03.03.1999
1999 wird wahrscheinlich als das Jahr des 20. Jahrhunderts
in die Geschichte eingehen, in der es keine Jahrhundertflut
gab.
Dafür gibt es ja jetzt die Jahrhundertlawinen. Wie innovativ.
Gerne sehe ich dieser Tage die Sondersendungen, in denen
ein mords investigativer Journalist mit hochgeklapptem Trenchcoatkragen
fehlbeleuchtet vor einem Haufen Schnee und Geröll steht:
»Hallo Köln … können Sie mich hören …? Ich fange einfach
mal an, … Ich stehe hier unmittelbar am Ort des Geschehen,
es ist ziemlich dunkel, leider können Sie nichts sehen,
ich auch nicht, aber …das ganze Ausmaß der Katastrophe …
der weiße Tod … ohne Ankündigung … die Rache der Natur …«
Ja, und jetzt heulen sie alle und schreien Zeter und Mordio.
Als hätte keiner gewußt, daß es Lawinen gibt und daß sie
bisweilen unangekündigt herabdonnern. Nein, wir wollen ja
Skifahren. Und dazu müssen wir Hänge roden und Liftanlagen
bauen sowie Schneekanonen pausenlos ballern und die Grasnabe
planieren lassen. Früher hieß es, der Berg ruft. Heute kommt
er gleich. Zynisch, was? Aber wahr.
Falls doch noch eine Überschwemmung naht, dann soll sie
sich aber beeilen, auf daß sie noch in dieses Jahrhundert
paßt. Was wird das erst 2001 werden, wenn bei der geringsten
Flatulenz gleich vom Pfurz des Jahrtausends gesprochen werden
wird …?
PR-mäßig kommen die Avalanches ja zur Unzeit. Die stehlen
den brennenden Kurden ja voll die Schau! Da gab’s doch mal
vor Jahren so ein Après-Ski-Filmchen namens »Fire and Ice«,
vielleicht ist das jetzt Teil 2 …
Aber mit der PKK ist nicht zu spaßen: Den Türken drohen
nordirische Zustände. Gewiß, man kann nicht jeder separatistischen
Volksgruppe ihren eigenen Staat zubilligen. (Dann hätten
wir ja auch ein gewaltiges Bayernproblem.) Aber wenn die
den Öcalan tatsächlich hängen – wovon mal ganz einfach ausgegangen
werden darf, wir reden hier ja von der Türkei –, dann können
die Ihre EU-Mitgliedschaft gleich daneben hängen. Dann brennt
ganz Europa.
04.03.1999
Auch beliebt zur Zeit: Unglücke bei der Deutschen Bahn
AG. Ob Entgleisung, Lokbrand, Zusammenstoß oder Bahnhofsevakuierung
– für jeden ist etwas dabei! Und immer ist es eine »tragische
Häufung von Einzelfällen«. Ist schon mal jemandem aufgefallen,
daß »Einzelfälle« streng logisch betrachtet ziemlicher Humbug
ist?!
Im
»Quatsch Comedy Club« auf PRO7 gibt es die Rubrik »Das Fundstück
der Woche«, welches der süße Thomas Hermanns allwöchentlich
präsentiert. So etwas werde ich jetzt auch einführen. Und
das erste flatterte mir in Gestalt eines Hochglanzvierfarbprospektes
an alle Haushalte mit Tagespost in die Bude. Es ist die
Reklame eines persischen Teppichhauses: »ENDE, AUS, VORBEI!
Öffentliche Zwangsauflösung wegen Todesfall. Jetzt räumen
wir für immer, jetzt müssen Sie zugreifen!!!! Bis zu 76%
Rabatt! Schlußliquidation!« Faszinierend. Daß schon
mal einer abnippelt und man deswegen den Laden zumachen
muß, kommt ja schon mal vor, das verstehe ich ja. Sieht
ja auch schlecht aus, wenn der so im Lokal rumgammelt. Aber
so ein Werbezettel landet circa alle zwei Monate hier im
Poschtkaschtl! Meinen die, daß es als Anlaß, das Wettbewerbsgesetz
zu umschiffen, genügt, wenn irgendeiner im Iran den Löffel
schmeißt?! Auf diesem Blättchen fand sich außerdem noch
gerichtsmedizinische Bescheinigung, daß ein gewisser Herr
Sharif, Sohn von Nabiollah, tatsächlich tot sei. In einer
miserablen Übersetzung aus dem Persischen mit mords beeindruckenden
Stempeln ominöser iranischer Behörden. Wow, big deal! Ob
die wußten, was sie da quittieren? Weiterer Schönheitsfehler:
Der gute Herr Sharif, der einem Schädelbruch nebst Gehirnblutungen
und Folgen erlag, wie wir detailliert erfuhren, ist bereits
vor 2 ½ Jahren dahingegangen …
05.03.1999
Oh, ich höre, der PIII von Intel ist draußen. Sogar mit
Visitenkarte fürs Netz! Fein. Ich sage nur Orson Welles.
Äh, George Orwell natürlich.
Kommen
wir erneut zur linguistischen Meckerecke: Was ist das bloß
für eine Krankheit, immer etwas irgendwo hinein »geben«
zu müssen? Jedes TV-Würmchen, das sich gepflegt ausdrücken
will, gibt seinen Recycle-Müll in die Wertstofftonne,
gibt die gehackten Zwiebeln in die Pfanne, gibt
die dreckeligen Unterhosen nebst Visir-Wunderkugel in die
Waschmaschine. KEIN MENSCH gibt etwas irgendwo rein!
– Jeder wirft, schmeißt, stopft, legt, stellt, setzt,
fummelt alles irgendwo hinein. Zur Not tut er’s
auch nur. Geben heißt, etwas durch Überreichen in jemandes
Hände oder Verfügungsgewalt gelangen lassen. Also hinfort
mit dieser manierierten Hineingeberei!
Die TV-Werbung für den Iglo-Rahmspinat von Verona Feldbusch
finde ich ja allerliebst. »Huch, jetzt hat er ›blubb!‹ gemacht!«
Was denen immer einfällt, um uns Konsumenten Spinat bekömmlich
zu machen. Wenn’s denn hilft. Neben dem »blubb!« ist da
allerdings noch eine Menge mehr drin: Magermilchpulver,
Speisefett, Weizenmehl, Stärke, Zucker, Salz, Guakernmehl,
Salz, Pfeffer, you name it. (Wie damals der Smutje in unserer
Kantine macht Iglo es ja wenigstens noch nicht: Der rührte
immer die Bolognesesoße vom Vortag in den Spinat – sehr
zur Freude der Vegetarier …) Denn machen wir uns nix vor:
Kein Kind würde niemals nie keinen puren Spinat essen –
Verona und Popeye hin oder her! Hat sich was mit gesund.
Spinat wird eh überschätzt: Er habe zum Beispiel 10x mehr
Eisen als alles andere. Und zwar genau seitdem sich mal
eine Doktorandin in ihrer Arbeit mit der Kommasetzung vertan
hat! Komm, mach noch mal »blubb!« …
06.03.1999
Boah HTML – ein Feintuning wie bei einem Formel1-Boliden.
(Die Saison ist übrigens gerade wieder gestartet, für wen’s
interessiert.) Nicht genug, daß jeder Browser es anzeigt,
wie es ihm gerade paßt, so daß man sich bei allen Lösungen
auf das kleinste gemeinsame Vielfache (kgV), beziehungsweise
den größten gemeinsamen Teiler (ggT) – wie war das nochmal?!
– einigen muß, nein, auch auf dem sicher geglaubten Terrain
von Graphik und Design schwinden meine Fertigkeiten dann
doch merklich. Neben .BMPs und .JPGs habe ich nunmehr nolens-volens
auch die verdrießlichen .GIFs in mein Repertoire aufgenommen.
(Bald soll auch das neue Format .PNG etabliert werde, o
je!) GIFs sind eine Wissenschaft für sich. Denn man hat
die freie Wahl, welche Farbpalette man für sie wählt. Am
Surfer-freundlichsten ist eine möglichst kleine, dann baut
sich das Bild schnell auf. Graphiker-freundlich ist keine
davon, denn man steckt kaum drinnen, wie die Farben letzten
Endes aussehen, egal ob man die Palette ›exakt‹, ›flexibel‹
oder ›System‹ wählt.
Wenn ich sonst am PC zaubere, dann mache ich Projekte, bei
denen von mir aus auch die Kiste in die Knie gehen darf,
20 MB Sandtörtchen und so. Beim Webdesign mußt du dich allerdings
mit hömmele kleiner Icons und Details rumschlagen, das hält
auf! Man lernt auch, in k zu denken. Und das im Zeitalter
der Dekagigabyte-Festplatten.
Denn
bei all der Graphik ist ein entscheidendes Kriterium zu
bedenken: die Dateigröße, beziehungsweise Auflösung. Wenn
ich – weil’s schneller geht – ein Bildchen in der höchstens
notwendigen 72er-Auflösung pixele, habe ich ein Problem,
falls ich das auch mal vergrößern und gar ausdrucken möchte.
Andrerseits kann es gut sein, daß beim Verkleinern von 300
dpi auf 72 dpi eine Menge Graphikinformation auf der Strecke
bleibt. Ziemlich schleimig mitunter. Wie gesagt, da ist
Feintuning angesagt. Bei .JPGs entstand ein bisher irrelevantes
Dilemma: Das lästige Fragen nach dem Grad der Komprimierung
quittierte ich für die HDD bisher immer mit einer gönnerhaften
8. Nun, fürs Netz ist das nicht so geeignet … Da nehme ich
schon mal gerne eine bescheidene 3, bei der allerdings das
.JPG-typische Flirren schon beachtlich ist. Daher tendiere
ich je nach dem auch schon mal zu einer mediokren 5. Für
meine Sandra,
die kleine Wanderdüne habe ich allerdings was Kleines
gewählt, um eventueller Raubkopie von räuberischen Großverlagen
vorzubeugen.
.GIFs haben jedoch den eindeutigen Vorteil, daß man sie
animieren kann. Wenn man will. Das drückt ein wenig die
Bandbreite und verschwendet Webspace, sieht aber cool aus
bisweilen. Und beeindruckt den Newbie-Netizen. Sowieso versuche
ich, auf meinen Seiten jedwede Technik wenigstens einmal
anzuwenden, deren Existenz ich kundig, deren Syntax ich
habhaft und deren Programmierung ich befähigt werden kann.
Na, daran sieht man auch, warum ich nicht voran komme.
10.03.1999
Meine TL Pages sind seit heute im Netz, jawoll!
http://members.aol.com/tlangens/welcome.html
Ein herrlich karger Splash!screen. Es fehlen zwar noch
einige Seiten, aber das Grundgerüst steht. Mühselig ernährt
sich das Eichhörnchen. Der Rest wird dann peu à peu
nachgereicht. So hat der Counter auch was zu tun … Und den
Hinweis, daß eine Site ständig under construction
sei, kann man sich sparen: Das ist im Internetz wohl nix
besonderes.
Was
sind eigentlich Sappholesbierinnen? Klingt irgendwie
fruchtig. Eben jene haben unten aufm Platz eine Infobude
aufgebaut. Gewiß, ich könnte ja auch runtergehen und sie
fragen. Aber solange ich nicht weiß, ob das ansteckend ist,
laß ich es. Mal das Netz bemühen.
Ebenso habe ich noch nicht ergründet, was Discalceatessen
sind, und zwar solche der rumänisch-orthodoxen Kirche. Solch
ein Schild fand ich mal an einer alten Kirche in der Nähe
vom Café Kittel, Kittel, Kittel.
Was muß man denn da immer von Ärzten – speziell Anästhesisten
– hören oder lesen! Letzte Woche kamen in gleich drei Sendungen
Berichte über Doktores, die der Schummelei geziehen werden.
Und zwar haben jene spezielle Berufsunfähigkeits-Policen,
in denen sie sich gegen den Verlust eines Fingers für Mios
von Marken versichern. Das Fachwort heißt »Ärztegliedertaxe«,
berechnet wird nach der Formel: 10 – 1 Finger = 100 % berufsunfähig
. Wenn sie denn mal vorher fähig waren … Gezeigt wurden
Fallbeispiele von Ärzten, die beim Sägen, Holzfällen
oder ähnlich berufstypischen Handlungen eines Fingers verlustig
gegangen sind. Und immer genau des linken Digitus’! Sooo
ein Zufall aber auch. Nun bedarf es ja nicht allzu dunkler
Phantasie, sich vorzustellen, was ein ausgebildeter Mediziner
mit freiem Zugang zu diversen Anästhetika und chronischer
Unlust zu arbeiten so alles zu tun imstande ist … Dumm nur,
daß den Versicherungen diese auffällige Häufung nicht entgangen
ist. Denn selbst da noch produzieren die Operateure Kunstfehler:
Sie beschreiben starke Schmerzen, wobei so ein Gliedmaße-exekutierender
Beilhieb fast gar nicht wehtut! (Wie ich aus berufener Quelle
erfuhr.) Statt der Mega-Mark droht den Quacksalbern nun
eine mehrere Kilo-Mark-Klage wegen Versicherungsbetrugs.
Ja, liebe überversicherte Ärzte: Auch Ihr könnt nicht von
der Hand in den Mund leben. Kein Goldfinger mit Eurer Salamitaktik!
Stand nicht auf VHS-Cassetten früher immer, daß man sie
bis zu 1000x überspielen könne? Und haben wir nicht immer
lustig darüber gelacht? Nun, bei meiner Standard-Schmidt-Cassette
habe ich das bald geschafft! Früher habe ich noch alles
für die Ewigkeit konserviert, nun mache ich exzessives Guck-und-Hopp.
Einzig für ›Strange Days‹, bei dem ich sogar die Werbung
rausgeschnitten habe, mache ich eine Ausnahme.
Es
gibt ja am Fernsehen eine Menge auszusetzen – wovon die
mangelhafte Bildauflösung nur den geringsten Teil ausmacht.
Was mich aber in letzter Zeit immer mehr nervt, ist das
Geklatsche andauernd.
Zum Beispiel beim Schmidt: Wenn ich etwas Lustiges höre,
lache ich, kichere ich, wiehere ich, giggele ich, pruste
ich, bestenfalls schlag’ ich mir auf die Schenkel – aber
zu klatschen gibt’s da nichts. (Die Gagautoren, die den
Applaus verdient hätten, hören ihn sowieso nicht, denn sie
liegen zugekokst in der Ecke …) Schmidti, die faule Sau
spart sich mit dem Klatschvieh einige Minuten Arbeit, was
er auch immer wieder gerne unumwunden zugibt. Besonders
kraß gebärden sich die Wagenladungen von hyperaktiven Rentnern
in diversen Nachmittagstalkshows. Aber so was habe ich ja
auch schon gemacht …, also mal schön leise sein!
Über nervige Werbung (Tautologie?) lasse ich mich ja gewohnheitsmäßig
aus. (Was täte ich bloß ohne?!) Hier eine weitere Facette:
Die Reklamepest im TV ist ja schon virulent genug, da forcieren
die Sender das ganze noch mehr, indem sie alle Nase lang
bewerben, was denn demnächst noch tolles auf ihrem Kanal
zu erwarten ist. Und zwar machen sie das vor dem
eigentlichen Werbeblock mit Windeln, Snacks und Faltencreme
und auch danach. Man freut sich, die lästigen 6 Minuten
sind endlich um, dann kriegt man 1 ½ Minuten lang aber noch
deren gutgemeinte Tips zum besten gebracht! Ich sollte es
mal ausrechnen: Wenn man das mal alles zusammenzählt, kommt
bestimmt raus, daß die Deppen mehr Zeit für die Ankündigung
aufwenden als für die eigentliche Sendung!
Der Baum der Telekommunikation trägt schon sonderbare
Früchte. Da gibt es ja unter anderem auch bei Privatanschlüssen
die neue Funktion des Anklingelns. Während du also mit jemandem
telephonierst, kannst du das Klingeln eines weiteren hören,
der begehrt, dich zu sprechen. Bei meinem Schätzchen hat
das letztens eine Anruferin gemacht: »Du entschuldige, da
ist ein Gespräch auf der anderen Leitung!« und schwupps!
war mein Schatz auf dem kommunikativen Abstellgleis geparkt.
Ich glaub’ es geht los! Das soll mal einer mit mir machen!
Mein Schätzchen berichtete, daß eine Bekannte von ihr
jetzt mit einem Computermenschen zusammen sei. (Nein, keine
Androide – einer, der mit PCs seine Brötchen verdient.)
Worauf mir nur zu sagen blieb: »Hey, strenggenommen du ja
auch!«
Was
hörte ich da aus dem Hause Microsoft für schröckliche Kunde?
Man hat herausgefunden, daß Windows '98 nach knapp 50 Tagen
ununterbrochenem Betrieb unweigerlich abstürzt. Darf ich
mal herzlich lachen? – Hahaha. Bei mir stürzt es nach gut
5 Stunden Dauerbetrieb ab! Und wenn es das nicht tut, dann
verschluckt es sich sonstwie, so daß es angeraten ist, pro
forma nochmal zu booten, damit eventuell verschüttgegangene
.DLLs, .INIs und dergleichen wieder aufrecht sitzen.
Paßwortmäßig bin ich ein ziemlicher Faulenzer. Ob sich
das mal böse rächt? Mein Keyword kriegt man auch ohne die
Enigma raus. Ich spekuliere halt darauf, daß sich keiner
für meins interessiert …
Nix »trojanische Pferde«: The human factor ist der USB für
den Cracker. Lange Zeit war mein Lieblingspaßwort ja »default«,
dicht gefolgt von »12345« und »QWERTY« (»Oh, just like my
luggage bag!«). Sehr ästhetisch fand ich auch immer »*****«.
Alles schreit nach 128-bit-Verschlüsselung, aber überall
kleben die Post-it’s mit den Codes rum …
11.03.1999
Was war denn das? Oskar »Lafo« Lafontaine ist doch tatsächlich
zurückgetreten! Wow, das ja mal cool, so einfach
alles hinzuschmeißen! Um 18:00 Uhr zurückzutreten ist allerdings
eine Frechheit, da kommen die Journalisten ganz schön ins
Rotieren, dafür hat man ja nix in der Schublade. Dem Gedöhns
nach zu urteilen, hätte er genausogut auch gestorben sein
können. Gestern hat noch der Kanzler mit Rücktritt gedroht.
Heute wissen wir auch mit wessen. Da lohnt es sich wenigstens,
daß ich laufend n-tv im Hintergrund höre. Es kam sowieso
nichts Gescheites im Fernsehen, that evening got booked
solid. Und jeder Sender überschlug sich mit Sondersendungen.
»Köln, können Sie mich hören, kroootz …« Mal wieder
ein journalistisches Schaustück. Die altehrwürdige Tagesschau
berichtete satte 10 Minuten, und kündigte für danach noch
einen ARD-Brennpunkt an! Alle Promis, die irgendwie schon
mal von Lafo gehört hatten, wurden um ihre Meinung gefragt.
Viel mehr konnte man auch nicht berichten, denn man weiß
ja nichts.
Jetzt, da ich dies schreibe, rätselt man auf n-tv live immer
noch über Motive und wie es jetzt weitergehen soll. Eins
ist schon mal sicher: Euro und DAX lachen sich bereits tot.
Bereits 15 Minuten, nachdem der Rücktritt bekannt geworden
ist! Die ganze Wirtschaft feiert auf den Tischen, n-tv meldet,
selbst das Wetter solle besser werden …
Ob ich das gut finden soll, weiß ich noch nicht. Menschliche
Größe hat es ja. Cool ist es allemal. Und seine Rolle als
Buhmann der Nation, ja Europas, war ja nicht zu beneiden.
Ob man aber den Schröder alleine werkeln lassen darf …
Wer tritt als nächstes zurück? Trittin …? Hoffentlich haut
es den grünen Teil der Koalition nicht auch noch aus dem
Sattel.
Montag, 15. März 1999
Meine Homepage (oder, wie der Eifler sagt, Humpetsch) ist
seit 5 Tagen im Netz der Netze. Jetzt kommt die fisselige
Arbeit des Updatens auf mich zu.
Bin mal gespannt, was die Counter-Statistik so sagt. Die
Zahlen dürften einigermaßen authentisch sein, denn ich habe
die Reloadsperre aktiviert, das heißt, daß man durch Neuladen
nicht den Counterstand puscht. erst muß ein anderer Server
zugegriffen haben, dann wird weitergezählt.
Apropos Homepage: Hans Eichel, der designte Finanzminister,
vormals Minipräsident von Kassel, sagt, daß die Globalisierung
zwangsläufig die 7-Tage-Woche zurückbringen werde. Wenn
man sieht, was die Leute mit ihrer Freizeit so anfangen,
ist das durchaus zu begrüßen.
Dienstag, 16. März 1999
Neue Krankheit aus England! (Wahrscheint’s weil die nicht
über den Verlust von Hongkong und Diana hinwegkommen.) Diesmal
heißt sie nicht kryptisch BSE, sondern »Teletubbies«, also
eher eine Folge von Rinderwahn. Quietschbunte Püppchen
mit infantilen Namen für die konsumkräftige Zielgruppe von
1–3 Jahren (»Mami, kaufen!«), die ganz offensichtlich das
ein oder andere Chromosom zuviel haben.
Na, haben wir denn auch artig die Grand-Prix-Vorausscheidung
geguckt? Kein Guildo dabei diesmal, dennoch wurde das ganze
vollends zur Freakshow: Auf Platz 1 eine blonde Blinde,
auf Platz 2 multikulturelle Siegel-Türken, auf 3 eine 16jährige,
unter ferner liefen zwei Restjugoslawinnen mit Menstruationsproblemen
(»Hörsu wasisch sage, isch hab meine Tage …«). Und die blonde
Siegerin darf jetzt nicht mitmachen, weil ihr Lied nicht
mehr taufrisch ist. Tz, die wird sich bestimmt grün und
blau ärgern! Das recycelte Siegel-Stück gab es so ähnlich
wohl auch schon einmal, aber das ist halt der Siegelbonus:
»Bei 8 Tönen kann das schon mal passieren, daß etwas ähnlich
klingt.« Hm, mein Keyboard hat 12 Töne …
Mittwoch, 17. März 1999
Was
mich ja todes nervt, sind diese neumodischen Fernsehsprecher,
die alles gleich betonen. Egal ob Tod, Pestilenz oder Wetterbericht,
immer ist das gleiche Auf und Ab in der Stimme. Die picken
sich ein Wort raus (aus dem Teleprompter), und das wird
dann betont, bedeute es, was es wolle! Wahrscheinlich lernen
die das bei den gleichen Trainern, die sie auch auf verlogenes
Grinsen und intelligenzvortäuschendes Augenhochziehen drillen.
Und immer kommen sie mit ihren Infos, News und Tips. Firlefanz!
Ich will ausführliche Informationen, komplette Nachrichten
und nützliche Hinweise.
Ganz schlimm finde ich die Archivbilder, die nicht als solche
gekennzeichnet sind. Gerne tun die Privaten dies. Früher
hätte ein schlichtes Photo im Hintergrund gereicht, heute
muß es irgendwas bewegtes sein. Besonders albern wird es,
wenn sie von einem Todesfall berichten und der Verstorbene
erfreut sich im Film bester Gesundheit.
Die Krönung wird bestimmt »Newsmaker« auf SAT.1. Früher
passierte eigentlich schon genug, worüber man berichten
konnte, jetzt machen die Nachrichten auch noch selbst
wie der Name schon sagt.
Aber das allerallerschlimmste ist, wenn die sogenannten
Journalisten ihre Mikros dem sogenannten kleinen Mann auf
der Straße unter die Nase halten: Nur Gejammer, Maulerei
und wie schlecht es einem geht. Und wenn sie was gefragt
werden, antworten sie unter Garantie auf etwas anderes.
Stefan Raab hat ganz recht, wenn er arglose Passanten nach
Strich und Faden verarscht. Die haben’s einfach nicht besser
verdient. Köstliches Beispiel dafür ist auch jene Radiowerbung:
»Würden Sie 2 Gramm Oregano über die Grenze schmuggeln?«
– »Ja, äh, einfürsich … ich sach mal … kommt jetzt drauf
an …«
Das i-Tüpfelchen setzen sie aber auf das Ende ihrer Sendung:
»Vielen Dank für Ihr Interesse.« Ja, muß ich mir von denen
für mein Interesse danken lassen?!
Donnerstag, 18. März 1999
Vielleicht sollte ich ins TV-Business einsteigen, auskennen
tu ich mich ja bestens. Ich habe da ein ganz neues Konzept:
Ein Krankenhaus in den USA, gerne in Chicago, am besten
in der Notaufnahme … Gegen Ende jeder Staffel läuft immer
ein Buchhalter Amok, das macht den Schauspielern das Aussteigen
leichter.
Und natürlich integriere ich den Star-Trek-Effekt: Jedesmal,
wenn eine neue Figur aus der Crew in der Serie auftaucht,
stirbt sie garantiert noch in der gleichen Folge. Energie!
Bei Star Trek finde ich neben dem grundsätzlichen Unsinn
der ganzen Serie auch die menschliche Evolution bemerkenswert:
Den Menschen wuchs in den Jahrhunderten allerlei Knorpel
und Schildpatt zwischen den Augen, aber diese bekloppten
Ami-Frisuren haben die immer noch! Oder sind das alles gar
keine Menschen? Dafür schauen die aber ziemlich humanoid
aus der Wäsche. Gibt es denn keine anderen Lebensformen
im weiten weiten All? Ein fieser Schleim, ein Klasse-3-Dunst
(vollbeweglich) oder wenigstens kosmisches Getier? Nein,
alles aufrechte amerikanische Bürger, oder solche, die die
Amis annektiert haben. Da gefallen mir Star Wars, MiB und
andere entschieden besser.
Auch das Leben auf dem »Schiff« (daß die immer noch kein
besseres Wort für ihre Kisten haben, tz) würde wohl kaum
jemandem gefallen: Den ganzen Tag mit den lieben Kollegen
auf der Brücke rumwuseln, pseudophilosophische Probleme
lösen, und in der Freizeit dürfen sie nur ein bißchen auf
dem Holodeck toben.
Man nenne mir einen, der auf so eine Existenz scharf wäre.
In einer Gesellschaft, in der das Recht auf Rausch so verankert
ist, und in der die Technik so etwas wie ein Holodeck ermöglicht,
würde sich wohl ein jeder Pillen einschmeißen und den
ganzen Tag auf diesem Holodeck rumspringen.
Trendscanner
troll wieder unterwegs: Lispelnde Kinder für Erasco-Suppenscheiß
sind ja schon länger bekannt. Nun werden scheint’s auch
Newssprecher nach solcherlei Kriterien ausgesucht. Wahrlich,
ich sage Euch, neue Kultfigur nach Verona F.busch und Susän
Stänkie wird Katja Burkhard von Punkt 12 auf RTL! Besonders
nett ist es, wenn sie von »Wassermassen«, »Sackgasse« und
»Stoppstraße« spricht. (Und keine Spencer Tracys!) Vielleicht
wird auch sie kleingemacht vom H. Schmidt, so daß sie in
Hollywood Karin Göring spielen muß. Zur Not kann sie dann
ja noch Reklame für lecker Süppchen machen …
Freitag, 19. März 1999
Endlich is es gschafft: Jean-Luc Piccard hat im Ballong
die Erde umrundet. Endlich. Oder hieß er Bertrand? Nette
Leistung, nun kann das Millennium doch kommen. Die ständigen
Rekordversuche gingen mir bereits gehörig auf die byzantiner
Königsnüsse. Im »Breitling«-Orbiter ham sie’s geschafft,
die wackeren Burschen. Das ist jene Uhrenmarke, die so gerne
damit wirbt, die Frecce-Tricolori-Kunstflieger mit ihren
Chronographen auszustatten. Wir erinnern uns, das waren
jene, welche anno 1988 in Ramstein arge Probleme beim Landevorgang
hatten. Ein Wunder, daß der silbrige Lubbelom heile heruntergekommen
ist! So, und nun ab in die Eifel!
Sonntag, 21. März 1999
Heute fällt mir nix mehr ein, kommen wir daher zum Wetter:
Beim selbigem dieser Tage muß man genau aufpassen. Steht
die 20 auf der Karte für Grad Celsius oder Schneehöhe
in Zentimeter?
Dienstag, 23. März 1999
War wieder im Kino. Man sah »Shakespeare in Love«. Seit
vorgestern hat er ja 7 Oscars, da kann man ihn sich schon
mal ansehen … nein, er war echt gut! Super Ausstattung,
tolle Bilder, intelligentes Drehbuch, tolle Atmosphäre,
you name it. Ich freue mich schon darauf, daß er auf
Video kommt. Von mir aus können sie auch noch 2 bis 5 Sequels
dazu drehen, Kapazität wäre ausreichend da. Oder eine Fernsehserie?
Vielleicht lese ich ja dann auch mal Shakespeare selbst
…
Bei den Academy Awards für die besten Schauspieler könnte
ich allerdings niemals weise entscheiden: Schauspielen können
die ja alle irgendwie. Ich unterstelle der spielenden Zunft
ja eh immer, daß die nur jeweils sich selbst spielen. Und
Text auswendig zu lernen, kann ja nun auch so schwer nicht
sein. Daß Gwyneth Paltrow (sprich: Gwinis Paltro;
laut »BILD«) den ihren bekam, ist vielleicht darauf zurückzuführen,
daß sie einfach toll aussieht! Oder weil sie zur Entgegennahme
von dem goldigen Kerlchen als Kleid ein rosafarbenes Zelt
mit Spaghettiträgern wählte … pfui Deibel!
Mittwoch, 24. März 1999
Wegen Krieg geschlossen!
Donnerstag, 25. März 1999
Ich pack’s ja net: Wir haben Krieg! Daß ich das noch erleben
muß! Und dazu noch ein Angriffskrieg. Sind das die ersten
Feierlichkeiten zum 50jährigen Bestehen der NATO? Ich sehe
mich außerstande, daß jetzt hier zu kommentieren. Hier ist
vielleicht das falsche Forum und ich bin vielleicht der
falsche Kommentator, wo ich doch noch nicht lange den Unterschied
zwischen »Tornado« und »Leopard« kenne …
Ich mache mal lieber etwas Pause.
Freitag, 26. März 1999
»Deutsche Waffen, Deutsches Geld, morden mit in aller Welt.«
Und das ist gut so. Weil sonst morden ausschließlich serbische
(also russische) und zwar im Kosovo, und das wär ja doof.
Obige Parole skandierte gerade ein verlorenes Häufchen Autonomer,
die immer bei solcher Gelegenheit hier auflaufen.
Montag, 29 März 1999
Frühling läßt sein blaues Band wieder flattern durch die
Lüfte … Kommt mir das nur so vor? Oder ist das seit Jahren
das gleiche?: Sobald wieder auf Sommerszeit umgestellt wird
(vor oder zurück …?), sind die Tage nicht
nur »länger« hell, sondern überhaupt heller! Seit gestern
scheint hier die Sonne, als ob sie nur noch ein paar Milliarden
Jahren zu scheinen hätte.
Und zeitgleich mit der Sonne haben sich wieder mal die
unsäglichen Straßenmusikanten eingefunden. Soeben dudelte
der Leierkastenmann und fiedelte der Stehgeiger um die Wette
– leider verschiedene Lieder. Hier oben sitzt man scheint’s
im akustischen Schnittpunkt. Ansonsten mag ich ja einen
ornslichen Klangdiamanten, doch der hier müßte noch tüchtig
geschliffen werden. Genauso pünktlich stellte sich auch
wieder der Heuschnupf ein. Polymorph, der Kerl. Auf jenen
schiebe ich nämlich meinen Hang zu heftigsten Niesattacken
und massivstem Nasezuhaben. Gar nicht mehr zu erwähnen habe
ich ja, daß sich an den Winterschlaf nahtlos die Frühjahrsmüdigkeit
anfügt, have I?
Auf Wiederlesen im April
troll