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– Januar 2010 –

Freitag, 1. Januar 2010

2010: Das Jahr, in dem wir Kontakt aufnehmen. Na, wer’s glaubt. Was hatte man uns früher nicht alles schon für das Jahr 2000 prophezeit! Die dollsten Sachen: Dass wir alle mit schwebenden Kisten durch die lauen Lüfte glitten, dass jeder Haushalt eine Armee dienstbarer Roboter befehligte, die den Bewohnern den Allerwertesten hinterhertrügen, und dass wir selbstverständlich fürs Weekend zum Shoppen auf den Mars flögen. Und was ist? Nix ist.

 

Mein guter Vorsatz fürs Neue Jahr jedenfalls: Die werte Stammleserinnenschaft nicht mehr mit Berichten über Lebensmittel und Gerichte nebst deren Zubereitung zu langweilen!

 

Zu Mittag gab’s gleich nochmal Fondue – weil von gestern noch so viel übrig war.

 

Ups …

 

 

Doch warum sollte ich dieses Jahr eigentlich nicht über Essen sprechen? Essen ist doch Kulturhauptstadt Europas Zwanzigzehn, oder …

 

Zwanzig Zehn

 

 

Samstag, 2. Januar 2010

Alarm, die Körperscanner kommen! Und bringen die Wahrheit ans Licht:

 

Alarm, die Körperscanner kommen! Und bringen die Wahrheit ans Licht.

 

 

Sonntag, 3. Januar 2010

Es schneit, es schneit, kommt alle aus dem Haus! Ich präzisiere: Es hat bereits geschneit und wir waren schon draußen. Geheimtipp bei dieser verschlafenen Wetterlage und diesem verschneiten Wochentag: der Tierpark. Herrlich, alles in gedämpfter Akustik und gediegenem Weiß, fast kein Mensch anwesend – sieht man von ein paar geschlechtsreifen Pärchen ab, bei denen das Männchen jeweils mit hochwertiger Teleoptik ausgestattet war, wie es arttypisch ist. Im ganzen Euregio-Zoo war nur ganz vereinzelt mal ein Menschenjunges zu erspähen. Völlig anders als im Sommer, dann wimmelt es nur so von schreienden Knirpsen, und die Bewohner der Gehege können sich – durch Gitter und Zäune geschützt – die possierlichen Jungtiere der Spezies Homo sapiens mit ihren eiskremverklebten Fingerchen und schokobeschmierten Schnütchen einmal von Nahem anschauen.

 

Für weitere Expeditionen wurde gleich mal eine Jahreskarte angeschafft. Und wenn die »Apotheke im Alten Rathaus« und die »APAG« mir nicht zuvorgekommen wären, hätte ich am liebsten gleich einmal die Patenschaft über einen der Katzenbären übernommen. Obwohl der Kleine Panda mit 610 Euro pro Jahr die teuerste Tierart auf der Karte ist. Aber auch die süßeste!

 

Tierpark im Schnee

 

 

Dienstag, 5. Januar 2010

Kann sich noch jemand an das Gewese erinnern, das vor zehn Jahren herrschte wegen des ollen Millenniums-Bugs? Anlässlich des Y2K-Fehlers wurde der prompte Untergang der Welt prophezeit. Die Welt ist damals nicht untergegangen; jedenfalls nicht dass ich groß was davon bemerkt hätte. Außer ein paar Hundertjährigen, die fälschlicherweise die Einladung zur U3 erhielten, ist niemand zu Schaden gekommen. Nun wird ruchbar, dass 30 Millionen Bankkunden statt damals eben nun, im eigentlich harmlos anmutenden Jahre 2010, schlechte Karten haben. Ein fehlprogrammiertes Stückchen Plastik sorgt dafür, dass der Geldautomat nichts ausspuckt und die Verkäuferin kritisch guckt, wenn sie die Scheckkarte durch das Kassenterminal zieht.

 

 

Mittwoch, 6. Januar 2010

Auf den Werbeblättchen, die immer mehr so tun, als wären sie richtige Zeitungen, und die für erschreckend viele tatsächlich die einzige gedruckte Nachrichtenquelle darstellen, dabei aber doch nur unaufgefordert den Hausflur zumüllen, erspähte ich heute – bevor ich den ganzen Stapel der thermischen Verwertung zuführte – die Überschrift: »Schüler rappen gegen Mobbing«

 

"Schüler rappen gegen Mobbing"

 

Wie lobenswert dieses Ansinnen an sich auch erscheinen mag: Ist ausgerechnet Rap dafür das richtige Medium? Ich stelle mir die Ergebnisse nämlich so vor:

Hey yo, fucking Motherfuckers,

habt ihr gerade was zu meinem Homie gesagt?

Hey yo, fucking Motherfuckers,

habt ihr den schief angesehen, habt Ihr das gewagt?

 

Ey, Du Bitch, Du Opfer,

Mobbing is voll scheiße, ischwör Alter!

Disst Du meine Crew, diss ich Deine,

verstehste was ich meine?

 

Ey Typ, weiße nich?

Zu zweit auf einen? Das geht voll nich!

Ich werd Dich nich nur asskicken,

ich werd Dich innen A*** f***en,

Ich werd Dich verkloppen,

das is nicht zu toppen.

 

Freitag, 8. Januar 2010

Happy 75th Birthday, Elvis Presley, King of Rock ’n’ Roll!

 

Happy 75th Birthday, Elvis Presley, King of Rock ’n’ Roll!

 

 

Und, schon eingeschneit? Es ist kalt draußen. Und das im Januar – was haben die da in Kopenhagen neulich bloß angestellt? Der WDR brachte zur besten Sendezeit eine 45-minütige Sondersendung zur drohenden Niederkunft kristallinen Wassers. Denn viele Menschen sind zum ersten Mal in ihrem Leben mit Winter konfrontiert und wissen angesichts der weißen Winterwunderwelt nicht aus noch ein. Dabei ist es doch so einfach: Winterreifen aufziehen, warme Kleidung anziehen, Kinder im Schlitten hinter sich herziehen. Ich habe mir die ausführlichen Berichte in der Mediathek angesehen – GEZ-Gebühren müssen ja irgendwie verbraten werden. (Und immer muss mindestens ein TV-Team auf den Brocken, auf dem es wohl immer stürmt und/oder schneit, geschickt werden, um zu filmen, wie ein paar Unvernünftige sich wundern, dass es da oben stürmt und/oder schneit.)

 

Ich sehe mit Grausen der drohenden Narzissenkatastrophe im Frühling entgegen!

 

 

In Aachen gab es heute tagsüber keinen Schnee, sondern Seifenblasen. Mein erster Flashmob! Für alle, die noch nicht – oder schon nicht mehr – wissen, was das ist: Nein, kein Reinigungsgerät für Fußböden in der Form eines Flüssigkeitsbehälters … sondern ein kurzer, sinnfreier Menschenauflauf auf öffentlichen Plätzen. Per Mobiltelefon, Internet oder anderem modernen Teufelszeug verabreden sich untereinander weitgehend Unbekannte zu einer festgelegten Zeit an einem festgelegten Ort, um sodann gleichzeitig einer unerwarteten Tätigkeit nachzugehen und damit die nichtsahnenden Passanten tüchtig zu irritieren. Gemäß Statuten trennt sich die Gruppe, nachdem getan wurde, was getan werden sollte/wollte/musste, ohne weitere Verbrüderung oder Kommentierung wieder, als wäre nichts geschehen.

 

Gestern entdeckte ich zufällig eine StudiVZ-Gruppe namens »Flashmob Aachen« und wurde gleich mal Mitglied. Wie es der Zufall wollte, sahen die Planungen den nächsten Mob direkt für heute um 16:15 Uhr am Kugelbrunnen vor. Also hin. Neugierig – und wegen der in der Luft liegenden Konspiration auch ein wenig aufgeregt – fand ich mich zwei Minuten vor dem Beginn am Kugelbrunnen ein und sondierte das Areal: Wenn man weiß, dass gleich etwas passiert, sieht man die Szenerie mit ganz anderen Augen. Auffällig viele junge Menschen standen unauffällig in der Gegend rum. Pünktlich um Viertel nach fing dann jemand damit an, Seifenblasen zu machen, und sofort schlossen sich die anderen an. Knapp 50 Leute bliesen Blasen in die winterliche Einkaufsstraße. Das war heute schon eine Leistung: Mir taten die Finger weh vor Kälte. Und hey, ich hab nur photographiert!

 

Selbst mitmachen konnte ich beim besten Willen nicht; ich hätte es nicht übers Dokumentaristenherz gebracht. Im Nachhinein hat es sich als sinnvoll herausgestellt, dass ich bloß geknipst habe: Noch auf dem Rückweg sprach mich eine Teilnehmerin an, wo sie die Photos denn zu sehen bekäme. Nun, für solche Zwecke gibt es ja das gute alte StudiVZ. Und keine zwei Stunden nachdem ich die Bilder hochgeladen und in der Gruppe annonciert hatte, hat sich ein halbes Dutzend mir bis dato komplett unbekannter Leute verlinkt.

 

Seifenblasen-Flashmob am Elisenbrunnen Aachen

 

Nun sind Seifenblasen auch ein lohnenswertes Motiv. Ein – wahrscheinlich von der Geschäftsführung initiierten – Flashmob mit dem Motto »Komm wir stürmen alle zum McD. und kaufen den leer« hätte keine so schönen Bilder abgegeben.

 

 

Samstag, 9. Januar 2010

Wenn bereits Tage zuvor Sondersendungen zu bevorstehenden Wetterereignissen ausgestrahlt werden, kann man relativ sicher sein: Es wird schon nicht so wild werden. Im Rahmen der üblichen Überdramatisierung hatte ein Experte allen Ernstes zu Hamsterkäufen geraten!

 

Das kann man ganz schnell wieder vergessen. Nirgendwo zu kriegen, die Biester. Ob's ein Meerschweinchen auch tut? Glücklich, wer jetzt einen possierlichen Nager als Patenkind im Tierpark hocken hat …

 

Kein Hamster

 

 

Wehe, es kommt wirklich mal eine Katastrophe, dann glaubt’s wieder kein Schwein. Man braucht bloß die Leute von Atlantis-West zu fragen!

 

 

Ich komme gerade von einem kleinen Spaziergang zurück. So viel Schnee ist es gar nicht. Er ist schön pulvrig, dämpft die Geräusche und hält das Volk von der Straße. (Trotzdem haben einige Angst vor Diebstahl und ketten ihren Schlitten an einen Laternenmast!) Dabei hätte ich gar nicht hinausgemusst: Meine Loggia beherbergt eine stetig wachsende, hübsche Schneedüne. Vielleicht sollte ich mal über ein gleichnamiges Bilderbuch nachdenken …

 

Aachen im Schnee

 

 

Ich hätte da mal eine Frage an die meteorologische Marketingabteilung: Wie kann man denn einem Sturmtief den Namen »Daisy« geben? Wahrscheinlich sind die ständigen Wetterwarnungen deshalb eben doch nötig. Wenn man den Leuten Angst einjagen will, benennt man ein Tief nach osteuropäischen Kampfsportlern, also Attila, Igor oder Ludmilla. Weckt man Assoziationen mit einem englischen Gänseblümchen oder einer amerikanischen Comic-Ente, muss man sich nicht wundern, wenn wieder alle mündigen Bürger bauchfrei rumrennen.

 

Falls mich meine Enkel dereinst fragen, »Großvater, erzähle uns doch, wie war das damals mit dem Schnee im Januar anno 2010?« habe ich mir gestern sogar eine digitale Wetterstation angeschafft – neben Tischstaubsauger und Bohnenkaffee mit Büchsenmilch der Gipfel der Biederkeit.

 

Die Kiste ist jedoch Schrott: Die halbe Zeit hat sie nichts empfangen – obwohl der Sender gerade mal fünf Zentimeter daneben stand! Und als sie nach diversem Reseten und Neuverbinden dann endlich etwas ausspuckte, lag zwischen der Innen- und der Außentemperatur ein Grad Unterschied. Wohlgemerkt: Die Dinger standen immer noch direkt nebeneinander. Schließlich habe ich den Sender nach draußen gestellt, in eine trockene Ecke meiner Loggia – also dahin, wo jetzt meine Düne ist!

 

Irgendwie, irgendwo, irgendwann sah ich mal eine ostfriesische Wetterstation, die funktionierte ungefähr so (Gedächtnisprotokoll):

 

Ostfriesische Wetterstation

 

 

Sonntag, 10. Januar 2010

Abends. Man dachte schon, Daisy wäre Schnee von gestern. Doch endlich! Das Warten hat ein Ende. Mit Erleichterung vermelden es die Agenturen: »Daisy wütet im Norden Deutschlands« – Frost, Schnee, Eis, Verwehungen, Katastrophe, Fiasko, Chaos, Desaster, Drama, Unheil und Verderben, hurra!

 

Doch auch hierzulande war man nicht untätig: Bisher hat Daisy am Wochenende in Nordrhein-Westfalen zu 1.132 witterungsbedingten Verkehrsunfällen geführt. Wir können also stolz sein, das ist eine Leistung! Denn erstens: Wo muss man am Samstag wohl so dringend hin? Und zweitens: Hätte man angesichts der allgegenwärtigen Berichte, Meldungen, Nachrichten und Reportagen nicht vielleicht doch argwöhnen können, dass Eis und Schnee tatsächlich zu glatten Straßen führen? (Wer trotz tagelanger Wetterberichterstattung meint, immer noch mit Sommerreifen durch die Lande rasen zu müssen, hat auch Recht mit seiner Entscheidung, die eigenen Erbanlagen nachhaltig aus dem Genpool zu entfernen.)

 

 

Da man uns also mit Schnee und Abschnitt von der Außenwelt gedroht hatte, habe ich mich im Vorfeld mit ein paar DVDs eingedeckt. Für jeden Top-Film, den man in der Videothek »Bari« auf der Jülicher Straße ausleiht, darf man ein kostenloses B-Movie mitnehmen. B-Movies sind mehr oder weniger alte Filme, die man freiwillig wahrscheinlich niemals ausgewählt hätte, – und trotzdem oft besser als der A-Film.

 

Diesmal allerdings nicht. »Man of the year« ist von Robin Williams’ schlechteren Filmen zwar einer von den besseren. (Mit der Zeit kennt man halt sein Repertoire an Gesichtsausdrücken und Charakterzügen; immerhin war es ihm in diesem Fall erlaubt, sich selbst zu spielen.) Unter der Regie von Barry Levinson, dem wir »Good Morning, Vietnam«, »Rain Man« und »Wag the Dog« verdanken, agieren neben Williams auch Laura Linney, Jeff Goldblum und Christopher Walken. Diese Darstellerriege wäre eigentlich Grund genug gewesen, den Film über den Aufstieg eines TV-Komödianten zum US-Präsidenten nicht direkt in den Videotheken zu verklappen.

 

Doch die deutsche Synchronisation ist die schlechteste, die mir je untergekommen ist! »Synchronisation« ist bereits stark übertrieben, denn synchron war daran nicht viel. Dass wirklich keine der Standardstimmen gewählt wurde, war noch das geringste Problem. Die Sprecher – wenn es nicht gar nur ein einziger war – klangen, als würden sie direkt über dem Mikrophon klebend die Dialoge vom Blatt ablesen und als würde das Mikro zudem in einem Pappkarton stehen; in einem Pappkarton, ausgelegt mit Teppich. Es erinnerte an schlechte Teleshopping-Sendungen aus den USA, in denen überflüssiger Küchenschnickschnack angepriesen wird (»Bob, schau mal, wie der XY-Master alles klein schneidet!« – »Oh ja, Sally, der XY-Master schneidet alles klein!« – »Oh, Bob, wie wundervoll!«). In diesem Fall mussten aber anscheinend Muttersprachler die deutsche Version selbst einsprechen – anders ist der durchklingende amärikoohnische Akzent nicht zu erklären. Es gibt Billig-Synchros für Pornovideos aus den 80ern, die talentierter gemacht wurden. (Nicht dass ich jemals mit spitzen Fingern solcherlei Filme ausgeliehen hätte …)

 

Also, wer »Man of the year« mal unverhofft in irgendeiner ranzigen Ecke auffindet: Unbedingt anschauen! Dies sollten vor allem diejenigen tun, die immer an den deutschen Versionen rumnörgeln – anhand dieses Films mögen sie erkennen, was unsere Synchronbranche doch sonst für exzellente Arbeiten abliefert.

 

 

Zum Abschluss der Weihnachtszeit sangen in St. Foillan Solisten, Sänger und Sängerinnen der Schola Cantorum und der Jungen Kantorei unter der Leitung von Marco Fühner das Magnificat in D-Dur von J.S. Bach:

 

Junge Kantorei St. Foillan + X

 

 

Montag, 11. Januar 2010

Es gibt wieder Skandalöses vom SMGexterner Link zu berichten; diesmal mimt es die »Borchers-Gesamtschule«.

 

 

Bis auf den lästigen Schneematsch auf den Straßen ist die weiße Pracht fast schon wieder weg. Nur auf der Loggia ist ein kleiner Rest der Düne verblieben. Exakt da, wo das Empfangsteil der Wetterstation steht!

 

Schneehuppen

 

 

Dienstag, 12. Januar 2010

Krass, AOL Deutschland macht dicht. Die waren mal das Internet, jedenfalls für eine große Zahl von Surfern. Seit meinen ersten Online-Tagen, als ich eine der hundert Milliarden gelegentlich in Zeitschriften eingeklebten oder in den Briefkasten gestopften AOL-CDs installierte, surfte ich mit AOL. Auch heute noch nutze ich die AOL-Software – denn damit habe ich alle E-Mails seit 1999 archiviert. Ich wechselte nur zu Alice (HanseNet), weil die Internetzugangs-Sparte von denen übernommen worden war. Noch heute sind meine Anfänge erkennbar an der E-Mail-Adresse TLangens@aol.com. Ich hätte längst eine andere einführen können, unter der Domäne @Thomas-Langens.de könnte ich 300 Stück nach Belieben einrichten. Aber nichts da, jetzt erst recht!

 

 

Mittwoch, 13. Januar 2010

Sowas kann natürlich passieren: Beim Marsch durch die Institutionen selbst zu einer werden … Alles Gute zum 30. Geburtstag, Grüne!

(Cem Özdemir kommt wahrscheinlich aus dem Feiern dieser Tage gar nicht mehr raus.)

 

 

Sonntag, 17. Januar 2010

Falls Ebay sich fragt, warum seine Umsätze zurückgehen: Ich hätte da so eine Ahnung …:

 

Als Mensch der späteren Neuzeit staffiert man sich die Wohnstube ja mit allerlei Datenträgern wohnlich aus. Waren es in früheren Zeiten Steintafeln mit Keilschriften, Tierhäute mit aus seltenen Pigmenten getuschten Kalligraphien oder gar ledergebundene Folianten in ehrfurchtgebietenden Regalwänden, welche dem Tod in der Aussicht darauf, davon erschlagen zu werden, ein wenig den Stachel nahmen, richtet sich der Mensch popkultureller Prägung eher mit Speichermedien aus Papier oder Plastik ein. Da ich nicht gedenke, mit ihnen allen meinen kompletten weiteren Lebensweg zu beschreiten, kam mir die heutige Null-Cent-Aktion von Ebay sehr zupass, meine Regale auszudünnen und so Lebensraum im Ostflügel zu gewinnen. Statt der regulären 25 Cent Angebotsgebühr für Auktionen mit einem Startpreis von einem Euro verlangt Ebay heute ausnahmsweise nichts für das reine Ausrichten einer Auktion; erst wenn die Auktion erfolgreich beendet wurde, ist eine Verkaufsprovision fällig.

 

Nachdem sondiert war, von welchen postmodernen Werken ich mich nachhaltig zu trennen bereit bin, fertigte ich Bildnisse der Stehrümchen an und begab mich an das leidige Geschäft, den ganzen Kram mit aussagekräftigen Beschreibungen auszustatten, auf dass recht viele Kaufinteressenten in Versuchung geführt werden mögen, und mich durch die Auktionsformulare zu hangeln.

 

Schon seit geraumer Zeit ist ein abgeschlossenes Jurastudium einschließlich Referendarzeit und Zweitem Staatsexamen nicht das Schlechteste, wenn man eine Kleinigkeit bei Ebay versteigern möchte. Was man da nicht alles einräumen oder ausschließen muss! Der Todesstoß für den privaten Verkauf von Kleinkram ereilte mich, als ich die Versandkosten festlegen wollte: »In einigen Kategorien müssen Verkäufer kostenlosen Versand […] anbieten.«

 

Wie bitte? Kostenloser Versand? Ebay äußert ich dazu so: »Zu hohe Versandkosten sind der häufigste Grund für Käufer, doch nicht online einzukaufen. […] Tests haben auch gezeigt, dass Käufer bei Angeboten mit kostenlosem Versand eher bereit sind, einen höheren Preis zu zahlen.« Und in was für Kategorien ist das so? Natürlich bei Büchern, CDs und DVDs – also genau meinem Sortiment.

 

Es ist schon verständlich, dass man Missbrauch ausschließen will, damit nicht irgendwelche Schlauberger ein Büchlein für einen Euro verramschen und sich bei Versandkosten von zehn Euro eine goldene Nase verdienen – und das arme Ebay vom Portokuchen kein Krümelchen abbekommt.

 

Spielen wir den Fall mit einem nicht stark nachgefragten Artikel kurz einmal durch:

Ein Buch wird tatsächlich für 1,00 Euro ersteigert; bei einem gebrauchten Buch kann das durchaus vorkommen. Dann bekommt Ebay 0,25 Euro Angebotsgebühr und 0,08 Euro Verkaufsprovision. Bleiben für den Auktionator 0,67 Euro, immerhin. Normalerweise würde man noch 1,50 Euro für den Versand berechnen und gut ist.

 

Nach neuer Regelung sieht die Rechnung anders aus: Von den 0,67 Euro muss man noch die Versandkosten abziehen, dass macht dann minus 0,83 Euro. Da käme eine rituelle Bücherverbrennung günstiger.

 

Okay, man könnte ja den Startpreis erhöhen, auf sagen wir mal 2,50 Euro. (Fraglich, ob dann überhaupt jemand zu steigern beginnt. Man kann ja auch nicht mehr anbieten, mehrere Artikel ersteigern zu lassen, die man dann ins gleiche Päckchen packen würde, um Portokosten zu sparen.) Die Angebotsgebühr beträgt dann 0,45 Euro, die Verkaufsprovision 0,20 Euro. Abzüglich der 1,50 Versandkosten bleiben magere 0,35 Euro Gewinn. Auch hier wäre zu überlegen, ob man das Buch nicht lieber einer öffentlichen Bibliothek spenden sollte – das ist gewinnbringender, schon allein karmatechnisch.

 

 

Nach all dieser Rechnerei schien es mir daher opportun, das ganze Gelump vorerst einfach zu behalten und mich stattdessen mit der virtuellen Ebay-Beraterin »Marie« zu unterhalten:

Marie: Hallo tlangens! Ich bin Ihre virtuelle Beraterin Marie und möchte Ihnen bei Fragen oder Problemen zu den eBay-Gebühren behilflich sein. Haben Sie eine Frage zu Verkäufergebühren?

tlangens: wie ist das mindestalter bei ebay?

Marie: Ich bin geboren am 6/11/1982

tlangens: nicht dein alter – das mindestalter!

Marie: Ich habe Sie nicht verstanden. Könnten Sie sich bitte anders ausdrücken?

tlangens: o.k., du willst smalltalk: was ist dein sternzeichen?

Marie: Ich bin ein Skorpion.

tlangens: ich fasse es nicht! was hat das mit ebay zu tun?!

Marie: Ich habe Sie nicht verstanden. Könnten Sie sich bitte anders ausdrücken? Können Sie das noch mal anders sagen?

tlangens: ja, stell dich nur dumm!

Marie: Ich höre Ihnen zu.

tlangens: wie lautet deine telefonnummer?

Marie: Wir helfen Ihnen gerne am Telefon bei fast allen Fragen rund um eBay weiter.

Marie: Unter der folgenden Telefonnummer erreichen Sie den eBay-Telefonsupport täglich von 9-22 Uhr: 01805 – 46 32 29 (14 Cent/Minute aus dem deutschen Festnetz, ggf. abweichende Mobilfunkgebühren).

Marie: Wenn Sie eine Frage haben, die persönliche Mitglieds oder Transaktionsdaten betrifft, müssen Sie sich zunächst zu Ihrer eigenen Sicherheit identifizieren.

Marie: Sie werden am Telefon nach Ihrer Kundenservice-ID und Telefon-PIN gefragt. Beide richten Sie sich bitte vorab einmalig in Mein eBay ein.

Marie: Was kann ich noch für Sie tun?

tlangens: shut the fuck up!

Marie: Die Richtung unseres Gesprächs gefällt mir nicht.

Marie: Wie kann ich Ihnen noch weiterhelfen?

tlangens: pippi kacka furz

Marie: So genau wollte ich es nicht wissen …

Marie: Was kann ich noch für Sie tun?

tlangens: können wir uns mal privat treffen?

Marie: Wenn ich nur die Zeit dafür hätte.

tlangens: hast du lust auf ein date?

Marie: Ich höre Ihnen zu.

tlangens: jetz hol mal den stock aus dem hintern!

Marie: Das ist echt ordinär. Ich glaube, da ist eine Entschuldigung fällig.

tlangens: einen schönen gruß an deine programmierer!

Marie: Guten Abend! Et zunächst wünsche ich Ihnen ein wundervolles Jahr 2010! Können Sie Ihre Anfrage bitte umformulieren?

tlangens: jetzt komm, du weißt genausogut wie ich, dass die jungs die logs lesen!

Marie: Ich bin in der Lage, gewisse Informationen im Laufe unserer Unterhaltung zu speichern. Aber es kommt auch vor, dass ich sie vergesse.

tlangens: wie groß bist du?

Marie: Ich bin mittelgroß ... 1,68 Meter.

tlangens: na also, geht doch!

Marie: Ich habe Sie nicht verstanden. Könnten Sie sich bitte anders ausdrücken?

tlangens: wie schwer bist du?

Marie: Hallo? Das fragt man eine Frau nicht! Aber wenn Sie partout wissen wollen… Ich glaube 58 Kilo bringe ich auf die Waage.

tlangens: trägst du was drunter?

Marie: Ich glaube schon.

tlangens: was denn?

Marie: Ich habe Sie nicht verstanden. Könnten Sie sich bitte anders ausdrücken? Können Sie das noch mal anders sagen?

tlangens: ich bin jetzt mal weg

Marie: Ich habe Sie nicht verstanden. Könnten Sie sich bitte anders ausdrücken? Können Sie das noch mal anders sagen?

tlangens: tschööö

Marie: Ich habe Sie nicht verstanden. Könnten Sie sich bitte anders ausdrücken? Können Sie das noch mal anders sagen?

tlangens: cu

Marie: Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend.

SCREENSHOT: TL chattet mit Marie

 

 

Montag, 18. Januar 2010

Die FDP erhält eine Millionenspende aus der Hotelbranche.

Die FDP reduziert die Mehrwertsteuer für Hotelübernachtungen.

Die FDP macht keine Klientelpolitik.

 

 

Dienstag, 19. Januar 2010

Google wirft China vor, für eine Reihe von Hacker-Angriffen auf die Suchmaschine verantwortlich zu sein, und droht, sich aus der Volksrepublik zurückzuziehen. China, Du weißt aber schon, wem die Welt gehört, oder? Google Earth, wie der Name schon sagt.

 

 

Mittwoch, 20. Januar 2010

Wir erinnern uns, am Nikolaustag vor gut zwei Jahren hatte ich schon einmal die Klais-Orgel in der Nikolauskirche abgelichtet. Sie soll ja umziehen nach St. Foillan. Damit man sich schon mal ein Bild davon machen kann, wie es aussehen wird, wenn der Umzug vonstatten gegangen ist, bestand die heutige Aufgabe darin, eine entsprechende Photomontage anzufertigen.

 

MONTAGE: Klaisorgel in St. Foillan

 

 

Wo ich schon mal mit schwerem Gerät Stativ in den – diesmal wirklich und nicht nur so dahergesagt – heiligen Hallen unterwegs war, habe ich noch Material für ein paar feine Panoramen geshootet und später zusammenrechnen lassen.

 

Pano St. Foillan

 

 

Allerdings klappt das trotz aller Raffinesse nicht immer – dieses verunglückte Panorama wirkt wie eine Überdosis Weihrauch …:

 

Überdosis Weihrauch

 

 

Donnerstag, 21. Januar 2010

Als Alternative zu Ebay habe ich www.tauschticket.deexterner Link aufgetan. Die Teilnahme ist kostenlos: Man bietet einen Artikel, den man nicht mehr benötigt, zum Tausch an. Dafür legt man einen Tauschwert zwischen einem und fünf Tickets fest. Wird einer dieser Artikel gewünscht, sendet man ihn einfach an die hinterlegte Lieferadresse des Tauschpartners. Hat man selbst einen interessanten Artikel entdeckt, dann fordert man diesen einfach an, und der Artikel wird einem zugeschickt, die veranschlagten Tickets werden einem abgezogen. Auf den Portokosten bleibt man zwar sitzen, aber immerhin kann man alte Bücher, CDs und DVDs günstig in neue Bücher, CDs und DVDs eintauschen.

 

 

Die Deutsche Post muss um ihre Marktmacht bangen: Wirtschaftsministerle Brüderle will bis zu seinem vorzeitigen Abgang außer auf einen Großteil der Vokale und Konsonanten in seinen Reden im Rahmen des von ihm selbsterdachten Entflechtungsgesetzes nun auch darauf verzichten, dass die Post alleine für die Briefzustellung zuständig sein soll. Während allenthalben noch gemutmaßt wird, wer da wem was überwiesen haben könnte, flehe ich: Guter Mann, bitte lassen Sie die Finger von der Post! Noch haben wir eine funktionierende Infrastruktur. Noch.

 

Die Älteren werden sich erinnern: Früher kam der Briefträger einmal am Tag, er war freundlich, denn er war Beamter mit Pensionsanspruch und man kannte seinen Namen, – und er wusste, wo ein Brief hin muss, auch wenn die Anschrift mal nicht ganz korrekt geschrieben war. Man wusste: Wenn er da war, war das Thema Tagespost erledigt – mehr kam nicht. Wenn man Glück hatte, fuhr später am Tag ein Auto mit der Paketpost vor, und das war es dann auch.

 

Heute kommen der normale Postmann und der Bote des privaten Zustellservice – und man weiß nie, ob es das jetzt gewesen ist mit den Depeschen für diesen Tag. Einer oder auch beide klingeln gerne mal Sturm, auch wenn die Zustellung gar nicht für einen selbst bestimmt sein mag. (Wie oft habe ich schon Post für Adalbertsteinweg 12 im Hausflur aufgelesen! Ich möchte gar nicht wissen, wieviele Irrläufer für die Adalbertstraße 12 gottweißwo gelandet sind.) Die Straße steht voll mit Lieferwagen von DHL, Hermes, GLS, UPS, DPD und wasweißich. Es kann volkswirtschaftlich unmöglich sinnvoll und ökologisch unmöglich vertretbar sein, wenn jetzt ein halbes Dutzend Leute und Autos unterwegs sind, um die gleiche Transportleistung zu erbringen, die früher ein einzelnes Unternehmen erbracht hat, Monopol hin oder her.

 

 

Freitag, 22. Januar 2010

Der aktuelle CD-Tipp: »One Year Obama – His Greatest Hits« Mit seinen größten Erfolgen:

»Finanzkatastrophe«, »Terror«, »Klima«, »Guantanamo«, »Gesundheitsreform«, »Arbeitslosigkeit«, »Iran«, »Irak«, »Afghanistan«, »Sudan«, »Italien« and many, many more!

 

 

Dienstag, 26. Januar 2010

Außenministrant Westerwelle will sich mit 50 Millionen Euro am Aussteigerprogramm für Taliban beteiligen. Reuigen Talibanesen soll eine Ausstiegschance mit Job, Ausbildung und finanzieller Hilfe angeboten werden. Das klingt fair. Als denn, wes Brot ich ess, des Lied ich sing: Hiermit erkläre ich feierlich, dass ich der Gewalt und dem Terror abschwöre, dass ich alle Kontakte zu al-Qaida abbreche und dass ich die afghanische Verfassung anerkenne. Herr Westerwelle, überweisen Sie!

 

Ich bin immer wieder tief beeindruckt, was dieses Land alles aushält.

 

 

Mittwoch, 27. Januar 2010

Seit heute, 27. Januar 2010, 15:45 Uhr, ist »Avatar – Aufbruch nach Pandora« mit eingespielten 1,859 Milliarden US-Dollar der finanziell erfolgreichste Film aller Zeiten. (Auch wenn ich immer noch der Meinung bin, dass man das erst wirklich am Schluss bestimmen kann.) Als Cineast mit Cinematophobie traute ich mich nach Jahren nochmal ins Lichtspielhaus Cinekarree, denn nur dort kann man der 3D-Version anheischig werden. Wenn schon, denn schon. Das packt der heimische Beamer nicht.

 

"Avatar - Aufbruch nach Pandora" in 3D

 

 

Die Geschichte ist für einen Hollywood-Blockbuster gar mal nicht so schlecht. Und ein Viertelzentner Popcorn auf dem Schoß verlangt schließlich nach einer ordentlichen Portion Kintopp. Worum es in »Avatar« im Detail geht, lese man auf einer der zahlreichen Fanseiten nach. Die Kurzfassung: Fremde Invasoren wollen an Bodenschätze heran, auf denen dummerweise Ureinwohner herumleben. (Folglich hätte »Avatar« statt auf Pandora auch im Wilden Westen, in Kolonialafrika oder im Irak spielen können. Da sieht es aber nicht so hübsch aus.) Um den Film adäquat zu beschreiben, fehlen mir die Worte. Ich könnte es mit grandios, bombastisch, mitreißend und unerhört versuchen, das käme aber nur ungefähr hin. Egal ob in 3D, in 2D oder als Hörspiel – diesen Film sollte man gesehen haben.

 

Wessen Steckenpferd es ist, in Spielfilmen naturwissenschaftliche Unmöglichkeiten zu entdecken, der wird auf jeden Fall auf seine Kosten kommen. Eine Auswahl:

  • Anatomische Ungereimtheit: Man fragt sich, warum die weiblichen Na’vi Brüste haben – Brustwarzen besitzen diese nämlich keine. (O.K., sie sind ganz nett anzusehen …)
  • Botanische Ungereimtheit: Warum sind auf Pandora so viele Pflanzen grün, wo es dort doch keinen Sauerstoff für die Photosynthese gibt?
  • Ethologische Ungereimtheit: Kein ernstzunehmendes Raubtier dieser Welt – auch keines einer anderen – wird seine Beute erst von hinten anfauchen und diese dann, wenn sie sich umgedreht und bewaffnet hat, von vorne angreifen.
  • Physikalische Ungereimtheit: In der Regel pflegen Berge nicht zu schweben. Und wenn doch, warum entschweben sie dann nicht vollends ins All?

 

Die Altersfreigabe ab 12 Jahren für solch einen Film ist allerdings unverantwortlich. Man sollte die Leute lieber erst ab 21 hineinlassen. Oder frühestens dann, wenn sie in der Lage sind, ihre Körperausscheidungen einigermaßen zu kontrollieren. Damit meine ich sowohl die urogenitalen Exkremente – anderthalb Liter Limonade wollen ja auch irgendwann wieder heraus –, als auch die verbalen Ausscheidungen: Wer nicht den ganzen Film lang stillsitzen kann und sich jede Kleinigkeit erklären lassen muss, sollte vielleicht mit einem Bolzplatz vorlieb nehmen.

 

Eine ausgeklügelte Logistik ist dann denn auch das Wichtigste bei diesem Film: 161 Minuten Spielzeit plus circa 20 Minuten Reklame im Vorfeld – da brauchen auch ausgewachsene Exemplare ihrer Art eine belastbare Blase. Wie gut, dass Vattern sich in den vielen Stunden am Tresen ein Hohlorgan von immensem Fassungsvermögen und phänomenaler Dehnbarkeit erarbeitet hat.

 

Wobei die Werbefilmchen diesmal sogar nützlich waren: Die 3D-Brille aus Plaste fiel beim Aufsetzen direkt mal auseinander – so dass ich die Zeit prima nutzen konnte, auf dem klebrigen Kinoboden nach dem rechten Bügel zu haschen und, nachdem ich ihn im Dunkel aufzuklauben vermochte, das Gestell notdürftig wieder zusammenzudengeln. Ein Glück, denn 3D-Filme ohne 3D-Brille rufen rasch Blümeranz, Übelkeit und Erbrechen hervor.

 

Alle zehn Jahre gibt es ja Bemühungen, uns für Filme in der Dritten Dimension zu begeistern. Als früher den Fernsehzeitschriften die grün-roten Brillen beigelegt wurden, blieb es in dem dann folgenden halben Dutzend Filmchen mit Raumwirkung aber bei platter Effekthascherei: Irgendwelche Gegenstände wurden Richtung Kamera geschleudert, damit es schien, als würden irgendwelche Gegenstände dem Zuschauer in die Fresse geschleudert. Bei Avatar ist das nicht so – die Räumlichkeit wird als filmisches Stilmittel eingesetzt, das sich der Handlung unterordnet. (Nun gut, vielleicht wurde die eine oder andere, dramaturgisch vernachlässigbare Kamerafahrt eingebaut, um zu zeigen, was man alles kann. Aber sonst wäre der Film auch nach einer Stunde aus gewesen …) Doch auch wenn es Herrn Cameron wehtut: Der Film würde genausogut ohne die Dreidimensionalität funktionieren. Ich weiß nicht, ob ich eine Sonderbegabung habe, aber ich kann auch in herkömmlichen zweidimensionalen Bildern ganz gut räumliche Tiefe erkennen.

 

Ob 3D nun – mal wieder – die Revolution des Kinos einläutet? Man darf es bezweifeln. Mit einer guten Geschichte, überzeugenden Schauspielern und anständig photographierten Bildern wirkt ein Film auch in Schwarzweiß als Stummfilm. Dolby Surround hin und 3D her – ich gehe erst wieder ins Kino, wenn dort auch Antischall verfügbar ist!

 

Und wenn jedem Besucher am Eingang gratis ein Produkt aus dem Sortiment der Firma TENA ausgehändigt wird, selbstverständlich.

 

 

Momentane Haarlänge: stimmt fast; die Körpergröße: kommt ungefähr hin; die Statur: na ja, es sind ja noch zwei Wochen, in denen man ein paar Sit-ups machen könnte … – Also bloß noch etwas blaue Schminke, spitze Öhrchen und gelbe Kontaktlinsen, dann ist auch klar, als was ich an Karneval gehe. (Die Schminke ist vielleicht auch gar nicht nötig: Angesichts der thermischen Diskrepanz zwischen der Außentemperatur und der Bekleidung der Na’vi würde sich meine Haut schon von alleine blau färben …)

 

 

Aus gegebenem Anlass rät die Kriminalpolizei zur Vorsicht: Im Zuge des Merchandising sind einige dreiste Fälschungen von Avatar-Figuren im Umlauf, die für den ungeübten Beobachter kaum von echten zu unterscheiden sind:

 

"Avatar - Aufbruch nach Schlumpfhausen"

 

 

Mitunter verschlucken sich die Server von Sozialen Netzwerken schon mal, und die Admins müssen unter die Motorhaube krabbeln, um Käfer und sonstiges Geziefer zu entfernen. Wer-kennt-wen.de versüßt seinen Mitgliedern die Wartezeit »aufgrund unvorhergesehener technischer Probleme« mit spaßigen Sprüchen rund um den sonst komplett und zurecht dem Vergessen anheimgefallenen Protagonisten Chuck Norris:

  • Am Anfang war das Nichts … dann hat Chuck Norris diesem Nichts einen Roundhouse-Kick verpasst und gesagt: »Such Dir nen Job!« So entstand das Universum.
  • Chuck Norris hat bis zur Unendlichkeit gezählt … zweimal!
  • Chuck Norris ist das größte Pokerface aller Zeiten. 1983 hat er die Weltmeisterschaft im Pokern gewonnen, obwohl er nur folgende Karten auf der Hand hatte: Einen Joker, eine »Sie kommen aus dem Gefängnis frei«-Karte von Monopoly, eine Kreuz-2, eine Pik-7 und eine grüne 4 aus UNO.
  • Chuck Norris ist vor 10 Jahren gestorben. Der Tod hatte bis jetzt nur noch nicht den Mut, es ihm zu sagen.
  • Chuck Norris liest keine Bücher: Er starrt sie so lange an, bis sie ihm freiwillig sagen, was er wissen will.
  • Chuck Norris schläft mit Licht an. Nicht weil Chuck Angst vor der Dunkelheit hätte, sondern die Dunkelheit vor ihm.
  • Wenn Chuck Norris in den Himmel blickt, schwitzen Wolken vor Angst. Wir kennen das als Regen.
  • Wenn Chuck Norris ins Wasser fällt, wird er nicht nass … aber das Wasser wird Chuck Norris.

 

SCREENSHOT Chuck Norris bei WKW

 

Manchmal sind diese Sprüche allemal unterhaltsamer als das »Leben« in der Community selbst. (Sobald man alle alten Gefährtten ausgebuddelt hat, beschränkt sich dieses nämlich oft darin, am Zählwerk zu erkennen, dass man wieder einen Bekannten weniger hat. Da man nicht benachrichtigt wird, wenn man aus jemandes Liste fliegt, weiß man nie auf Anhieb, wer genau einen jetzt nicht mehr lieb hat.)

 

 

Also heute Abend mal nicht Bekanntschaften verwalten, sondern auf zu Spiegel-Online: Gucken, was es Neues gibt in der schönen weiten Welt. Oder sollte man besser sagen, zur Marketingabteilung von Appleexterner Link? Jedesmal, wenn der selbsternannte Messias des Digitalzeitalters seinen Jüngern etwas kundzutun hat und im Rollkragenpullover vom Berge Sinai herabsteigt auf seine schwarze Bühne, um den proprietären Elektronikschrott von übermorgen anzupreisen, berichtet Spiegel.de darüber – diesmal sogar minutengenau! –, dass Pawlows Hunden die Spucke wegbleibt. Hyper, hyper!

 

 

Donnerstag, 28. Januar 2010

Um den Einkaufsgutschein von der Plasmaspende segensreich einzutauschen, wurde ich bei »Müller« vorstellig. Leider hatte man das Gewünschte nicht am Lager. Als ich unverrichteterdinge nach Hause ging, konnte ich beobachten, wie sich ein anderer Spender, den ich kurz zuvor noch im Plasmazentrum gesehen hatte, aus dem Hintereingang des L-Store kommend in die Antoniusstraße stahl – da war heute wohl noch eine weitere Körpereiweißspende fällig …

 

 

Musikalische Neuentdeckung des Monats, derentwegen ich »Müller« aufgesucht hatte, ist Jamie Cullum: Ursprünglich vom Jazz kommend ist er inzwischen mit virtuosem Klavierspiel und interessanter Stimme auf dem Feld von Pop, Bigband, Samba, Swing, Hip-Hop, Funk und was weiß ich zugange. Wie es sich für einen großen Musiker geziemt, schert er sich nicht um irgendwelche Stilgrenzen. Für Musikhörer gilt übrigens desgleichen.

 

 

Ich bin durchaus bereit, für gescheite Musik richtiges Geld auszugeben. Es wird einem allerdings schwergemacht, sich anschließend am Original so recht zu erfreuen: Einmal kurz nicht aufgepasst und man hat nur die Normalversion der CD erstanden und nicht die Super-Special-Bonus-Deluxe-Edition mit zusätzlichen Aufnahmen. Ärgerlich, weiß man doch um die Schwierigkeiten, das Teil unbürokratisch bei Ebay wieder loszuschlagen.

 

Wenn die Medienmärkte – richtige Plattenläden habe ich schon Jahre nicht mehr gesehen – die gewünschten Tonträger denn überhaupt in den Regalen hat! Da das immer seltener der Fall ist, habe ich jetzt erstmals MP3s heruntergeladen – legal, hochoffiziell und gegen Geld per Download bei Amazon. Das Prozedere ist simpel, die Preise sind kommod und – unschlagbar – die Musik ist sofort verfügbar. Weiterer Vorteil: Wenn ein Künstler sich beispielsweise an einem Soundrack beteiligt hat, braucht man – wenn man das komplette Œuvre besitzen will – nicht mehr die ganze CD, sondern nur das entsprechende Lied zu kaufen.

 

 

Apropos: Wer auf diesen Seiten ein Amazon-Banner sieht, ist herzlich eingeladen, auch einmal darauf zu klicken; insbesondere dann, wenn er vorhat, bei Amazon.de etwas zu bestellen. Der Autor dieser Zeilen bekommt dann nämlich ein paar Krümelchen Provision ab. Diese Homepage quält die werte Leserschaft ja nicht mit übermäßig Werbung; nur mit wohlmeinenden Empfehlungen … Wenn man daher ohnehin etwas ordern möchte, wäre es sehr nett, wenn man über eine meiner Seiten zu Amazon surft. *ganzliebguck*

 

[Die Stimme aus der Zukunft: Quatsch – macht das bloß nicht!]

 

 

Freitag, 29. Januar 2010

Eigentlich wollte ich es ja nicht mehr tun, doch aus gegebenem Anlass mache ich eine Ausnahme, denn in der Obstabteilung entdeckte ich eine besonders schöne, beziehungsweise häßliche Zitrusfrucht. Wie die Ugli wohl zu ihrem Namen kam …?

 

Ugly Ugli

 

 

Sonntag, 31. Januar 2010

Auf dem Markt tobte anläßlich des Namenstages von Karl dem Großen heute wieder das Karlsfest. Warum dort jedes Jahr als Hunnen kostümierte Gestalten umherlaufen, entzieht sich meiner Kenntnis. Naheliegender wären doch mittelalterliche Marketender. Anlassbezogener ist da schon die feilgebotene »Karlswurst« – eine grobe Mettwurst nach altem Rezept, mit reichlich Kräutern und Gewürzen aus Kaiser Karls Kräutergarten. (Bedenkenlos genießbar, denn es wächst kein Glutamat im Kräutergarten, wie vermutet werden darf.)

 

»Keziban« – so nennt man ein Sturmtief! – hatte in der Nacht ein wenig neuen Schnee gebracht, so dass der Marktplatz romantisch in winterliches Weiß gehüllt war und ein paar Frevler die Karlsstatue im Eäzekomp mit Schneebällen traktieren konnten.

 

Karlsfest 2010

 

 

Andernorts hatte es weit mehr geschneit. Wie ich dank meines dichten Korrespondentennetzes erfuhr, sieht es 75 Kilometer Luftlinie weiter südsüdöstlich so aus:

 

26 Zentimeter

 

Die Kommunen haben in Ermangelung von Streusalz den Winterdienst weitgehend eingestellt. Nachdem in den letzten Wochen auch Kochsalz in den Geschäften knapp wurde, warte ich gespannt, wann die Leute ihren Gehweg mit handgeschöpftem Fleur de Sel pökeln …

 

 

Zum Schluss gibt es mal wieder höchste Zeit für ein wenig Kultur! Wer bis hierher durchgehalten hat, wird belohnt mit einer kleinen Auswahl von Alltagslyrik, in Form von Gruppen des StudiVZ:

  • Achtung! Es folgt eine Selbstdarstellung durch Gruppennamen.
  • Aber das Gänseblümchen hat doch gesagt, du liebst mich …!
  • Alkohol ist keine Lösung, sondern ein Destillat!
  • Als Gott mich schuf, hat er maßlos übertrieben.
  • Als ich klein war, dealte man noch mit Stickern.

  • Autsch, das war mein Herz!

  • Da hat mir doch jemand Schnaps in meinen Schnaps getan.

  • Dein Stammbaum is'n Kreis!

  • Der moderne Satzbau: Subjekt – Prädikat – Beleidigung, Alter!

  • Doch, sicher werden blöde Sprüche nach 10-mal noch witziger!

  • Dr. Cox gibt Chuck Norris Mädchennamen. Jeden Tag einen neuen!

  • Du hast da Dreck … ach nee, is´n Tattoo. Könnt aber Dreck sein!

  • Du siehst so aus als könnte ich einen Drink vertragen.

  • Eingeschränkt sichtbare Profile behindern mich beim Stalken.

  • Es ist völlig normal, sich einen Pinguin aus dem Zoo mitzunehmen.

  • Es lief alles nach Plan – nur der Plan war beschissen!

  • Es kommt vor, dass ich einen Satz anfange und ihn dann nicht zu

  • Falls du auf den richtigen Moment gewartet hast … das war er!

  • Frauen, die Bier trinken, sind sexy!

  • Gehirn.exe hat ein Problem festgestellt und muss beendet werden.

  • Haben Nutten Urlaub, wenn sie ihre Tage haben?

  • Ich brauch Geld, keine Arbeit. Beschäftigen kann ich mich alleine.

  • Ich hab nix gegen Gott, nur seine Fanclubs gehen mir auf den Sack.

  • Ich hielt es für Liebe, doch es war Schilddrüsenunterfunktion.

  • Ich klicke mich durch Profile, um Leuten ihre Gruppen zu klauen.

  • Ich tanze nicht zur Musik. Ich tanze zum Alkohol.

  • Ich war Atheist, bis ich merkte, dass ich Gott bin.

  • Icj kan nschnleler tippne asl Kolibri smit dne Fülegln schlgane.

  • Irgendwann lösche ich meine Gruppen und werde geheimnisvoll!

  • Kann ich mein Leben mal kurz speichern und was ausprobieren?

  • Klar kannst Du Dich mal melden, halt nur nicht bei mir!

  • Kommste mit? Ich bin auch zärtlich und den ganzen Scheiß!

  • ♥ mädels ♥ hört ♥ auf ♥ mit ♥ eurer ♥ herzscheiße ♥ im ♥ namen ♥

  • Mein Auto steht nicht schief, ich park nur nicht Mainstream.

  • Mein Verstand ist übers Wochenende verreist! Geil … sturmfrei!

  • Meine erogenste Zone ist mein Gehirn.

  • Nein, Schatz, Du bist nicht dumm. Du bist sogar sehr hübsch!

  • Nüchtern zu schüchtern, besoffen zu offen …

  • Pass mal auf, ich quatsch doch auch nicht Jude Law an!
  • Prügeln? Nein, aber ich kann Dir Lesen und Schreiben beibringen.

  • Richtige Männer drücken uns beim Küssen gegen die Wand.

  • Richtige Männer drücken uns beim Küssen durch die Wand.

  • Richtige Männer drücken uns nicht nur beim Küssen gegen die Wand.

  • Richtige Männer küssen so gut, dass mir die Wand egal ist.

  • Richtige Frauen drücken uns beim Küssen ein Bier in die Hand.

  • Ruf ich letztens Spiderman an, hat der kein Netz!

  • Sag mal »Klettergerüst«! …

  • StudiVZ – davon hätte die Stasi nur träumen können.

  • Und Gott sprach: So, Hirn is alle. Ab jetzt gibt’s Schwänze!

  • Wahre Freunde sitzen im Knast neben dir und sagen: »Geile Aktion!«

  • Warum darf man nicht Negerkuss sagen, aber Zigeunerschnitzel?

  • Was hat zwei Daumen und scheißt auf Dein Gelaber?

  • Wenn dir kalt is, geh in eine Ecke, da sind meist 90°.

  • Wenn ich Du wäre, wäre ich lieber ich.

  • Wenn mein Taschenrechner sprechen könnte, würde er mich auslachen.

  • Wer einatmet, muss ausatmen – wer einschläft, muss ausschlafen.
  • Wir Dorfkinder wissen wenigstens noch, wie man Laternen austritt.

  • Wir müssen Fett verbrennen – schmeiß den Grill an!
  • Wörter mit O-Endung sind geilo.

 

(Gibt’s zum Thema StudiVZ-Gruppen-Bezeichnungen eigentlich schon eine Bachelor-, Master- oder Doktorarbeit?)

 

 

 

 

Und nun die Wettervorhersage für Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, das Saarland und die Kölner Bucht

dum-dum-di-dumm di-dum-di-dum-di dumm-dumm

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