auf die Nerven. Hihihi.
Ich erinnere mich eines Disputs aus Kindertagen, in dem ich
die gewiss kontrovers zu betrachtende Meinung vertrat, dass
mir Walt Disney (in der Manifestation von Micky-Maus-Heftchen)
wichtiger sei als der Kirchgang. Hui, da war aber was los!
Kontrastierend zu den marodierende Katholiken im Rheinland
und anlässlich des Papstbesuches habe ich mir einen Film
angeschaut, der dokumentiert, was für gute Taten diese
zölibatäre Spezies nicht schon alles vollbracht
hat: »Der Stellvertreter« …
Samstag, 20. August 2005
Carne vale.
Der
Wahlkampf tobt, vorm Haus steht der Parteien Fußvolk
Spalier und lauert arglosen Bürgern auf. Mit einem »Schämen
Sie sich nicht?« ging ich beherzt auf den Stand der
Kanzlerinnenmacher von der WASG zu und holte mir brav einen
Flyer ab.
Warum? Weil das aktiver Umweltschutz ist. Mit diesem Zettel
bewaffnet komme ich in den nächsten Wochen unbehelligt
durch die Stadt und bekomme keine weiteren mehr in die Hand
gedrückt.
Nee, ne, ich krieg einen geblasen:
Just for the record: Heute war ein Glückstag. Zum einen
gibt es Ben&Jerry’s im Kaufhof zu kaufen –
und zwar mit den damit verbundenen höchst angenehmen
Begleiterscheinungen – – –
Und zum zweiten habe ich im Lotto gewonnen
… Ja, richtig gelesen, im Lotto. Lotto – die Steuer
für Leute, die nicht rechnen können. Aber ich glaube
ja an nichts Übersinnliches, auch nicht an die Wahrscheinlichkeit.
Jedenfalls nicht, wie es Mathematiker tun. Bei Lotto ist die
Wahrscheinlichkeit in meinen Augen wie beim Schwangerwerden
fifty-fifty: Entweder ich gewinne – oder nicht.
Ich hab Fünf Richtige, jippieh! Die sechs unvergesslichen
Glückszahlen, die mir vor 15 Jahren eine längst
vergessene Flamme in den Lottoschein diktierte, waren 1, 2,
17, 18, 20 und 40. Gezogen wurden 1, 2, 17, 18, 22 und 40.
Wie knapp, he? Nun weiß ich nicht: Soll ich mich freuen?
Oder mir ein Ei abbeißen? Nee, ich bin nicht undankbar,
ich freue mir höchstens was ab! Wenn die Quoten kommen,
wird sich auch weisen, wieviel genau …
Ein bemerkenswerter Tag. Ob Karma, Schicksal, Kismet, Zufall,
Vorbestimmung – egal, der liebe Gott (wer?!) muss glauben,
die Sonne scheint aus meinem Hintern.
So, dann wollen wir doch mal sehen, ob ich vor lauter Aufregung
überhaupt schlafen kann.
Sonntag, 21. August 2005
Nach unerwartet guter Nacht habe ich die ersten anderthalb
Stunden des päpstlichen Woodstock im Marienfeld angeschaut.
Hab ich’s schon erwähnt? Der Papst ist da. Papa
Ratzi, der Stellvertreter Johannes Pauls auf Erden. Immerhin
ist Weltpapsttag und die Jugend der Welt ist zu Gast. Oder
so.
Was ich in meiner religiösen Erziehung zumindest gelernt
habe: Dass man während des Gottesdienstes nicht spricht.
Selbst wenn man Fernsehsprecher ist! Oder vorkonziliar
ausgedrückt: Moderator taceat in ecclesia (Empfehlung
des Apostels Paulus an die Korinther). Alles was man wissen
muss, kann man sehen. Oder kann man ohnehin nicht sehen.
Montag, 22. August 2005
Nun sind sie wieder weg, der Pipst, der Popst und der Papst,
und in Rom am Rhein kehrt wieder Ruhe ein.
So, und weil es auf einen faulen Gag mehr oder weniger nun
auch nicht mehr ankommt: Falls ihm jemand mailen möchte,
seine E-Mail-Adresse ist urbi@orbi …
Nun melden sich die Papstkritiker mit ihren Lieblingsthemen
zu Wort, Basisdemokratie, Frauenbild, Verhütung. Hört
mal: Das ist der Papst! Der hat es nicht so mit dem Zeitgeist.
Was habt Ihr denn erwartet? Dass er im Kettenhemd boxt? Dass
er sich ein Kondom übern Kopf zieht?!
Apropos Gummis: Warum plaziert der dm-Drogeriemarkt die Ohropax-Ohrstöpsel
(mein Lieblings-Medikament) direkt neben den Kondomen?
Dienstag, 23. August 2005
Erst in vier Wochen soll Wahl sein und schon jetzt säuft
Bayern ab – hör mal Kanzler, da stimmt doch was
nicht mit dem Timing!
Mittwoch, 24. August 2005
Die Rolling Stones haben etwas dagegen, dass das alte Merkel
ihr Lied »Angie« für den CDU-Wahlkampf verwurstet.
Ich verstehe auch überhaupt nicht, warum sie gerade diesen
Stones-Song ausgewählt hat. Viel besser wäre doch
»Paint it black«.
Tirili, die Lotto-Quoten sind da:
Wie geil, das sind in echtem Geld 6.961,19 D-Mark!
Donnerstag, 25. August 2005
Glückwunsch Stephie. Ich frage mich, ob es in Anbetracht
der Pegelstände der bayerischen Flüsse nicht reichlich
geschmacklos war, zur Feier des Tages ausgerechnet Donauwellen
zu backen … (Eine ortskundige treue Stammleserin bescheinigte
mir per Mail: »Ach was … – Du warst schon
viel geschmackloser.«) Wie dem auch sei: Die Donauwellen
gerade jetzt zu backen, war vielleicht geschmacklos, die Donauwellen
selbst waren es nicht.
Freitag, 26. August 2005
Mein heutiger erster Neuerwerb vom unerwarteten Geldsegen
zeigt, dass ich doch ein richtiger Mann bin, es ist etwas
Technisches, mit ornslich Power unter der Motorhaube: Ein
Braun-Handrührgerät … mit 350 PS, äh
Watt.
Samstag, 27. August 2005
Alles Gute zum Geburtstag, Kleine Sonne!
Sonntag, 28. August 2005
Uaaahhh! (Schuldigung, dass ich so laut schreibe.) Ich glaube,
man will mich weichkochen: Am Kaufhof wird auch am hochheiligen
Sonntag nach schröcklich kurzer Nacht gehämmert
und gefräst!
Und auch nicht schlecht: Am Rathaus (und in Rudimenten auch
hier) gab es heute scheint's ein neues »musikalisches«
Projekt zu hören. Das Glockenspiel gab nicht nur wie
gewohnt kurz und wie gewohnt scheußlich verstimmt bekannte
Melodien zum besten, sondern klimperte über eine Stunde
lang nicht sehr eingängige Kompositionen. Hoffentlich
wird das jetzt nicht allsonntägliche Matinee.
Ein paar Details der letzten Nacht: Als Prämisse sollte
ich voranschicken, dass ich ornslich getankt hatte. Auf dem
Kita-Sommerfest hatte ich fünf Stubbis. Weil das aber
früh zu Ende war, gab’s zuhause noch zwei Hefeweizen
– und dann im unsäglichen Elysée Tanzpalast
vier weitere. Aber seien wir ehrlich, anders ist das dort
auch nicht auszuhalten. (Besonders erbärmlich erscheint
das Treiben im T.-P., wenn ich mich daran erinnere, dass ich
dort, als es noch ein Kino war, »Schindlers Liste«
gesehen habe …)
So war ich aber fein entspannt, guckte mir die wogende Menge
an, wogte selber etwas zur (immer gleichen) »Musik«
mit und formulierte dämlich grinsend schon an neuen Sätzen
fürs diario. Ich hoffe, die Technik macht bald epochale
Fortschritte im Bereich Gedankenaufzeichnung (siehe »Strange
Days«). Weißbier macht zwar schlau und eloquent,
der mitgelieferte Alkohol lässt einen all das Schlaue
aber schnell wieder vergessen.
Bis auf die Bedienung habe ich nur mit einer Person gesprochen,
mit einem Kerl. Beim ersten Bier stellte ich mich an eine
schöne Stelle mit Überblick und Anlehnmöglichkeit,
an der besagter Typ kurz vorher gestanden hatte. Ist hinlänglich
bekannt, wie es in diesem Laden bei Volllast aussieht? Falls
nicht: Man steht oder lehnt in der Gegend herum, man geht
mal hierhin, mal dorthin. Zehn Minuten später kam dieser
muskelbepackte und wie ich vermute schwanzlose Hansel zurück
und sagte allen Ernstes: »Du stehst auf meinem Platz!«
– Worauf ich natürlich eilfertig »Oh,
d a s tut mir aber leid!«
erwiderte – und keinen Millimeter wich! (Ich musste
aufpassen, dass ich mich nicht bepisste vor Lachen.) Er quetschte
sich dann doch irgendwie dahin. Naja, um des lieben Friedens
willen ließ ich ihn gewähren – und stellte
mich exakt v o r ihn …
Ich habe mich seit der Grundschule nicht mehr geprügelt
– aber trotz seines definierten Bizeps' mit mindestens
drei Köpfen (keiner davon denkt) würde ich ihm nicht
geraten haben, mit neuerdings wieder zwei Zentnern TL Händel
anzufangen.
Vielleicht sollte ich wie in »Fight Club« auch
mal probieren, wieder Kontakt zum wahren Leben zu finden,
indem ich mir mit unfitten Sesselpupern die Nasen blutig haue.
Nicht dass meine Glückssträhne ewig anhält
…
Montag, 29. August 2005
Heute war ich wieder politisch aktiv, hefeweizensüppelnd
auf dem Markt bei Oskar Lafontaine. (»Verräter«,
wie seine sozialdemokratischen Freunde ihn nennen.) Ja, das
übliche Gesabbel halt. Ich will unseren Kaiser Wilhelm
wiederhaben. Oder wenigstens Rudi Scharping.
Mittwoch, 31. August 2005
Im Kaufhof nebenan machen sie Endspurt, nächsten Mittwoch
soll Neueröffnung sein. Man arbeitet rund um die Uhr.
And I mean it! In den letzten Nächten haben die echt
um zwei Uhr und später gefräst und geklappert! Daher
habe ich auch nicht die Spur eines schlechten Gewissens, wenn
ich nachmittags ein Mittagsschläfchen mache, so!
Dagegen etwas auszurichten ist wohl sinnlos: Ich habe mit
dem Geschäftsführer schon mehrmals deswegen gemailt.
Er sagt halt, dass es ihm leid tue und blablablubb. Auf meine
Mail, ob er mir nicht die Unannehmlichkeiten mit einem Einkaufsgutschein
versüßen wolle, hat er gar nicht geantwortet …
Ich frage mich, warum ich Ar***loch dann auch noch mein Geld
in diesen Laden trage! Wo der doch auch sooo hässlich
wird. Während des Umbaus sah er echt besser aus, luftig,
locker und mit Tageslicht. Nun haben sie unnötigerweise
diese bulligen Verkleidungen um die tragenden Säulen
gepackt, die Decke abgehangen und die Schaufenster wieder
dicht gemacht.
Naja, wenigstens gibt es dort BEN&JERRY’s.
Und? Gelangweilt? – Ich auch.
Troll, the Vermonster |