Mittwoch, 1. Dezember 2004
Stefan Raab legt sich mit Ralf Schumacher an. Ralfi hat
sein Erspartes in Beate-Uhse-Aktien investiert und Raabi nahm
das zum Anlass, ihn als »Pornoralle« und seine
Frau als »Hardcora« zu bezeichnen und in seiner
gewohnt merkantilen Art natürlich auch gleich die passenden
Merchandising-Artikel auf den Markt zu schmeißen.
Nun passt es Schumi Zwo aber überhaupt nicht, dass sein
guter Name jetzt mit Pornografie in Verbindung gebracht wird.
Ähem, guter Mann, Sie wissen aber schon, womit Beate
Uhse ihr Geld verdient?!
Ohnehin hat Pornografie und Investment etwas gemeinsam: Beide
Male wird was reingesteckt und beide Male kann das eine schöne
Sache sein oder eine Menge Ärger bedeuten.
Donnerstag, 2. Dezember 2004
Heute hatte ich eine Veranstaltung mit Jugendlichen. Anschließend
unterhielt ich mich noch mit einer Sechzehnjährigen,
währenddessen ich leichtsinnigerweise nach der Uhrzeit
fragte, sagte, dass ich mit dem Bus gekommen sei, und gestand,
mein Mobiltelefon letztens ausrangiert zu haben.
Keine Uhr, kein Auto, kein Handy – auf die muss ich
wie der Gipfel der Uncoolness gewirkt haben.
Was soll’s, dafür habe ich einen riesengroßen
… Wortschatz.
Außerdem gehören Sechzehnjährige nicht zu
meiner Zielgruppe.
Freitag, 3. Dezember 2004
Ist jemandem langweilig? Dann auf zu Google.de und viel Spaß
an Glanz und Elend der Übersetzung: Ich eitler Geck habe
mal den Webseiten-Übersetzungs-Service
auf meine Homepage angesetzt.
Aus »Thomas Langens« macht er im Englischen
»Of Thomas's being enough«. Und wenn er
das wieder nach deutsch rückübersetzt, kommt »Von
Thomas, der genug ist« heraus.
Samstag, 4. Dezember 2004
First Contact.
Dienstag, 7. Dezember 2004
Mein spärliches Mobiliar braucht dringend Zuwachs. Etwas
Repräsentatives und Bequemes soll es sein: Eine Knautsch!
Letzte Woche sah ich in einem Möbelgeschäft ein
tolles Teil.
Leider hatte das Sofa acht Wochen Lieferzeit. Du liebe Zeit,
das wäre ja Februar! Dann brauche ich keins mehr, dann
kann man ja fast wieder draußen sitzen. Außerdem,
wenn ich mit wohlgefülltem Portemonnaie unterwegs bin,
muss ich das sofort leermachen können, am Ende überleg
ich mir’s noch mal.
Heute war ich also in einem weiteren Laden und »wollte
nur mal schauen«. Das sagte ich auch der dienstfertig
herbeigeeilten Angestellten. Nach dieser Standardantwort wollte
die Knautschfachverkäuferin schon zu lohnenswerterer
Kundschaft entfleuchen, doch ich hakte in Sachen Lieferfrist
nach. Darauf zeigte sie mir drei Sofas, die entweder auf Lager
oder gerade in der Mache waren: Das erste war hässlich,
das zweite war zu groß und das dritte habe ich gekauft.
Nicht schlecht für einen, der nur mal gucken wollte.
Die Dame bekam ihren Mund kaum zu. Denn sehr lange habe ich
nicht testgesessen. Normalerweise rennt die Kundschaft wahrscheinlich
noch stundenlang hin und her. Knallrot! (Das Sofa, nicht die
Verkäufern.)
Hier mal ein Bild:
(Bevor jemand fragt: O h n e die Blondine drauf!)
Das Material nennt sich Alcantara, fühlt sich an wie
Wildleder, ist aber resistent gegen alle Wechselfälle
des Lebens: Rotwein, Kerzenwachs, Lippenstift, Sperma, Fruchtwasser,
Babysabber, Nutellamünder, Wachsmalstifte … (in
dieser Reihenfolge).
Es handelt sich um ein L-Stück. Vielleicht besorge ich
mir irgendwann dazu passend noch ein T-Stück …
In drei Wochen wird geliefert, juchei!
Donnerstag, 9. Dezember 2004
Erinnert sich noch jemand an meinen Aufruf zum BlindBake?
Als ich ihn vor zwei Wochen – recht spontan –
ins Netz stellte, wusste ich selber nicht, was daraus wohl
werden würde. Doch mit der Zeit meldeten sich einige
Interessentinnen, sogar aus ganz Deutschland.
Und, tada!, heute nun fand das weltweit erste BlindBake statt!
Die genauen Details bleiben selbstverständlich das »süße
Geheimnis« der beteiligten Personen, doch soviel sei
verraten: Wir haben an dem Abend nur eine Sorte Plätzchen
geschafft, aber dafür zwei Flaschen Rotwein …
Es ist schon ein bisschen eigenartig, sich direkt bei jemandem
zuhause zu treffen. Man braucht nach dem Date auch nicht zu
sagen, »Kommst du noch mit rauf, auf einen Kaffee
…?«, man ist ja schon da.
Ich bin allerdings ein bisschen enttäuscht von der werten
Leserschaft: Mit sauren Gurken für »danach«
meinte ich natürlich nach dem B a c k e n. Nach der ganzen
Süßbäckerei schmachtet man schließlich
nach etwas Herzhaftem.
Man hat aber auch schon von ganz schön schrägen
Typen gehört, die sich bei Frauen gemeldet und ihnen
zum Beispiel angeboten haben, ihnen die Wohnung zu putzen,
nackt natürlich, und anschließend vor ihren Augen
zu e**kulieren. (Es wurde allerdings ein anderes Wort benutzt.)
– Worauf ich mir dachte: Coole Idee …
Freitag, 10. Dezember 2004
Schock, Deutschland schon wieder nur Mittelmaß:
Italiener bei PIZZA-Studie vorn!
Da sollten wir uns mal eine Scheibe von abschneiden, mnjam!
Montag 13. Dezember 2004
Supersprit für 1,03 Euro der Liter, dasjamalbillich!
Ich überlegte kurz, ob ich schon mal ein paar Literchen
kaufen sollte, falls ich irgendwann mal ein Auto habe.
Dienstag, 14. Dezember 2004
Jetzt heißt es tapfer sein, meine Damen: Heute endet
»Sex and the City«. Sagt Farewell zu vier guten
Freundinnen. Eine überaus lehrreiche Serie. So
also unterhalten sich Single-Frauen, wenn sie alleine sind.
Doch wir Jungs durften diesmal dabei sein! Sind wir nun geschockt?
Nicht so sehr, wie Ihr Euch das wohl vorgestellt habt, ätschi.
Aber immerhin wissen wir nun, wer Manolo Blahnik ist.
Die Unterhaltungen zeugten zwar von enormem anatomischen
Fachwissen und immensen Ansprüchen an den Dienstleister
Mann, wenn es aber an die praktischen Übungen ging, verfuhren
die Mädels – außer Samantha – doch
recht zögerlich. (Heiße Nummern über Stunden,
aber den BH dabei anbehalten – ja, klar!)
Die Hauptfigur Carrie hat sich letztendlich dann doch für
Mister Big entschieden. (Der, wie simpel, schlicht John heißt.)
Ich hätte ihr ja zu dem netten Burger geraten, aber bitte.
Carrie ging es in Paris zwar nicht so gut, aber ich möchte
auch mal mein Buch in einer Buchhandlung liegen sehen und
dann von der Verkäuferin erkannt werden. Eine Fete muss
sie nicht gleich schmeißen.
Mittwoch, 15. Dezember 2004
Hier kommt die Maut! Also schon wieder einmal, diesmal vermutlich
ab Januar, und diesmal wirklich. Echt. Ganz ehrlich. Ohne
Scheiß. Das wird bestimmt eine tolle Kollekte, um mal
einen gaaanz neuen Kalauer zu machen.
Sein Versagen in Sachen Maut kommentiert Verkehrsmini Stolpe
so: »Für mich persönlich waren damit eineinhalb
Jahre Folter verbunden.« Köstlich, der sollte
sich mal mit Gleichgesinnten aus Guantanamo, Abu Ghureib oder
von mir aus Coesfeld unterhalten.
Freitag, 17. Dezember 2004
Heute das weltweit zweite BlindBake. Auch diesmal bleibt
das Siegel der Verschwiegenheit intakt. Nur soviel: Es wurde
viel ver…, äh genascht.
Das Schöne am Konzept BlindBake: Selbst wenn das Date
nicht so toll laufen sollte, hat man anschließend einen
Berg leckerer Plätzchen.
Ich bin sehr gespannt, wieviele BlindBakes es nächstes
Jahr um diese Zeit gibt. Irgendwer kommt bestimmt auf den
Trichter, sich den Begriff schützen zu lassen. (Und wenn
es der Raab ist.)
Um die Zeit bis dahin nicht zu lange werden zu lassen, plane
ich für demnächst die zweite Ausgabe: Schmalzgebäck
zu Karneval, mit Donuts, Berlinern, Muzen, Muzenmandeln,
Muzenblättern, Apfelkrapfen und Quarkbällchen –
weitere Details demnächst auf diesem Bildschirm.
Dienstag, 21. Dezember 2004
Schreck in der Abendstunde: Es rief gerade jemand an, der
behauptete, bei meiner ebay-Auktion eine DVD ersteigert zu
haben. Bei mir? Meine letzte Auktion dort ist Monate
her. Sofort beschlich mich der Verdacht, dass sich jemand
in ebay eingehackt hat und nun mit meinem Namen Schindluder
treibt. Doch mein ebay-Account war und ist intakt.
Denn noch perfider: Irgendein Arschloch hat mit meinem Namen,
meiner Anschrift und mit einer gefälschten E-Mail-Adresse
ein ebay-Konto angelegt und dort Auktionen ins Netz gestellt,
bei denen nichts geliefert wird.
Ich rate jedem, der eine Auktion bei »123thomasll«
gewonnen hat, dringend: Überweisen Sie um Himmels willen
nichts! Ich bin das nicht! (Das müsste allein dadurch
aufgefallen sein, dass die Bankverbindung, die der Betrüger
mitgeteilt hat, nicht auf meinen Namen lautet, sondern wohl
auf seinen.)
Sicherheitshalber habe ich Anzeige bei der Polizei erstattet.
Donnerstag,
23. Dezember 2004
Ja ist denn heut schon Weihnachtsmann?!
Fürchtet Euch nicht, Euch ist heute der Harald wiedererschienen.
Freitag, 24. Dezember 2004
Zum Feste schenke ich der geneigten Leserschaft in diesem
Jahr Einblick in meine Schreibstube:
Making of diario trollo –
so entsteht TLs Tagebuch
Auf vielfachen Wunsch entzaubere ich jetzt also das Geheimnis,
lüfte den Schleier, lasse die Hosen runter, schenke reinen
Wein ein, blablabla … (Boah, ich glaub, ich krieg die
Metaphern!)
Die meistgestellten Fragen im groben:
Warum erscheint Dein Tagebuch erst am Monatsende neu?
Wie
es sich für ein Tagebuch gehört, werden die Einträge
Tag für Tag vorgenommen. Sollte ich mal nicht vor dem
PC sitzen – auch das kommt vor –, mache ich
meine Eintragungen auf kleine weiße Zettel (9 × 9 cm),
die am Monatsende dann fein säuberlich abgetippt werden.
Diese Zettelwirtschaft und die Pixeleien zur Illustration
sorgen dafür, dass es auch schon mal Anfang des nächsten
Monats werden kann.
Ist es nicht leichtsinnig, soviel von sich zu schreiben?
So ist es.
Und leichtsinniger noch: Was da einmal steht, bleibt da
stehen! Eines Tages wird mir das zwar noch schwer leidtun,
aber pfff!
Ist alles wirklich so gemeint, wie es da steht?
Nicht wahr, es ist schon ein Kreuz mit dieser Ironie.
Nie weiß man genau, was das Geschriebene eigentlich
bedeuten soll. Und immer muss man nachdenken, ob nicht doch
das genaue Gegenteil gemeint ist. (Wir Intellektuellen ficken
uns halt gern ins Hirn.)
Was sind Deine Lieblings-Stilmittel?
Wortspiel, Widerspruch und Auflistung. Merkt man doch,
oder?
Kann man sich mit Dir auch ernsthaft unterhalten?
Klar. Aber wer will das schon?!
Für wen schreibst Du das diario?
Nur für Euch natürlich, die w-w-werte Leserschaft,
schleim!
Nix da, hauptsächlich für gute Freunde. Wer das
ist, wird es wissen. (Teilweise kenne ich die selber nur
per E-Mail.)
Ehrlich gesagt schreibe ich es aber hauptsächlich für
mich. Da ich nämlich ziemlich vergesslich bin, lache
ich mich selbst scheckig, wenn ich meinen Senf nach Jahren
nochmal lese.
Wie ist es entstanden?
Ursprünglich ist es hervorgegangen aus einer intensiven
Korrespondenz mit einem lieben Freund, damals noch aus Papier.
(Die Korrespondenz, nicht der Freund.) Mit der Zeit wurden
E-Mails daraus, und dann wurde es öffentlich. Wenn
ich etwas schönes habe, teile ich es auch gerne.
Wie findest Du die Themen?
Die finden mich.
Warum ziehst Du so oft über alles und jedes her?
Ich kann mich noch so sehr über die böse Welt
beschweren, die oberste Regel lautet: Es muss unterhaltsam
sein. (Aber das habt Ihr auch schon gemerkt, gell?)
Wie lange schreibst Du an jeder Ausgabe?
Das wollt Ihr gar nicht wissen …
Was bedeutet eigentlich »diario trollo«?
Ja, was weiß denn ich?!
Ist das diario ein Weblog oder Blog?
Um Himmels willen, nein, geh mir fott!
Weil:
- Es ist älter als die Bloggerei.
- Es entsteht ohne Blog-Software, sondern wird schön
von Hand in Word geschrieben und dann in HTML programmiert.
- Es verläuft chronologisch von oben nach unten, wie
seit Zeiten der Schriftrolle schöner Brauch ist, und
nicht andersrum.
- Und rss-Kommentare kann der geneigte Leser auch keine
hinzufügen – soviel Duldsamkeit muss sein. (Wo
kämen wir denn da hin, wenn jeder einfach schriebe,
was er wollte?!)
Samstag, 25. Dezember 2004
Hm, Weihnachten, Fest der Leckereien. Gestern, am Heiligen
Abend, gab’s Bambi, heute, am ersten Weihnachtstag,
Schweinchen Babe. Was gibt es wohl morgen? Balu, den Bären?!
Sonntag, 26. Dezember 2004
Mönsch, doch kein Bärenbraten. Gibt es eigentlich
einen Film, in dem ein Kälbchen die Hauptrolle spielt?
Montag, 27. Dezember 2004
Ich habe ein neues Hobby: Geprellten ebay-Kunden am Telefon
klarmachen, dass ich nicht derjenige bin, der sie betrogen
hat! So langsam wird’s lästig, zig Anrufern immer
wieder die gleichen Erklärungen zu geben.
Ich hatte die ebay International AG bereits letzte Woche
über den Betrug und den Missbrauch meiner Daten informiert,
direkt nachdem ich davon erfahren hatte. Allerdings hat ebay
erst heute (!) darauf reagiert, indem es den gefälschten
Anbieter gesperrt hat. Ebenfalls hatte ich ebay gebeten, alle
geprellten Käufer darüber zu informieren und vorsorglich
zu warnen, da ich diese ja nicht kenne, aber ebay als Betreiber
sehr wohl. Dies ist anscheinend nicht geschehen.
ebay macht es sich ziemlich einfach: Wie kann es denn sein,
dass man dort so einfach einen Account mit falschen Daten
einrichten kann? Bei anderen Anbietern muss man sich durch
Pass oder Perso oder Post-Ident-Verfahren ausweisen. Wahrscheinlich
prüft gierbay nur bei der SCHUFA, ob ein Konto vorhanden
ist, von dem Gebühren und Provision eingezogen werden
können, der Rest ist egal. Dieser Laden sollte mal lieber
in Sicherheitsmaßnahmen investieren als in Marketing.
Schließlich brüstet ebay sich damit, einen Marktplatz
anzubieten. Dass die Teilnehmer echt sind, ist das mindeste,
was man verlangen kann.
Dienstag, 28. Dezember 2004
Meine neue Knautsch ist da. Und sie ist toll! Ich hatte sie
im Laden ja nur ganz kurz gesehen (wir berichteten). Sie ist
riesengroß und schmückt den Raum ganz ungemein.
Ein neuer Teppich wäre jetzt auch fein. (Meine Tante
schlug vor, ich solle doch Stramin und Wolle besorgen und
mir selbst einen knüpfen. Aber ich möchte kein indisches
Kind arbeitslos machen.)
Nächste Woche kommt noch der Couchtisch und dann fehlt
nur noch eine schöne Kuscheldecke.
Und vielleicht jemand zum Kuscheln …
Mittwoch, 29. Dezember 2004
Dem aufmerksamen Leser wird zwischen den Zeilen eventuell
aufgefallen sein, dass ich seit einem halben Jahr Single bin.
Und ein unambitionierter dazu. Ich habe in dieser Zeit kaum
jemanden kennengelernt. »Was auch schwer möglich
ist, wenn Du ständig nur vor dem Bildschirm hockst!«,
höre ich nun einige rufen. Nun, wie sehr kann man sich
da täuschen …
Anfang Dezember habe ich mich nämlich – parallel
zu meiner BlindBake-Aktion – bei einigen Single-Communitys
angemeldet und in der Zeit eine Menge Frauen kennengelernt.
Teilweise sogar nette. Teilweise sogar seeehr nette.
Für Paare und Neu-Singles ein paar Worte der Erläuterung:
In Dating-Plattformen und Partner-Börsen stellt man eine
kurze Selbstbeschreibung von sich ein, das sogenannte Profil,
und schreibt vielleicht auch, was (wen) man denn gerne hätte.
(Aber schön realistisch bleiben: Brad Pitt, Jude Law
und George Clooney sind da nicht Mitglied, auch wenn
das immer wieder gefordert wird.)
Die anderen Teilnehmer können das Profil dann per Suchfunktion
finden. Wer, wie alt, wie groß, welche Interessen, welcher
Wohnort und so weiter.
(Dass ich in Aachen wohne, hat natürlich einen gewissen
Standortvorteil, frau muss bei alphabetischer Auflistung nicht
so lange scrollen. Allerdings schreibe ich bei meinen Suchanfragen
auch immer »Aachen um Umgebung«. Ich gestehe,
ich suche ein bisschen wie der Betrunkene seine Schlüssel
unter der Laterne. Verloren hat er sie 100 Meter weiter, aber
da ist es so dunkel …)
Einige Fachbegriffe:
- Fake:
Laut Profil eine vernachlässigte 22jährige Blondine,
aber in Wirklichkeit ein 60jähriger Glatzkopf oder
ein pickliger 14jähriger Zahnspangenträger.
- ONS:
Abkürzung für One-Night-Stand und als solcher
per se böse! Kommt meistens in weiblichen Profilen
vor und dann in Tateinheit mit dem Vorwurf, wie man denn
auf die Idee komme, dass frau sooo etwas machen könnte.
(Hey, Mädels schaut Euch Sex and the City nochmal langsam
auf DVD an. I h r tut das auch.)
Mein Profil lautete so:
»Humorloser, miesgelaunter und unkommunikativer
Langweiler ohne jeden Sinn für Ironie ist sehr gespannt,
welche nette Sie nach den ersten 10 Worten wohl bis hierhin
weitergelesen hat und sich mit einer aussagekräftigen
Mail melden wird.
PS1: Der Bart ist Verhandlungssache.
PS2: Angebote für ONS werden kategorisch angelehnt.
PS3: Ich bin kein Fake.«
Dazu
dies prächtige Photo.
Das hat die Nachfrage schon einmal etwas vorsortiert. Denn
die Frau, die sich davon nicht hat abschrecken lassen, könnte
ansatzweise die Richtige sein.
Mein nicht-repräsentativer Selbstversuch in Sachen Partnerbörse
zeigt: Profilschreiben ist Glückssache.
Bei diesen Profilen war Fortuna ziemlich mies drauf:
- »tja wo soll ich anfangen, es ist so schwer
sich selbst zu beschreiben.«
Mädel, da mussten wir a l l e durch! Sagt aber schon
eine Menge aus, wenn man außer den Maßen und
der Haarfarbe nichts über sich sagen kann. Wird bestimmt
eine spannende Beziehung.
(Das Schärfste ist, dass diese Frauen dann trotzdem
mit Mails zugeballert werden. Frauen sind beim Online-Dating
klar im Vorteil – wie im wahren Leben auch.)
- Bei Sätzen wie »ich bin ein Mensch, der
dies und das tut …« bekomme ich einen Krisenstab.
Leute, sagt einfach »ich tue dies und das …«
– fertig!
- »nach einer großen enttäuschung suche
ich hier …«
Ja, schluchtz, bei so einer starken Frau werde ich auf der
Stelle feucht!
- »gibt es denn keine männer mehr, die es
ernst meinen und nicht verletzen?«
Klar doch. »Ich bin aufrichtig und meine es nur
gut mit Dir«, sagte schon Marc Dutroux.
- »suche jemand ohne altlasten«
Dann such mal schön. Jeder hat Altlasten. Und wer etwas
anderes sagt, lügt. Oder ist jünger als 12 Jahre.
- »ich bin humorvoll und unternehmungslustig«
Dass man das ist, belegt man am besten, indem man etwas
humorvolles von sich gibt und etwas unternimmt.
- »ich bin ehrlich«
Und ich habe ehrlich noch nie gehört, dass jemand das
Gegenteil von sich behauptet hätte. Dass man ehrlich
ist, sollte einerseits selbstverständlich sein, aber
andererseits nicht dazu führen, dem anderen ungefragt
seine ganze Lebensgeschichte auszubreiten.
- »nur ehrlich gemeinte kontakte bitte«
Nun frag ich mich: Was genau ist ein nicht ehrlich gemeinter
Kontakt?
- Albern sind oft die »Ich mag / Ich mag nicht«-Listen,
weil irgendwie selbstverständlich ist: Wer mag schon
Intoleranz, Arroganz, Lügen, Dummheit, Mundgeruch oder
schlechten Sex?
- »weiblich, 32, sucht den liebevollen, treuen,
romantischen mann meiner ungeborenen kinder …«
Ei joh!
Es gibt natürlich auch gute Profile, tolle Profile,
hervorragende Profile. In einem spitzen Profil stand unter
anderem:
»Manche Männer bemühen sich ein Leben lang,
das Wesen einer Frau zu verstehen. Andere befassen sich mit
weniger schwierigen Themen, z.B. mit der Relativitätstheorie.
… Wenn Du verstehst, dass Frauen … aus nichts
ein tolles Essen oder eine Szene machen können, …
dann meld dich bei mir.«
Ihr findet, E-Mails sind etwas dünne, um jemanden kennenzulernen?
Hey, wenn eine Frau mich nicht intellektuell stimulieren kann,
wie denn dann?! E-Mails können um Längen intimer
sein als ein flüchtiges Date, bei dem man Kaffeetassen
umklammernd wie beim Bewerbungsgespräch gegenseitig Lebensläufe
austauscht.
Das Suchtpotential ist beträchtlich. Nachschauen, ob
neue Post da ist. Gucken, wen es denn da draußen noch
alles gibt. Und ob nicht doch noch was besseres zu finden
ist … Ich will jetzt aber nicht Berufssuchender werden,
Profisingle gewissermaßen. Auch will ich nicht, dass
irgendwann eine Susi-Säusel-Stimme zu mir sagt: »So,
lieber Thomas, nun muss Du Dich entscheiden: …«
Ich hatte mir selbst einen Monat als Frist gesetzt, um wieder
aus der Online-Singelei auszusteigen. Bis heute habe ich mal
ein bisschen gesucht. Und ab jetzt will ich wieder gefunden
werden …
Ach, ich komme mir gerade fast vor wie Carrie Bradshaw:
Zu nächtlicher Stunde die Gedanken über die Liebe,
die Frauen und den ganzen Rest in die Tastatur hauen.
Donnerstag, 30. Dezember 2004
Herzlich Willkommen auf der Welt, Linus Z.
Neues vom ebay-Nepp: Der Täter scheint ein 19jähriges
Jüngelchen aus Norddeutschland zu sein, das mindestens
ein Dutzend gefälschte ebay-Accounts am Start hatte.
Wenn bei diesen betrügerischen Auktionen alle Käufer
arglos überwiesen hätten – und die Polizei/Dresdner
Bank – das Konto nicht eingefroren hätte, wären
die erschlichenen geschätzten 25.000 Euro sicher ein
nettes Weihnachtsgeld geworden.
Wer mehr zu diesem Thema wissen mag, sollte mal nach
»Jacob T******« googeln. In diversen Online-Foren
machen sich da einige Betrogene wortreich Luft.
Ein Geschädigter sagte mir, dass er den falschen Thomas
nicht habe anzeigen können, denn die Polizei argumentiert
so: Noch ist ja kein Betrugsfall aufgetreten, es kann ja durchaus
sein, dass der Kerl noch liefert.
Wir halten fest:
- ebay ist zunächst einmal zu misstrauen.
- Wir überweisen nicht, wenn die Bankverbindung auf
einen anderen Namen lautet als auf den des Verkäufers.
- Wir wundern uns, wenn ein Verkäufer mit 0 Bewertungen
plötzlich Dutzende hochwertige Artikel anbietet.
- Wir bieten nicht auf zwielichtige Angebote und scheinen
sie noch so günstig.
- Wir nutzen den PayPal-Käuferschutz.
Was ich in dem Zusammenhang und zu meiner großen Verwunderung
auch erfuhr: Man kann mehrere ebay-Accounts besitzen!
ebay,
Allgemeine Geschäftsbedingungen, Punkt A. Allgemeine
Bestimmungen, § 2 Anmeldung, Punkt 5.:
»Grundsätzlich steht es dem Mitglied frei,
mehrere Mitgliedskonten zu eröffnen. Der Missbrauch
von Mitgliedskonten, insbesondere bei der Abgabe von Geboten
im Rahmen einer Online-Auktion und/oder bei der Abgabe von
Bewertungen im Rahmen des Bewertungssystems, ist verboten
(siehe auch § 10 Abs. 2).«
Da fragen wir uns, warum sollte man mehrere Konten eröffnen,
wenn nicht, um damit Schindluder zu treiben?
Freitag, 31. Dezember 2004
Glückwunsch Tigerchen!
Und während des Abspanns jetzt noch schnell ein gespielter
Witz, hö hö hö.
Weil die Dritten Programme an Silvester auch immer ihre
ältesten Sketchfilme recyceln, rezitiere ich aus gegebenem
Anlass einen circa zwanzig Jahre alten Radiosketch von SWF3:
»Verknöselte Professorenstimme:
›Liebe Tierfreunde, jedes Jahr werden an Silvester
Tausende unschuldiger Knallfrösche getötet. Nehmen
Sie in diesem Jahr lieber Knallerbsen.‹
Süffisante Männerstimme:
›Und wenn es dann doch lieber etwas größeres
sein soll, knallen Sie doch einfach Ihre Frau!‹«
Vielen Dank all denjenigen, die mir
während der letzten 600 Zeilen ihre kostbare Lebenszeit
gewidmet haben
von Thomas, der genug ist
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