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– Juli 2009 –

Donnerstag, 2. Juli 2009

Alles Gute zum Geburtstag, Sarah!

 

 

Freitag, 3. Juli 2009

Auf einem Bein kann man nicht stehen, auf einem Rad kann man nicht fahren. Also kauften wir ein weiteres Fahrrad – diesmal aber wieder wie es sich gehört bei Stassen-BikesExterner Link in der Eifelstraße, nicht bei dem etwas behäbigen Händler, bei dem ich letztens leider mein neues Rädchen erwarb – und radelten zur Einweihung den Vennbahnweg entlang zur Bahnhofsvision in Kornelimünster. Das Schöne an Aachen ist ja, dass man trotz großstädtischem Ambiente im Nu auf dem Land sein kann, wenn man das will. Auf dem Rückweg lieferten wir uns ein spannendes Wettrennen mit einem herannahenden Gewitter. Auf den beginnenden Eifelhöhen ist man als Radler für Blitze ein gefundenes Fressen. Doch kein Fünkchen konnte uns etwas anhaben. Während halb Deutschland mal wieder abgesoffen ist, blieb Aachen auf wundersame Weise vom Unwetter verschont. Komisch, sonst regnet es hier immer auch, sobald die Meteoschamanen irgendwo im Lande Regen weissagen.

 

Radtour auf dem Vennbahnweg zur  Bahnhofsvision in Kornelimünster

 

 

Samstag, 4. Juli 2009

Addebbe oder Addebbe? Wir werden es nicht mehr erfahren …

 

 

Montag, 6. Juli 2009

Bevor im Herbst die ganzen anderen Wiedervereinigungsfeiern losgehen heute mal einen Glückwunsch an das erste Neue Bundesland: Alles Gute zum 50-jährigen Beitritt, Saarland!

 

 

Dass SPIEGEL-ONLINE-Quiz hätte mal ein Update nötig:

 

SCREENSHOT: Michael Jackson twittert nicht mehr.

 

 

 

Stippvisite in Nideggen. Da ich dienstlich gerade in der Gegend zu tun hatte, drängte sich ein bisschen Sightseeing in der Nordeifel geradezu auf. Wir wanderten ein paar Kilometer die Buntsandstein-Route entlang und erklommen anschließend die Burg Nideggen, die erhaben über dem Rurtal thront.

 

Unterwegs auf der Buntsandstein-Route

 

 

Für den Heimweg entschieden wir uns gegen die Autobahn und ritten quer durch den Hürtgenwald in den Sonnenuntergang, der bis auf grün eigentlich alle Farbtöne und Abstufungen aufwies, die die menschliche Netzhaut bewältigen kann. Ich habe keine Photos gemacht, weil heutige photographische Verfahren die Intensität der Farben ohnehin nicht auch nur ansatzweise wiedergeben könnten. Manche Bilder nimmt man besser nicht mit CCD-Chip und CF-Karte auf, sondern mit visuellem Kortex und Cerebral-Speicher. Nach dieser psychedelischen Fahrt kam es mir vor, als hätte ich werweißwas geschluckt.

 

 

Dienstag, 7. Juli 2009

Requiescat in pace, Michael Jackson! Doch ob er wirklich Ruhe finden wird, nun, da er aus dem goldenen Käfig in den goldenen Sarg gewechselt hat? Immer noch nicht verstummen die bösen Andeutungen in der Berichterstattung. (Er soll doch was mit diesem kleinen Jungen gehabt haben, der bei den Jackson Five gesungen hat, oder?)

 

Die trauernde Fangemeinde nahm heute telegen Abschied von ihm. Da konnte einem schon ein wenig klamm ums Herz werden. So auch mir. Immerhin hat er zu seiner Zeit ein paar sehr schöne Lieder geschaffen. (Und damit der Nachwelt weit mehr hinterlassen als diese eine gnadenlos überbewertete britische Kronprinzessin.) Das wird er zukünftig wohl nicht mehr tun. (Obwohl …)

 

Die Gedenkfeier war ergreifend und erschreckend: Ergreifend waren die Abschiedsworte seiner bisher unveröffentlichten Tochter – erschreckend war, wie prompt die halbe Sippschaft währenddessen an ihr rumgezuppelt hat. Hoffentlich lassen sie wenigstens ihr ihre Kindheit.

 

 

Ein trauriger Rest der Fangemeinde will anscheinend ein Stück vom Kuchen abhaben, und meint, mit rasch angemeldeten Domains nun bei Ebay den Jackopot knacken zu können. Im Moment wimmelt es dort nur so von Auktionen oder Sofort-kaufen-Angeboten, die Internetadressen mit den Worten »Michael Jackson«, »King of Pop« oder »Neverland« in den unterschiedlichsten Kombinationen. Von 1,00 bis 9.900.000,00 Euro ist für jeden was dabei! (Der Versand immerhin ist kostenlos.) Noch nicht vergeben ist meines Wissens die Homepage www.ich-will-auch-mit-einer-michael-jackson-domain-stinkereich-werden.de – jetzt aber zugreifen, schnell!

 

 

Donnerstag, 9. Juli 2009

Das Niveau auf arte verflacht zusehends. Anlässlich eines Themenabends zum Thema Achtziger blendeten die doch allen Ernstes dieses Quiz ein:

Wer hatte mit »Thriller« einen Hit?
a) Madonna
b) Michael Jackson

Wollen die 9live das Wasser abgraben, oder was?

 

 

Freitag, 10. Juli 2009

500 Jahre Johannes Calvin & Hobbes

 

Der Plan sah vor, dass heute unsere kleine Urlaubsfahrt begönne. Und so geschah es. Deutschland ist auch schön. Wir starteten gen Süden und machten eine erste Station in Monschau (in der Eifel, an der Rur). Die Standards dort sind die Altstadt, das Rote Haus, der ehemalige Stammsitz der Textilindustriellen-Familie Scheibler, und die historische Senfmühle. Da diese heute leider keine Führung anbot, deckten wir uns nur mit leckerem »Moutarde de Montjoie« – man muss nicht immer bis Dijon fahren – und den daraus hergestellten Senfpralinen ein.

 

Was zunächst widerlich klingt (»Now this is extremely nasty. But we can't prosecute you for that.«), ist beim zweiten Reinbeißen gar nicht so verkehrt: Diese feine Konfiserie enthält einen Hauch Senf in den Varianten Limone, Honig-Mohn oder Ingwer – für meinen Geschmack dürften die Pralinen sogar noch etwas senfiger schmecken. Vor allem aber sind sie nicht gar so süß wie anderes Naschwerk. Besonders die mit Senf auf Altdeutsche Art (mit Wein, Zimt, Anis und Koriander) gefüllten Pralinees sind sehr zu empfehlen.

 

Monschau

 

 

Des Abends liefen wir in heimatlichen Gefilden auf: Gerolstein (in der Eifel, an der Kyll), ein prima Ausgangspunkt für weitere Taten.

 

 

Samstag, 11. Juli 2009

Etwas nordwestlich von Mayen (in der Eifel, an der Nette) steht Schloss Bürresheim. In jedem besseren Eifel-Reiseführer wird es erwähnt – aber keiner, denn ich kenne, kennt es! Also ein prima Anlass da mal hinzufahren und eine Führung mitzumachen. Dieses Schloss ist quasi die Burg Eltz in einer Nummer kleiner. Mit ihr gemeinsam hat es, dass es niemals erobert oder verwüstet wurde. Es unterscheidet sich von ihr allerdings durch die Tatsache, dass es nicht von Touristen überlaufen ist – und auch eine Frittenbude sucht man vergeblich.

 

Die Verwaltung der staatlichen Schlösser Rheinland-Pfalz untersagt leider das »Fotografieren und Filmen (einschl. Video)« in den historischen Räumen. Spielverderber! Und so wenig geschäftstüchtig: Sollen sie doch jedem Touri mit Kamera sagenwirmal zwei Euro abknöpfen und diesen knipsen lassen, dann geht’s mit den Restaurierungsarbeiten auch frischer voran. Doch Not macht erfinderisch: Dass man frei zugängliche, offen aushängende Postkarten nicht photographieren dürfte, steht da nirgends …

 

Auch werden die, hinter Mauern und Gittern verborgenen, dennoch akkurat gestutzten Buchsbaumgärten touristisch nicht genutzt. Man kann zwar übers Mauerwerk gereckt Bilder machen, durch sie lustwandeln und flanieren darf man leider nicht. Schade.

 

Schloss Bürresheim bei Mayen

 

 

Wie mir Wikipedia später kundtat, diente Schloss Bürresheim schon einmal als Filmkulisse: Eine kurze Außenaufnahme ist in »Indiana Jones und der letzte Kreuzzug« zu sehen. Allerdings gespiegelt und per Matte Painting verdoppelt. Im Film stellt es das fiktive Schloss Brunwald an der deutsch-österreichischen Grenze (die 1938 ebenfalls rein fiktiv war) dar, in dem Professor Henry Jones Senior festgehalten wird.

 

 

Vorbei an den Ruinen des Handelshofs in Mayen, in dem zwei der Beteiligten aus der Technikladendiaspora am 16. Oktober 1985 ihren jeweils ersten Computer namens C64 für die damals überwältigende Summe von 489,00 DM kauften – aber das nur am Rande –, ging es weiter zur Benediktinerabtei Maria Laach an der Südwestseite des Laacher See. Wie wir später erfuhren gibt es dort zwar eine Frittenbude, doch sicherheitshalber kehrten wir vorher bei McDonald’s, dem Ort, der saubere Toiletten und laue Speisen verheißt, ein. Richtiges Essen gab es erst abends im »Poseidon«.

 

Maria Laach

 

 

Sonntag, 12. Juli 2009

Nächste Station: Salmrohr (in der Wittlicher Senke, an der Salm). Diesmal sind wir nicht an der Haustür vorbeigefahren … Es erwartete uns eine fundierte Rundfahrt durch die Wingerte mit grandiosen Ausblicken vom Moselhöhenweg aus, dessen 27 Kilometer auf der Eifelseite zwischen Ürzig und Klausen und ich eine Gemeinsamkeit haben: denselben Patenonkel!

 

M: Moselhöhenweg

 

 

Außerdem waren wir in der Wallfahrtskirche in Klausen. Diese zeichnet sich durch zweierlei knuffige Eigenschaften aus: Zum einen thront das Eberhardsfässchen auf der Kirchturmspitze, dessen Wein der Sage nach während des Baus der Kirche nie versiegte, und zum anderen gibt es in der Kirche die sogenannte Bampelbuchs, ein Bildrelief des Ritters Philipp von Esch, auch bekannt als der Hillije Kommholmich, die von jungen und nicht mehr ganz so jungen Frauen frequentiert wurde und wird (?), denn es heißt, das Berühren der Pluderhose soll helfen, den Mann fürs Leben zu finden. (Es heißt aber auch, dass früher junge Männer den herbeipilgernden Damen am Ortseingang hilfreich zuriefen, sie können sich den Weg zur Bampelbuchs sparen und direkt zu ihnen kommen …)

 

 

Auf dem Rückweg besuchten wir noch kurz Manderscheid (in der Eifel, an der Lieser) mit Ober- und Niederburg im Sonnenuntergang, sowie das Pulvermaar bei Gillenfeld. Eigenartig: Ständig schwärme ich von der Eifel – aber an den Maaren war ich so gut wie noch nie.

 

Burgen Manderscheid und Pulvermaar

 

 

Montag, 13. Juli 2009

Bei blauem Himmel, gesprenkelt mit kleinen fluffigen Wölkchen, machten wir uns auf in die Pfalz. Sollte es doch noch ein Sommer werden? Trotz Abratens wählten wir die A 61, weil sie kürzer ist, als die vermeintlich verkehrsärmere Juckelstrecke durch das Saarland und den Pfälzer Wald. Stellenweise beschlichen mich ernste Zweifel, ob wir auf der richtigen Straße führen – es herrschte teils weniger Verkehr als auf der Eifel-Autobahn.

 

Im Besitz eines Navigationsgerätes waren wir nicht. Wir fuhren auf herkömmliche Art in den Urlaub: mit veralteter Straßenkarte, diffusem Bauchgefühl und Nicht-nach-dem-Weg-Fragen. Ich habe mich noch nicht mal mit genauer Recherche der Gegebenheiten vor Ort in Google-Maps vorbereitet. Ein bisschen Abenteuer muss bleiben! (Obwohl: Bei der in Deutschland üblichen Straßenbeschilderung kann man sich kaum verfransen.)

 

Nach Jahren nochmal wählten wir als Sender SWR3, des Verkehrsfunks wegen. Sein so nerviges wie sinnfreies »Mehr Hits, mehr Kicks«-Jingle hat er glücklicherweise eingestampft. Weniger krawallig ist er deshalb noch lange nicht! Die ständigen Hinweise, dass man ihn reingedreht habe und er der größte, beste und tollste Sender überhaupt wäre, wird nur noch getoppt von dem Gestrunze vor den mit pompöser Fanfare eingeleiteten Nachrichten »rund im die Uhr zuverlässig und kompetent«, dass man zweifelsohne nur die allerbesten Nachrichten offerierte. Bevor der Sprecher nun endlich das Neuste vorliest, gibt es kurze Anreißer, natürlich mit nervöser Mucke unterlegt – und das Ganze für gerade mal fünf Meldungen!

 

Beim Wetterbericht, pardon: beim »besten Wetterservice« – dessen Vorleser persönlich angekündigt wird – zitiert man Zuhörer, die ihre aktuelle Wetterlage mitteilen. Hörerreporter, na prima. Wie armselig muss man sein, da anzurufen und kundzutun, dass man selbst auch Wetter habe? »Hallo, hier ist der Thomas aus Aachen, über der A 61 sind fluffige Wölkchen!« Die Verkehrsmeldungen sind selbstverständlich mit Musik unterlegt, weil hyperaktive ADHS-Kranke die wenige Sekunden ohne akustische Zerstreuung wahrscheinlich nicht überleben würden.

 

Und der Gipfel der Dämlichkeit: Zwischen Nachrichten und Wetterbericht wird für fünf Sekunden ein Lied angespielt, das in voller Länge in der nächsten Stunde zu hören sein würde. Wahnsinn: Ein Radiosender spielt nach den Nachrichten auch noch Musik! Wer hätte das gedacht. Damit war ja wirklich nicht zu rechnen.

 

Doch wenn man sich dann auf diese ach so verlässlichen Nachrichten verlässt, fühlt man sich verlassen: Seit Beginn der Fahrt warnte der Verkehrsfunk jede halbe Stunde vor einem sechs bis sieben Kilometer langen Stau – auch noch als wir die inkriminierte Stelle passierten. Allein, von Stauung oder wenigstens Zähfluss war nirgends was zu sehen!

 

(Was soll denn das bloß für ein Urlaub sein, ohne stundenlanges Stop-and-Go?)

 

 

Als wir in Dudenhofen bei Speyer eintrafen, hatte sich das schöne Sommerwetter zum hinlänglich bekannten, gewitterschwangeren schwülen Schleim gewandelt. (Hätte ich bei SWR3 anrufen sollen?) Wir bezogen unsere Kammer im »Goldenen Lamm« – hurz! – und machten uns auf nach Landau (in der Pfalz, an der Queich), wo liebe Menschen auf uns warteten.

 

Angesichts des dräuenden Gewitters fiel das Sehen der Würdigkeiten bescheiden aus. Heute keine einzige Kirche von innen! Die fußläufig erreichbare evangelische Stiftskirche, ein Wahrzeichen der Stadt, war geschlossen. (Na super, erst spalten, dann schließen.) Obwohl ich als Kind einige Male in Landau war, kam mir so gar nichts bekannt vor. Kein Wunder, als zehnjähriger Comickonsument weiß man geschichtsträchtige Fassaden einfach nicht zu schätzen.

 

Eine Fahrt im offenen Landauer sparten wir aus – nicht aber ich diesen Kalauer … Standesgemäß aß ich anlässlich der Prinzregent-Luitpold-Statue auf dem Marktplatz ein leckeres Stück Prinzregenten-Torte. (Es wurde aus unerfindlichen Gründen in meiner näheren Umgebung als nicht opportun angesehen, sich nackt tanzend Weintrauben unter die Brüste zu drücken, so wie es die Statue der »Landavia« am Martha-Saalfeld-Platz vormachte …)

 

Landau

 

 

Abends wollten wir noch eine kleine Mahlzeit einnehmen und wählten – warum in die Ferne schweifen – das Restaurant vom »Goldenen Kalb«. Dass draußen keine Speisekarte aushing, hätte uns stutzig machen sollen … Um Missverständnissen vorzubeugen: Kulinarische Highlights dürfen durchaus Geld kosten. (Das Vitello tonnato war seine 17 Euro wert.) Allerdings wird der günstige Preis für die Übernachtungen anscheinend durch die Getränke im Restaurant gegenfinanziert. Dafür wird die Mahlzeit kostenlos durch Lästereien des Concierge über andere Gäste untermalt.

 

"Goldenes Lamm" Dudenhofen

 

 

Dienstag, 14. Juli 2009

In der letzten Nacht muss es sehr laut gewesen sein, wie liebe Menschen aus meiner näheren Umgebung mitteilten. Nicht nur, dass sich das vermeintlich still gelegene Fachwerkhotel als an einer Durchgangsstraße gelegen erwies; nicht nur, dass der Mensch im Nebenzimmer unter heftigen Schlafstörungen litt oder bereits verschieden war, anders war der TV-Sound durch die Wand nicht zu erklären; – es muss auch gewittermäßig die Hölle losgebrochen sein. Ich bekam von alledem nichts mit, da ich meine Gehörgänge wohlweislich mit Schaumstoffstöpseln hohlraumversiegelt hatte.

 

 

Heute stand Speyer (am Rhein, in der Oberrheinischen Tiefebene) auf dem Programm. Der riesige Kaiser- und Mariendom – Pflichtprogramm! – ist weltkulturerblich imposant und die darunterliegende gigantische Krypta, voll mit toten Saliern, ebenso. (Wie scheiße muss man eigentlich drauf sein, seinen Namen in einer historische Grabstätte an die Wand zu schmieren, Dennis K.?)

 

Vor dem Dom steht der Domnapf, eine riesige Schale, die bei jeder Neuwahl eines Bischofs für das Volk mit den »Gaben des Bacchus« gefüllt wird. Ich wünsche dem amtierenden Bischof von Herzen alles Gute – aber wenn sein Nachfolger gewählt wird, soll er kurz vorher Bescheid sagen! (The Joy of Cheap Wine, you know …)

 

Am anderen Ende der Flanierstraße, dem Dom gegenüber, steht das Altpörtel, das ehemalige westliche Stadttor. Sehr gerne hätten wir es bestiegen und den Rundumblick auf die Stadt genossen, doch auf halbem Wege herrschte uns die Tante an der Kasse an: »Wir schließen jetzt!« Um 12 Uhr mittags? Um bis um 14 Uhr auch geschlossen zu bleiben? Während draußen Heerscharen von Touristen vorbeiziehen? Ich hatte ja keine Ahnung, das Speyer sooo weit südlich liegt, dass schon Siesta-Pflicht herrscht. Also, es müsste bei der Arbeitsagentur wohl jemand zu finden sein, der da gerne die Mittagsschicht übernimmt.

 

Gerne hätten wir uns auch die Gedächtniskirche von innen angesehen, die zur Erinnerung an die Protestation der Reichsstände in Speyer im Jahre 1529 errichtet wurde – heute aber geschlossen war. Sarens, sind diese evangelischen Kirchen auch irgendwann mal geöffnet?!

 

Auf der Maximilianstraße zwischen Dom und Pörtel befindet sich unter anderem die Conditorei Gelateria Hindenburg. Der sie flankierende Brunnen beherbergt so illustre Inschriften wie: »Deutschland muss leben, auch wenn wir sterben müssen.« – Da schmeckt der Cappuccino doch gleich nochmal so gut …

 

Speyer

 

 

Dieser Tage ist Brezelfest, also die Speyerer Kerwe. Mehr noch als die namensgebenden Brezeln (es gibt Riesenbrezeln für 1,50 in jeder Bäckerei – damit könnte man mehrköpfige Familien sattkriegen oder mehrere Ex-US-Präsidenten ersticken) faszinierte mich eine so vorher noch nie gesehene Süßigkeit auf dem Kirmesplatz, die Mandelsplitterstange – ein länglicher Haufen Mandelsplitter, umhüllt von Milchschokolade. So schlicht, so lecker, so muss ich zuhause unbedingt nachmachen!

 

Nach all dem kulturellen Input folgte zur Abwechslung Jungs-Programm: das Technikmuseum Speyer! Wenn man in die erste Halle kommt, fühlt man sich zunächst erschlagen von all den Maschinen, Autos und Fluggeräten. Doch wenn man das Feld sondiert, entdeckt man interessante Schätzchen darunter, vor allem Oldtimer und Flugzeuge. Die Hauptattraktionen sind der Prototyp der sowjetischen Raumfähre Buran, ein riesiges Antonow-Transportflugzeug und eine Boeing 747 in 20 Meter Höhe, deren Tragfläche begehbar ist. Von dort droben hat man einen guten Überblick über das Museumsgelände und die Stadt – wer braucht da ein Altpörtel?

 

Außerdem findet man auf dem Gelände das Hausboot, auf dem die Kelly-Family einst hauste – es war also auch ein bisschen Mädels-Programm dabei …

 

Technikmuseum Speyer

 

 

Um das kostspielige Unterfangen des gestrigen Abends nicht zu wiederholen, aßen wir zum Abschluss heute im zweiten Haus am Platze, »Zum Adler«. Während es sich drumherum einregnete, spiesen wir gemütlich im überdachten Biergarten. Als der Kellner die üppig mit Knödeln und Pfifferlingen belegten Teller brachte, richtete er einen Gruß aus der Küche aus: »Der Koch ist der Meinung, Sie hätten zuwenig Pfifferlinge, Sie bekommen noch eine Nachlieferung.«

 

 

Mittwoch, 15. Juli 2009

Zeitig verließen wir das »Goldene Lamm« und machten uns auf nach Heidelberg (am Neckar, am Fuße des Odenwalds). Die bekannte Heiliggeistkirche auf dem Marktplatz war obwohl evangelisch dennoch geöffnet. Der Turm leider noch nicht. Als wir gerade gehen wollten, kam eine Frau angeradelt. Es stellte sich heraus, dass sie die Schlüsselwalterin des Turmes war. Sie entschuldigte ihre Verspätung und ließ uns für jeweils einen Euro als erste für diesen Tag hinaufsteigen. (Was ganz praktisch war: Denn für Gegenverkehr wäre im spiralförmigen Treppenaufgang beim besten Willen kein Platz gewesen.)

 

In der Jesuitenkirche erfuhren wir Wundersames: Der Hl. Antonius, u.a. zuständig für das Wiederauffinden verlorener Gegenstände, besitzt ein Handy!

 

Im Heidelberger Schloss ließ ich es mir nicht nehmen, meinen Fuß in den »Rittersprung« auf dem Altan zu setzen, einen Fußabdruck, den der Sage nach ein Ritter hinterlassen haben soll, als er auf der Flucht vor einer Feuersbrunst aus dem Fenster gesprungen war. Er passte perfekt. Erkenntnis des Tages: Ich habe ritterliche Füße.

 

Angesichts des Großen Fasses gäbe es vielleicht mal Zeit für »The Joy of Plenty of Cheap Wine«? Doch das Fass ist leer, und wäre es voll, würde wohl der Hofzwerg und Fasswächter Perkeo einschreiten, der als Statue an der Wand gegenüber wacht. (Es heißt, Perkeo habe seit seiner Kindheit ausschließlich Wein getrunken. Als er im hohen Alter erstmals krank wurde, riet ihm sein Arzt vom Weingenuss ab und empfahl ihm, stattdessen Wasser zu trinken. Perkeo starb am nächsten Tag. Prosit!)

 

Weil’s gerade da war, schauten wir auch noch kurz ins integrierte Apothekenmuseum hinein und erstanden als Andenken eine Schachtel mit köstlichen Morsellen, »magenstärkendem Zuckerwerk« aus Mandeln, Orangeat, Zitronat, Zimt, Galgant, Kardamom, Ingwer, Muskatblüte, Muskat und Nelken.

 

Die Alte Brücke bezwangen wir noch, doch den Philosophenweg ließen wir aus. Auch wenn frühere Heidelberger Studenten den Weg als idealen Ort für romantische Spaziergänge und ungestörte Zweisamkeiten genutzt haben mögen, nach dem steilen zick-zack-förmigen Schlangenweg den Berg hinauf wäre uns wohl nicht nach Turteln zumute gewesen.

 

Heidelberg

 

 

Abends erreichten wir unsere Herberge für die Nacht, Aschaffenburg (am Main, in Unterfranken/am Spessart). Einem kurzen Rundgang mit dem Herbergsvater folgte eine kurze Einkehr. Der Stadt berühmtesten Sohn, Urban Priol, haben wir leider nicht erspäht. Wahrscheinlich schon er sich für seinen nächsten Auftritt oder denkt sich neue Texte dafür aus. Auf Anraten einer Kneipenbekanntschaft von letztens probierte ich »Schlappeseppel Original«. Das »Seppel’sche« ist ein mildes, honiggoldenes Bier aus der bölkstoffigen Plöpp-Flasche und verdammt süffig!

 

Aschaffenburg

 

 

Donnerstag, 16. Juli 2009

Letzte Station der kleinen Deutschlandreise sollte Limburg an der Lahn (zwischen Taunus und Westerwald) werden. Dessen Dom sieht man sonst immer nur, wenn man oben auf der A3 dranvorbeibraust. Wie oft habe ich schon gedacht, dort müsste man mal verweilen. Heute verweilten wir.

 

Limburg an der Lahn

 

 

Nun aber genug davon, bin wieder zuhause. Wenn meine ehemaligen Deutschlehrer wüssten, dass ich freiwillig und unaufgefordert seitenlange Erlebnisberichte schreibe! Früher konnte man froh und glücklich sein, wenn ich für einen Aufsatz »Mein schönstes Ferienerlebnis« wenigstens eine Heftseite in breiter Jungenshandschrift zuwege brachte.

 

 

Da ist man mal eine Woche nicht da, schon machen die, was sie wollen. In Kiel ist die große Kollision auseinandergegangen: Peter, Harry und Carstensen haben sich getrennt. Dabei möchte man meinen, dass Schleswig-Holstein eigentlich ganz andere Probleme hätte. Ist das nicht das Bundesland, in dem das Krümmel-Monster steht?

 

 

Freitag, 17. Juli 2009

Kein einziger Dom, kein Fluss, kein bisschen historisches Gemäuer – ich hatte richtig Entzugserscheinungen heute!

 

 

Im ZDF war den Tag über die wichtigste Nachricht, dass ab abends aus einem neuen Nachrichtenstudio gesendet werde. Und zwar aus einem weitgehend virtuellen. Doch ach, wie immer wenn Design ist, ist Katastrophe nicht fern.

 

An die neuen Farben wird man sich wohl gewöhnen – auch wenn die Kombination von weißem Text auf grauem oder orangem Untergrund nicht glücklich gewählt ist. Denkt man denn nicht an seine Zielgruppe? Im Alter verändert sich das Farbensehen.

 

Nicht gewöhnen wird man sich jedoch daran, dass die meisten Designelemente nun beweglich sind: Die Illustrationen neben den Vorlesern driften langsam nach links weg, auf den weißen Linien im Hintergrund sausen weiße Balken wie Züge auf Gleisen umher, und ständig wird hin- und hergezoomt.

 

Die Sprecher verlieren sich fuchtelnd in der Studiolandschaft hinter dem nussbaumfurnierten Ungetüm von Tisch. Doch sie haben auch Auslauf bekommen und dürfen bei Bedarf vor eine Wand, auf der zur näheren Anschauung komplizierte Sachverhalte animiert dargestellt werden. Klar, so ein Haushaltloch lässt sich in 3D halt viel besser erklären. (Dabei ist längst erwiesen: Sobald der Referent die Powerpoint-Präsentation startet, schaltet das Publikum das Großhirn aus.) Aber Leid, Krieg und Not in der Welt ist viel erträglicher, wenn man es dynamisch und schwungvoll präsentiert bekommt …

 

Das alles für 30 plus x Millionen meiner GEZ-Gebühren, um mit hippem Style die Jugend zu ködern, die längst vorm Internet hockt. Wieviel Jahre Knast stehen nochmal auf Untreue?

 

Vor zig Jahren gab es schon mal ein virtuelles Studio bei WiSo – heute ist es wieder hübsch analog, sogar mit Zuschauern. Was bin ich froh, dass ich noch die letzte heute-Sendung in althergebrachtem Volksbank-Orangeblau sehen durfte – davon werde ich lange zehren! Hätte man das Design wirklich nachhaltig aufhübschen wollen, dann hätte man auch Petra Gerster und Steffen Seibert entfernen müssen.

 

 

Samstag, 18. Juli 2009

Dem aufmerksamen Leser wird nicht entgangen sein, dass ich in letzter Zeit viel unterwegs war. Den heutigen Abend nutzte ich in innerer Einkehr teilzeitstrohverwitwert, zum Sortieren, Drehen und vor allen Dingen Löschen der angefallenen Bilder. Es hatte auch sein Gutes, wenn früher die Urlaubsbilder auf dem gleichen Film wie die Weihnachtsbilder waren …

 

Eine interessante Frage wird mir immer wieder gestellt: Wie wäre es denn, wenn ich mal alles Sehenswerte direkt mit den Augen statt meist nur durch den Sucher einer Kamera betrachten würde? Die Antwort ist einfach: Es überwöge das Gefühl, ein Motiv verpasst zu haben. Der Photograph muss das Photo machen!

 

(Die obigen Aufnahmen, auf denen ich selbst abgebildet bin, sind alles andere als repräsentativ: Sie wurden in den einzigen drei Minuten am Tag aufgenommen, in denen ich keine Kamera in der Hand hatte …)

 

 

Dienstag, 21. Juli 2009

In letzter Zeit hört und liest man immer öfter von dem bösen Jakobskreuzkraut. So auch hier. Diese gelben Blümchen sieht man zur Zeit andauernd am Straßenrand, wenn man mal drauf achtet. Gefährlich werden sie auf Weiden und Koppeln: Sie enthalten einen Giftstoff, der auf lange Sicht die Leber schädigt. (Es heißt, mitunter gelangen die Blätter auch schon mal in einen Kräutertee. Wohl bekomm’s!) Dieses Pferdchen auf dem Bild hier ist schlau und grast ums Gift drumrum. Die einzigen Lebewesen, die das Jakobskreuzkraut mögen, sind die getigerten Raupen des Jakobskrautbären: Sie futtern mit Vorliebe von dem Kraut – und werden dadurch ungenießbar für ihre Fressfeinde.

 

Jakobskreuzkraut

 

 

Mittwoch, 22. Juli 2009

Ein »Bouncer« ist ein Aufsatz aus milchigem Plastik, den man über das Blitzgerät stülpt, damit das ziemlich harte Blitzlicht etwas weicher wird. Besonders bei Portraits ist solch ein Überzieher sehr praktisch, damit die Models auf den Photos nicht aussehen wie aufgescheuchte Opossums. Längst schon wollte ich so ein feines Döschen haben. Als ich mich im örtlichen Fachhandel nach diesem sinnvollen Zubehör erkundigte, wurde ich fast so bleich wie mit ohne Bouncer photographiert: 30 Euro wollte man für dieses winzige Stück Plastik haben! Und das war noch nicht einmal ein Originalteil von Canon. Eigentlich würde bereits ein handelsüblicher Joghurtbecher den gleichen Effekt haben und das Licht fein streuen. Leider passt ein handelsüblicher Joghurtbecher aber nicht ohne Weiteres auf ein Blitzgerät. Bei Ebay wurde ich dann fündig und gewann meinen Blitzaufsatz in einer Auktion für 2,27 Euro – inklusive Versandkosten. Also, wenn ich der photographische Einzelhandel vor Ort wäre, würde ich mich mal geschwind dort mit einem Stapel eindecken und dennoch mit Gewinn weiterverkaufen.

 

Bouncer

 

 

Donnerstag, 23. Juli 2009

774 Rezensionen bei Amazon, da kann eine weitere wohl nicht schaden:

 

Nachdem es ja nun wirklich jeder gelesen oder zumindest gekauft haben muss – anders sind die Verkaufszahlen nicht zu erklären –, lese ich nun auch »Ich bin dann mal weg« von Hape Kerkeling. Ich fand das Buch an einem schlaflosen Morgen zufällig auf dem Nachttisch und fing einfach mal an.

 

(Nach etlichen gelesenen Kilometern verschwand endlich auch die Stimme von Hannilein/Schwäbli/Schlämmer aus meinem Kopf. Wie hält man das eigentlich als Hörbuch-Leser aus?!)

 

Es ist eines der vielen Mysterien des jahrhundertealten Jakobswegs, wie dieser Schmöker 100 Wochen lang die Bestsellerlisten anführen konnte. Den langen Weg durchs heiße Nordspanien zu Fuß zu bewältigen, ist zwar bewundernswert. (Ich könnte das ja nicht. Bei meinem Flüssigkeitsbedarf müsste ich auf dem Weg immer einen vollen 20-Liter-Kanister mit mir rumschleppen. Oder ein Eberhardsfässchen.) Hapes Schilderung dessen jedoch nicht. Sie wimmelt nur so von Belanglosigkeiten und wehleidigem Gejammer: Es ist heiß, die Pilgerherbergen sind schmutzig, die Füße tun ihm weh – nein, wer hätte das gedacht!

 

Und immer wieder ist der gute Hans-Peter fassungslos, wenn ihn andere Pilger erkennen. Seit 25 Jahren turnt er im deutschen Fernsehen rum – was hat er denn erwartet?!

 

Wissenswertes über Land und Leute erwartet man vergebens. Lesenswert ist nur die eingestreute Erzählung über die eigenen Anfänge, als zum Beispiel Otto ihn in den frühen Achtzigern an die Hand nahm und in die höhere Entertainment-Gesellschaft einführte. (Raffiniert! Während aktueller Tagebucheinträge der geneigten Leserschaft Anekdoten aus alter Zeit unterjubeln! Ich weiß, wovon ich rede …)

 

Und immer wieder diese Lästereien über andere Pilger. Es muss schon schlimm sein, der tollste Mensch der Welt zu sein. Und wenn er dann mal auf Pilger trifft, die er mag, und sich gar mit ihnen unterhält (er beherrscht ja sooo viele Sprachen), verschweigt er seiner werten Leserschaft diejenigen Details der Gespräche, die eventuell interessant oder gar bedeutsam sein könnten. Man erfährt allerdings viel über seinen Konsum von Zigaretten, Milchkaffe und Bocadillos. Trotzdem destilliert er am Ende jedes Tages eine »Erkenntnis«, die vor Banalität nur so strotzt.

 

Das Beste am Buch ist sein Titel, der fast schon ein geflügeltes Wort geworden ist. Doch wie bei seinen Spielfilmen: Man denkt, oh, das könnte nett werden und dann quält man sich stundenlang durch hanebüchen mäandernde Handlungsstränge.

 

Keine Ahnung, ob das Buch lustig (der Autor war früher mal ein genialer Komödiant) oder ergreifend gemeint war, es ist weder beides, sondern einfach nur Geplänkel. Dreieinhalb Regalzentimeter, die man sich sparen kann. Das tägliche Weiterlesen ist genauso qualvoll wie das Weiterpilgern. Doch ich halte tapfer durch, wolln wir doch mal sehn!

 

 

Freitag, 24. Juli 2009

Nachdem ich wertvolle Fracht sicher nach Malta, äh Düsseldorf International chauffiert hatte und wieder zurückgekehrt war, konnte ich mich am Monitor davon überzeugen, dass alles glatt gelaufen ist.

 

SCREENSHOT Abflug Düsseldorf/Ankunft Malta

 

 

In Aachen sah das Wetter nicht so aus, als würde in den nächsten fünf Minuten die Hölle losbrechen. Also ging ich unbeschirmt einkaufen. In den nächsten fünf Minuten brach die Hölle los. Doch da mir warmer Regen sehr viel lieber ist als schwüle Hitze, pfiff ich ein Lied und ging alleine in der Mitte der Chaussee – denn die anderen Fußgänger hatten sich in Geschäfteingänge verdrückt und bewunderten den vorbeidefilierenden Mister Wet-Poloshirt. Da soll noch einer etwas sagen gegen eine schnittig nach hinten gekletschte Zopffrisur und topmodische Crogs, aus denen das Wasser wieder herauslaufen kann! Man kommt sich allerdings leicht verarscht vor, wenn fünf Minuten später wieder die Sonne vom blauen Himmel lacht, während man gerade seine Socken auswringt.

 

 

Männer neigen bekanntermaßen zu Dummheiten, sobald man sie auch nur einen Augenblick, geschweige denn 14 Tage, aus den Augen lässt. Um diesem Klischee gerecht zu werden, habe ich seit zig Jahren erstmals soeben meine alten Stanwells ausgegraben und schmauche Black Luxury, während sich draußen gemütlich Gewitter entladen.

 

 

Samstag, 25. Juli 2009

Ob wirklich nur es dem regnerischen Wetter geschuldet war? Früher kam man am Kirmessamstag kaum übern Platz, so voll war es. Bei den obligaten Runden über den Gerolsteiner Kirmesplatz trafen wir eben nur wenige Leute, die wir kannten, und noch weniger Leute, mit denen wir auch reden wollten.

 

 

Sonntag, 26. Juli 2009

Alles Gute zum 125. Geburtstag, Thomas, Corinna, Beate und Daniel!
(Wie wäre es, wenn wir gerecht teilen, 31 ¼ für jeden?)

 

 

Bilderrätsel: Was ist das?

 

Bilderrätsel

 

Schwebende Glaskugeln, unbekannte Flugobjekte, ungeschliffene Swarovski-Steine?

 

Nein, am Straßenschild gegenüber hatte die Spinne Thekla ein Netz gewoben, auf dem sich über Nacht Tau gesammelt hat. Der photographische Ehrgeiz, sowohl Netz als auch Haus auf einem Bild zu vereinen, hatte mich gepackt. Allein, das Netz mit den Tautropfen war zu fein und das Haus zu groß. Nachdem ich aber die Größenverhältnisse umkehrte, passte es auf wundersame Weise. Sogar hundertfach.

 

Tautropfen im Spinnennetz

 

 

Wie alle zehn Jahre bestiegen ein Geheimrat und ein Schiedsrichter frühmorgens endlich nochmal den Auberg, eins der Wahrzeichen Gerolsteins.

 

Auberg 1989 / 2009

 

Diese Kalksteinformation sieht aus wie die fünf versteinerten Finger der linken Hand eines Riesen, der sich von tief unter der Erde in die Höhe reckt. Wenn man in diesem Bild bleibt, befindet sich auf dem Daumen eine mit mittelmäßigen alpinen Fähigkeiten erreichbare Aussichtplattform. Richtig schön wird es aber erst auf dem windigen Zeigefinger.

 

Auberg Gerolstein

 

 

Wo ein Pano, wenn nicht hier?

 

360°-Panorama vom Auberg aus

 

 

Der Wöllersberg im Westen Gerolsteins ist eigentlich mehr ein Hügel als ein Berg. Als erkalteter Vulkankegel wird an seiner Westseite Lava abgebaut. Die Ostfassade ist intakt. (Und wird es hoffentlich auch auf ewig bleiben!!!) Dieser Berg ist eigentlich nicht sehr spektakulär, bietet aber eine interessante Aussicht ins Kylltal. Außerdem leben auf seinen Magerrasenflächen eine Vielzahl von seltenen Pflanzen und Insekten. Solch ursprüngliche Vegetation gibt es nicht mehr viel.

 

Wöllersberg Gerolstein

 

 

Beseelt von dem Gedanken, dass die Zeiten der Kirmes doch noch nicht vorbei seien, ging ich abends in den Flecken. Nach der obligaten Runde übern Platz stellte ich mich allein an den Bierpavillion an der Postbrücke, mit dem festen Vorsatz, solange zu trinken, bis jemand vorbeikommt, den ich kenne. Es geht doch nichts über ein schnell gezapftes Kirmesbier! Und tatsächlich, kurz darauf erschienen schon ein paar nette Bekannte. Den Rest der Zeit vertrieb ich mir mit SMSen nach Malta.

 

Kirmes Gerolstein 2009

 

 

Montag, 27. Juli 2009

Schon wieder blauer Himmel? Den zweiten Tag in Folge? Nichts wie raus in die Natur! Ich lieh mir das alte Möhrchen meines Bruders und radelte den – ausführlichst beschilderten! – Kylltalradweg entlang.

 

Zunächst über Lissingen zur Lindenquelle, dann nach Birresborn, anschließend nach Mürlenbach. Ein weiteres Nahziel für demnächst einmal ist die dortige Bertradaburg. Sie ist benannt nach Bertrada, der Mutter Karls des Großen. Hey, unser Oecher Karl! Es heißt, Karl der Große sei auch in Mürlenbach zur Welt gekommen, was sich aber nicht belegen lässt. Doch besser, man äußert leiseste Zweifel daran nicht in Anwesenheit eines Mürlenbachers … Nachdem ich an etlichen Getreidefeldern vorbeigeradelt war, besorgte ich mir am Wendepunkt meiner Reise in Densborn folgerichtig erstmal einen Müsliriegel.

Schöne Wiesen und Auen weit und breit. Noch schöner wären die Wiesen und Auen natürlich, wenn sich ein hübsches Model auf ihnen räkeln würde …

 

Kylltalradweg

 

 

Mein liebster invasiver Neophyt ist der Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum), auch Herkulesstaude genannt. Der Bärenklau stammt eigentlich aus dem tiefen Kaukasus und wurde vor circa 120 Jahren wegen seiner dekorativen Blütendolden in Europa als Zierpflanze eingesalbt. Seitdem hat er sich wie der Teufel verbreitet, meistens findet man es an Flussufern.

 

Als ich als Jugendlicher in den Sommerferien schon mal beim Instandsetzungstrupp der Stadtverwaltung ferienjobbte, kam ich erstmalig in Kontakt mit ihm. Allerdings nicht in ganz direkten Kontakt, denn davor sollte man sich hüten: Der Saft des Bärenklaus bewirkt zusammen mit Sonnenschein auf der Haut phototoxische Reaktionen, die von Rötungen bis zu Verbrennungen zweiten Grades reichen können. Wir sollten damals ein paar Bachhänge von den Stauden befreien. Was schade war, denn aussehen tut das Kraut sehr schön.

 

Dafür, dass er eine Plage sein soll, hält er heuer sich hübsch bescheiden. Ich sah nur ein paar wenige Exemplare am Flusslauf, und die waren auch schon verblüht. Da bin ich wohl zu spät dran gewesen. Aber was soll's, der kommt bestimmt wieder. Nicht umsonst singen Genesis doch von »The Return of the Giant Hogweed«

 

Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum)

 

 

All das geschah wie gesagt bei blauestem Himmel. Man sagt, ich hätte sogar »Farbe bekommen«. Das ist bemerkenswert, in diesem »Sommer«. Andererseits gehe ich auch sonst selten in die Sonne. Kein Wunder, wenn dann sofort das Melanin freudig erregt aus den Poren quillt. Interessanterweise bin ich derzeit sehr viel aktiver als sonst. Durch fremde Staädt wandern, über Felder marschieren, auf Berge kraxeln, in der Gegend herumradeln – vor ein paar Monaten ging ich noch am Krückstock!

 

Nach meiner gaaanz kleinen Phase der Rekreation schlug das Wetter mal wieder Kapriolen. Für eine verlässliche Wettervorhersage braucht man daheim keine schwatzhaften Kachelmänner: Man schaut einfach aus dem Fenster gen Westen, denn wir kriegen das Wetter von Hinterhausen. Doch was war das?! Hinterhausen war weg!

 

Wir kriegen das Wetter aus Hinterhausen. / Hinterhausen ist weg!

 

 

Aber egal. Abends kam ein anderes Sonnenscheinchen …

 

Sonnenscheinchen

 

 

Kurz vorm Zubettgehen traf ich vor der Haustüre Thekla, die mit ihrem überaus stabilen Netz diese Wassertropfenspiele von vorgestern ermöglichte und blitzte sie tüchtig an.

 

Spinne Thekla

 

 

Dienstag, 28. Juli 2009

Nach einem letzten Spaziergang in der Sommerfrische wieder zurück im schwülen Aachen.

 

Spaziergang in der Sommerfrische

 

 

Freitag, 31. Juli 2009

Ich bin dann man durch. Fazit: Da pilgert einer gut 750 Kilometer in sengender Hitze durch ferne Lande, um zu sich selbst, zu innerer Einkehr oder gar zu Gott zu finden und was kommt dabei heraus? – Horst Schlämmer!

 

Ich leg’s dann mal weg.

 

 

 

Heute ist nicht alle Tage, ich komm wieder, keine Frage.

Giant Hogweed

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