Samstag, 1. Februar 2003
Happy Birthday, Markus!
Da fällt mir ein, ich hab ja auch Geburtstag in knapp
14 Tagen. Ich sollte nochmal feiern, vielleicht am Tag des
heiligen Valentin. Was biete ich denn kulinarisch an? TLs
Feten-Classics? (Stockschwämmchensuppe, Käsecracker,
Thunfischsandwiches, Pieker mit Käse …)
Oder auf Wunsch eines einzelnen Doktors Polynesische Spezialitäten.
Das kenne er zwar nicht, habe er aber mal in einem Micky-Maus-Heft
gelesen.
Was isst man denn da so auf den vielen Inseln? Der erste Link
bei Google
geht prompt zu Disney.
Der gute Doktor Uwe würde sich wundern, da isst man Fisch,
den mag er nisch.
Eine Warnung übrigens an alle, die mit mir einen Spieleabend
veranstalten wollen: Ich stehe im Ruf, bei »Tabu«
unschlagbar zu sein, egal in welchem Team. Obwohl ich das
in den letzten sieben Jahren nur dreimal gespielt habe.
Es gibt dabei zwei Strategien: Entweder erklärt man die
Wörter seinen Bekannten mit persönlichen Erlebnissen
und Insiderkenntnissen. Oder man beschreibt den Begriff so
allgemeinverständlich, daß es auch jederzeit in
ein Lexikon gedruckt werden könnte.
Montag, 3. Februar 2003
Vielleicht sollte ich Sushi kredenzen. Das habe ich heute
erstmals mit Sonja und Andy probiert. Hey, das Zeug ist gut!
Demnächst probiere ich dann auch mal Karaoke. Bin gespannt,
wie das wohl schmeckt …
Mittwoch, 5. Februar 2003
Sorry, aber das Gewese um die Columbia-Opfer nervt mich langsam.
So blöd das für die Astronauten auch ist, es waren
nur sieben und die wussten, worauf sie sich einlassen. An
jedem Discowochenende sterben mehr Leute auf den Straßen.
Jetzt wird groß gemeldet, wenn wieder ein Stückchen
Fähre gefunden wird. Die amerikanische Nation sei geschockt.
Ist das nun eine Supermacht oder was? Die stilisieren das
zu einer Tragödie wie der Elfteneunte. (Ob es ein Anschlag
war? – Klar, in 60 Kilometern Höhe …) Mir
scheint, es ist eher die Trauer um die Hybris des Menschen,
die abgestürzt ist.
Mein Gott, was schreib ich hier? Wenn das einer liest!
Zur Zeit grassiert u.a. die Furcht vor einem terroristischen
Anschlag mit Pockenviren. (Aber fragt nochmal in einem Monat,
dann ist’s wieder was anderes.) Wohingegen Experten
vor Panikmache warnen. Und eine Massenimpfung sei wegen der
zu erwartenden Nebenwirkungen wahrscheinlich kontraproduktiv.
Wir Älteren können ohnehin etwas entspannter sein,
wurden wir doch in der Jugend dagegen geimpft. Ob man damals
geimpft wurde, erkennt man an der runden Narbe, die man oft
auch auf den speckigen Oberarmen von Fleischerei-Fachverkäuferinnen
in der Kittelschürze sehen kann.
Kleiner Nachtrag: Habe letztens in Köln (am Rhein) ein Plakat
gesehen: »Kein Krieg! Samstag, 25. Januar, 12 Uhr,
Rudolfplatz«. Und siehe da, es hat gewirkt. Da die
Innenstadt von Köln noch steht, hat es am 25. Januar
um 12 Uhr augenscheinlich keinen Krieg auf dem Rudolfplatz
gegeben …
Freitag, 7. Februar 2003
Letztens stand auf dem Titel der Bild, daß Verona Feldbusch
schwanger sei. »Verona, es hat blubb gemacht«.
Sooo kommt also die »Sahne« in den Spinat, igitt
…
Donnerstag, 13. Februar 2003
Blauer Himmel, Sonnenschein, so gehört sich das: Happy
Birthday Peter Gabriel, Happy Birthday Robbie Williams, Happy
Birthday ich.
Freitag, 14. Februar 2003
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Be
My Funny Valentine!
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Die Entscheidung ist gefallen: Es gibt heute Abend der Jahreszeit
entsprechend Mexikanische Küche. O.K., der Jahreszeit
entspricht das nicht, aber wer mag schon angetaute Tiefkühlware?
Auf die Einladung hatte ich geschrieben »U.A.w.g.«.
Nun höre ich, daß viele nicht wussten, was das
heißt. »Um Antwort wird gebeten.«
Wer das nicht weiß (oder per Google herausbekommt) sollte
eigentlich die Freundschaft entzogen bekommen.
Habe ein paar Getränke gekauft, falls doch ein paar Gäste
kommen. Für 66,66 Euro – ein schlechtes Omen?
—
Einige Gäste wiesen mich vorwurfsvoll auf diverse Nachschlagwerke
in meinem Regal hin: Duden, Pschyrembel, Stowasser. Faszinierend,
daß ich mich für den Besitz von Büchern rechtfertigen
soll. (Hey, am Ende bin ich doch noch intellektuell!) Wie
dem auch sei: Durch Bild-»Zeitung« und Glotze
allein wird man nicht zum Klugscheißer.
Wieder eine Reminiszenz an Jugendtage. Ich lese zur
Zeit »The Secret Diary of Adrian Mole aged 13 ¾«
und »The Growing Pains of Adrian Mole«
zu deren Lektüre ich damals von einer Englischlehrerin
genötigt wurde.
Adrian Mole, der Altvater der Tagebuchliteratur! Daß
ich jetzt erst darauf komme!
Er hat die gleichen Lebensthemen wie jeder in seinem Alter:
Intellektueller Durchblick, politischer Radikalismus und unreine
Haut. Ich traf alte Bekannte wieder: Treacle-haired Pandora,
den beetroot-futternden Bert Baxter und den Postboten, der
dank fleissiger Lektüre der Postkarten über die
Ereignisse in der Nachbarschaft bestens informiert ist.
Ich lese natürlich um der Authentizität willen
auf englisch. Auch wenn diese englischen und schlimmer noch
amerikanischen Paperbacks auf dem schlimmsten Holzabfall gedruckt
sind, den die Papierfabrik hergibt.
Bücher nochmal lesen, wo gibt es denn so was? Hey, Bücher
verändern sich mit der Zeit. Wo hab ich das nochmal gelesen
…
Adrian ist mit Sicherheit ein ganz Großer: »Know
just how Rembrandt must have felt after painting the sistine
chapel in Venice.«
In der Zwischenzeit hat Sue Townsend übrigens
fleissig weitergeschrieben, und Adrian ist 30 ¼ und
immer noch nicht erwachsen in »The Cappuccino Years«.
Montag, 17. Februar 2003
Wer hätte das gedacht? 1995 hätte man Jacques Chirac
wegen seiner Atombombentests noch am liebsten aufs Mururoa-Atoll
gewünscht, nun entpuppt er sich als Kriegsgegner. Und
haut den EU-Kandidaten aus dem Neuen Europa kräftig auf
die Finger: »Sie haben eine gute Gelegenheit verpasst,
den Mund zu halten.«
Mittwoch, 19. Februar 2003
Ein besonderer Tag heute: Happy Birthday Holly Johnson!
Kennt man doch noch, oder? Der ehemalige Sänger von Frankie
goes to Hollywood. Ich hatte irgendwann gehört, daß
er vor Jahren schon gestorben sei, aber nix da, mehrere Quellen
im Internet bescheinigen ihm Lebendigkeit. Und gegönnt
sei es ihm. Er habe zwar den Virus in sich, doch male er nun
zurückgezogen Bilder statt zu singen.
Auch aus anderem Grund ein interessantes Datum: Am 19.02.1985
brachte Coca-Cola ihre Cherry Coke auf den Markt. Wissen,
das die Welt nicht braucht … Wissen, das ich hingegen
brauche: Gibt es Cherry Coke eigentlich noch?
Samstag, 22. Februar 2003
Kurztrip nach Gerolstein. Herrlich, blauester Himmel und
hier liegt noch Schnee, durch den wir familienmäßig
zur Dietzenley gestapft sind. Da hat es einen neuen Aussichtsturm
drauf. (Insider wissen nun, wie lange ich naheliegende Spaziergänge
in der Heimat vernachlässigt habe.) Just als wir dort
oben waren, kehrten ein paar Schwärme Zugvögel in
V-Formation heim – quasi auf Augenhöhe, wow!
In der Innenstadt sieht’s leider nicht so prächtig
aus: Die Stadtplaner (falls es so was da geben sollte) haben
die Fußgängerzone nun zeitweilig wieder für
den Verkehr geöffnet, um den Umsatz in der »Einkaufsmeile«
(Marketingschachzug aus den frühen Achtzigern) anzukurbeln.
Und es tut sich auch was: Früher waren da kaum Leute.
Heute sind da Autos und kaum Leute …
Schon seit über zehn Jahren gibt es den Offenen Kanal
Daun. So konnte man in Gerolstein jedenfalls ab und zu aus
der Lokalzeitung erfahren. Denn in all den Jahren hat es die
Post* nicht auf die Reihe gekriegt, das Programm aus Daun
auch in das Kabelnetz von Gerolstein einzuspeisen. In Europa
gingen die Grenzen auf, doch zum nächsten Dorf baut man
hohe Zäune. Nun ist es jedenfalls empfangbar, wie ich
zu meiner großen Freude beim Zapp auf dem väterlichen
Fernsehgerät entdeckte. Ich wollte nämlich immer
gerne schon mal sehen, was die da so senden.
Aber nein, Programm gibt es nur mittwochsabends, in der restlichen
Zeit spult sich ein Endlosband ab, das auf diesen wenig zuschauerfreundlichen
Termin verweist. Hey, OK Daun, wie wäre es denn, wenn
Ihr statt dieser Eigenreklame einfach das Programm rotieren
lassen würdet? Dann kann auch ich Wochenendexilant das
mal sehen.
(* Ja ich weiß, das ist nicht mehr die Post, sondern
die Telekom. Aber bitte: Wo? ist der Unterschied?)
Montag, 24. Februar 2003
Nun ist auch geklärt (und vor
allem gebucht), wohin wir über Karneval fliehen. So beginne
ich nun mit dem:
Dienstag, 25. Februar 2003
Fasten your seatbelts. Herzlich willkommen auf Platz 21C
des Harold Hapag-Lloyd-Flugs nach Palma de Mallorca.
Kapitän Hornig läßt uns gerade von den Stewardessen
begrüßen. Auf englisch wird das bestimmt lustig:
»Captain Horny welcomes you aboard …«
Die
Senioren reisen dieses Jahr früh. Aus beruflichen Gründen
weiß ich, daß sie in der Regel von Mai bis Oktober
auf Jück sind. Heuer schon im Februar. Unsere pure Anwesenheit
drückt den Altersschnitt daher runter auf 75.
—
20
Uhr nochwas, Ankunft im Inturotel-Hotel Esmeralda Park in
Cala D’Or. Das Hotel beschreibe ich morgen, wenn man
was sehen kann. Das Meer kann jedenfalls nicht weit weg sein
– man hört’s schon rauschen.
Mittwoch, 26. Februar 2003
Na,
wettermäßig war das aber ein schlechter Tausch.
Nach 14 Tagen blauem Himmel in Deutschland nun das bedeckte,
regnerische Malle. Einmal eincremen mit Lichtschutzfaktor
20 wird wohl reichen für die Woche.
Das
Hotel ist spitzenmäßig: sehr freundliches Personal,
geräumiges Appartement (N204), weitläufige Anlage
mit drei terrassenartigen Pools, fern aller Durchfahrtsstraßen
und quasi direkt in einer kleinen Bucht am Meer – die
beste Unterkunft, die ich Pauschaltourist bisher erleben durfte.
Es hat hier sogar einen Europaplatz, mit Kreisverkehr und
Springbrunnen, nur nicht so groß wie der in Aachen.
Das Frühstücksbüffet ist noch vielseitiger
und reichhaltiger als bei den letzten Reisen. Mit anderen
Worten: Mir schwant Übles bei Gedanken daran, wenn ich
mich daheim auf die Waage wuchten werde.
Der
Ort Cala D’Or im Südosten von Mallorca ist zur
Zeit noch im Winterschlaf. Fast alle Hotels, Geschäfte
und Gaststätten sind noch geschlossen. Unter anderem
auch das »Papaya«, ein Restaurant mit Polynesischen
Spezialitäten! Da wäre ich doch gerne mal reingegangen.
Der Beschilderung an den noch geschlossenen Läden nach
zu urteilen, kommen auch viele Engländer hierher: »We
serve English Breakfast«
Später:
1. Abendessen im Esmeralda Park – ojeoje sind die gut
…!
Die Sessel an den Tischen in der Bar sind allerdings eine
orthopädische Katastrophe. Die Höckerchen scheinen
für Kinder gemacht: Kniehoch, kreisrunde Sitzfläche
(Durchmesser: ¾ Futte breit) und Rückenlehnen
nur bis zum dritten Lendenwirbel. Die Bar werde ich denen
sicher nicht leertrinken.
Der Mundart zu urteilen, ist wieder der halbe Osten unterwegs.
Jedoch auch Plattdütsch* und Schwäbisch sind zu
hören, eine gute Mischung durch die Republik. Komisch,
in vielen Regionen tobt doch derzeit gar kein Karneval, dem
man entfliehen müsste.
(* Ich schreibe bewußt »Plattdütsch«.
Wenn ich schriebe, die Norddeutschen sprächen Platt,
bekäme ich Ärger mit jedem Dorf in der Eifel, die
jeweils das einzig wahre Platt für sich reklamieren.)
Donnerstag, 27. Februar 2003
Alaaf!
Aktive Buslinien hat’s zur Zeit nur eine – Strafe
der Vorsaison. Nach Palma braucht die noch dazu anderthalb
Stunden. Na, dann sparen wir uns das. Einen gescheiten Kiosk
mit etwas Lesbarem habe ich noch nicht gefunden. Dumm, denn
diesmal hab ich kaum Lektüre mitgebracht.
16 Uhr, Stromausfall. Na wenigstens passiert mal was.
Freitag,
28. Februar 2003
Na also, lauer Himmel, blaue Luft – das Wetter ist
nun urlaubsgerecht. Wir machen eine kleine Wanderung zur Cala
Sa Nau. Diese Calas sind kleine Buchten, und diese hier ist
besonders schön: Kaum ein Mensch hier, kleiner Strand,
eingesäumt von schroffen Klippen, an denen sich die Wellen
lautstark brechen.
Geruhsamen Schlaf finde ich hier leider nicht. Ich träume
mir ein Blech zurecht, das gibt es gar nicht. Der wirre Traum
(Verfolgungsjagden, Gespräche mit Verstorbenen, Aufhebung
der Physik – das volle Programm) der letzten Nacht brachte
mich unter anderem auf die Frage, wie Aachen wohl aussähe,
wenn ein Fluss durchflösse …
Unser
Animationsteam besteht aus einer Person, Anouk, mit lustigem
holländischen Akzent. Auch hier lohnt es sich wohl noch
nicht für mehr. Die zahlreichen Kinder sind sehr froh
mit ihr. Ob sie auch mit ihnen? So Kinder mögen ja ein
schönes Hobby sein, aber müssen die ständig
plähtzen?
Habe einen Supermercado gefunden, in dem es alles gibt. Zeitungen!
Und Comics: Hier kann ich nun Clever & Smart, eine
weitere Jugendsünde, im Original lesen. Hier heißen
sie Mortadelo y Filemon.
Und
auch Lebensmittel hat’s reichlich. Als ich die Auswahl
an frischen Fischen in der Auslage sah, bekam ich schon Lust,
selbst zu kochen. Ist aber komplett überflüssig:
Das Büffet wechselt täglich sein Angebot. Das einzige
was gleich bleibt, ist die gute Qualität. Ich werde meiner
Waage gut zureden müssen …
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L Samoht |