Montag, 1. September 2008
Unerwartet lebe ich wieder in einer temporären WG. Mein Lieblingsbruder
macht in der Nähe ein Praktikum und begehrte Obdach. (Er studiert
eigentlich im Saarland – aber suchte bestimmt sein Heil in
der Flucht, bevor das jetzt zum sozialistischen Musterstaat
umgekrempelt wird.)
Mein kleines Brüderchen kommt, also
- scharfe Gegenstände entfernen,
- jugendgefährdende Schriften entsorgen und
- ätzende Putzmittel hochstellen.
Na, ganz so klein ist er nun doch nicht mehr, also:
- Kühlschrank mit scharfen Sachen füllen,
- jugendgefährdende DVDs besorgen und
- einen ätzenden Putzplan aufstellen.
Die Männerwirtschaft ist zunächst als Interimslösung gedacht.
Aber wer weiß, nichts hält bekanntlich länger als ein Provisorium.
Mittwoch, 3. September 2008
Über den Bau der geplanten Moschee in Köln werden heftige
Kontroversen geführt. Dabei müssten die Entwürfe bloß die
lokalen Befindlichkeiten berücksichtigen …:
Samstag, 6. September 2008
Happy Birthday, Martina!
Einmal im Jahr öffnet das Domkapitel die Tore zum UNESCO-Weltkulturdenkmal
und lässt Besucher gegen einen kleinen Obolus den karolingischen
Treppenturm besteigen. It's the bottom of a staircase that
spirals out of sight. O.K., das ist übertrieben, bis zur Galerie
in 30 Metern Höhe sind es nur XY Stufen. (Ich hab mich schon
wieder verzählt!) Obwohl, es muss doch ganz schön hoch
sein: Man kann vom Turm aus die Erdkrümmung sehen …
Eine Aufnahme, die ich noch gerne gemacht hätte, wenn ich
die Canone mal rechtzeitig hätte zücken können:
Zwei Jungs kraxelten auf dem kleinen Dommodell rechts vom
Eingang rum, bis ihre Erziehungsberechtigten sie diesbezüglich
rügten. Irgendwie hatten die wohl falsch verstanden, dass
man heute auf den Dom steigen dürfe …
Dafür konnte ich einem süßen Knaben lauschen, der seiner
Mutter am Originalschauplatz einen Witz erzählte:
Fritzchen macht mit seiner Mutter eine Führung im Aachener
Dom mit. In einem unbeobachteten Augenblick setzt er sich
auf den Kaiserthron.
Mutter:
»Aber Fritzchen, das kannst Du doch nicht machen! Das ist
der Thron von Kaiser Karl dem Großen!«
Fritzchen:
»Doch Mami, das kann ich; wenn der Kaiser wiederkommt, stehe
ich auf!«
Sonntag, 7. September 2008
Montag, 8. September 2008
Nochmal ein bisschen »Politik«, nur kurz, fürs Protokoll.
Was bisher geschah: In der Telenovela rund um die Traditionspartei
SPD gab es Umbesetzungen in der »Führung«: Beck ist weg, Franz
»Münte« Fering kommt back (Slogan: »Rente mit 67 – aber
mit 68 wiederkommen!«) und Vizemeier Steinkanzler wird
2009 gegen Angela Merkel verlieren. Jetzt fehlt nur noch Gasmann
Schröder, dann ist der Richtungsstreit der sympathischen Splittergruppe
endlich beigelegt: Es geht weiter bergab, Glück auf!
(Bin ich froh, dass ich kein Kabarettist bin!)
Mittwoch, 10 September 2008
Im CERN in Bern … nee, im CENF in Genf … nee, auch nicht
… ich fang nochmal an: Im CERN in Genf, werden ab sofort Schwarze
Löcher selbstgemacht.
(Schwarze Löcher, das sind diese kleinen Biesterchen, die
wahnsinnig schwer sind und alles um sich herum verschlingen.
Nicht zu verwechseln mit den kleinen Biesterchen, die nachts
die Klamotten kleiner nähen, wenn wir alles Schwere um uns
herum verschlungen haben – das sind die Kalorien.)
Für hömmele Milliarden Euronen kollidieren im Large Hadron
Collider nun flinke Teilchen (Nussplunder, Streuselbrötchen
und Bienenstich) mit Schmackes wie die Geisterfahrer auf dem
Aachener Kreuz in Berufsverkehr.
Tz, die haben doch 'nen Urknall! Mit wenig Aufwand ist es
ganz leicht, dunkle Materie herzustellen: ALT gedrückt halten
und dann 0 1 4 9 über den Ziffernblock eintippen – voilà:
•
… ein allerfeinstes Schwarzes Löchlein! (Achtung, bitte
nicht füttern!)
Im Moment produzieren die Herren des Rings jedoch erst mal
nur Spott und Häme. Von der Tanga-String-Theorie will ich
gar nicht reden, das war schon immer wirklich Seltsame Materie.
Aber Spaß beiseite, es gibt auch Kritiker, die befürchten,
der Weltuntergang sei nah. Doch keine Angst, das wäre ja nicht
das erste Mal. Mein Tipp: Regelmäßig mal aus dem Fenster gucken,
ob die Welt noch da ist.
Donnerstag, 11. September 2008
Bei Lindt ist man wohl der Meinung, dass das Marktsegment
der extremen Bitterschokolade mit hochprozentigem Kakaoanteil
brutal unerschlossen sei. Zu 70%, 85% und 99% soll sich daher
nun noch »Lindt Excellence 90%« gesellen, deren Verkostung
heute anstand. (70, 85, 90, 99 – mysteriös! Wie das genauen
Alter von Karl Lagerfeld …)
Die neuen Rezepturen zu testen war bitter, brrr. Wahrhaft
Dunkle Materie. Ich hab jeweils nur ein Eckchen abgebissen,
wie eine Maus. Eine sehr ordentliche Maus. Vom »aufgrund
besonders langen Conchierens unvergleichlich zarten Schmelz«
und der »Sinfonie von 400 Aromen« der »handverlesenen,
kostbaren Cacaosorten aus ausgewählten Anbaugebieten«
habe ich erschreckend wenig gespürt.
Wir halten fest: Bitter ist nicht mein Fall. Auf der Packung
mit 99er-Anteil steht sogar ein ausdrücklicher Warnhinweis
eine Degustationsempfehlung, dass man sich langsam an die
99 Prozent ranschmecken und den Gaumen schrittweise mit zunächst
70 und dann 85 Prozent an Schokolade mit viel Kakao gewöhnen
soll.
Man muss sich das so vorstellen: Beim Extreme-Climbing schokoladiger
Gipfel ist die 70er das Basislager, die 85er eine Zwischenstation,
die 90er das Hochlager und die 99er gerade noch Teil der Zivilisation,
bevor man mit der 100er das Dach der Welt erklimmt.
Sonntag, 14. September
2008
Am Tag des Offenen Denkmals besuchten wir den Elisengarten,
der vor seiner Umgestaltung zur Zeit archäologisch umgepflügt
wird. Diesmal hat man umfangreiche Ausgrabungen von vornherein
eingeplant. Hier, auf geschichtsträchtiger Scholle, traut
sich ja kaum ein Bauherr, tiefer als 30 Zentimeter auszuscharten,
weil er auf historische Artefakte stoßen könnte, die Denkmalbehörde
ihm dann die Baustelle bis auf weiteres dichtmacht und seine
geplante Tiefgarage einstweilen zum Museum wird.
Man verspricht sich neue Erkenntnisse über Steinzeit, Römerzeit,
Keltenzeit, Karolingerzeit – und das Beste von heute. Letzte
Woche erst hat man menschliche Knochen gefunden, es stand
groß in der Presse. Bei einem kleinen Jungen sorgte das heute
jedoch für übermäßige Erwartungen. Wutentbrannt-enttäuscht
stapfte er zu seiner Mutter hinaus und beschwerte sich: »Da
sind ja gar keine Skelette!«
Auch ohne Gebeine ist so eine Ausgrabung quasi vor der Haustür
spannend. In den letzten Jahren haben wir um diese Zeit noch
bei den SeptemberSpecial-Konzerten auf der Grasnarbe
stehend mitgegroovt, nichtahnend, was sich da fünf Handbreit
tiefer an antikem Gemäuer und Artefakten verbirgt.
Der Stadtarchäologe – so was haben wir! – erklärte dem interessierten
Publikum anschaulich, was man schon gefunden hat und was man
noch zu finden gedenkt, »und zwar da, wo Sie jetzt stehen«.
Die Schar Besucher, auf die er deutete, machte einen Satz
nach hinten. »Nein, bleiben Sie ruhig stehen!« Schon klar,
wenn da was seit ein paar hundert Jahren liegt, wird es wohl
auch noch eine Woche unbeschadet überstehen.
Tipp: In den nächsten Monaten immer mal wieder hingehen und
verfolgen, was Schicht für Schicht freigelegt wurde. Das Ausgrabungszelt
hat werktags tagsüber geöffnet, und donnerstags um 16 Uhr
gibt es eine Führung.
Wie hätte man den Ausflug standesgemäßer beenden können
als mit einer archäologischen Soiree unter der fundierten
Leitung von Henry Jones, jr. und sr.: »Indiana Jones und
der letzte Kreuzzug« Das ist ein gottverdammter Klassiker.
Und schließlich sehe ich Sean Connery mittlerweile gottverdammt
ähnlich …
Abends SeptemberSpecial, mit Renaud Marquart
und Band.
Montag, 15. September 2008
† Rick Wright, der Tony Banks von Pink Floyd. Nun muss er
»The Great Gig in the Sky« leider vor Ort spielen und
sich die »Dark Side Of The Moon« in echt ansehen.
Altaltaltkanzler und selbst Denkmal Helmut Schmidt hat seinen
Tag gestern übrigens weidlich genutzt, um mal offen zu denken
und dies der »Bild am Sonntag« sogleich ins Blatt zu diktieren:
»Adolf Nazi war ein charismatischer Redner. Oskar Lafontaine
ist das auch.«
Damit steht es nun unentschieden zwischen Lafo und Smoky.
Helmut Sozi selbst war auch mal ein charismatischer Redner
– warum hat er auf einmal solche Schwierigkeiten, den Namen
»Adolf Hitler« auszusprechen? Fast wie ein pubertierender
Backfisch das Wort »Penis« nicht in den Mund zu nehmen vermag.
(Obwohl: Frühreif wie diese Früchtchen heutzutage sind, nehmen
sie bestimmt den Penis gleich selbst in den Mund …)
Aus gegebenem Anlass hier die Top-Ten der besten Nazivergleiche:
1982 Lafontaine: Schmidt–KZ-Betreiber
1985 Brand: Geißler–Goebbels
1986 Kohl: Gorbatschow–Goebbels
1988 Kulenkampff: Geißler–Goebbels
2001 Trittin: Meyer–Skinhead
2002 Kohl: Thierse–Göring
2002 Däubler-Gmelin: Bush–Hitler
2003 Berlusconi: Schulz–KZ-Kapo
2005 Heck: Merkel–Hitler
2008 Knopp: Cruise–Goebbels
2008 Schmidt: Lafontaine–Hitler
Ich verharmlose hiermit das NS-Regime und verhöhne Millionen
Opfer? Nebbich, das haben die Urheber der Vergleiche bereits
vor mir getan!
Dienstag, 16. September 2008
Godwins
Gesetz, das ich im Zuge meiner gestrigen Recherchen kennengelernt
habe, befiehlt mir, dass es nun nochmal an der Zeit ist für
einen deftigen Nazivergleich:
Oskar Lafontaine hat heute Geburtstag. Karl Dönitz hatte
das auch.
Mittwoch, 17. September 2008
Noch während man auf Reisen ist, versorgt man uns Daheimgebliebene
per studiVZ schon mal mit Bildern aus Amiland. Danke! (Ich
versorge dafür die daheimgebliebenen Blümchen mit Wasser.)
Hoffentlich sind die Wolkenkratzer der US-Banken dort stabiler
als deren Geschäftsgebaren.
Donnerstag, 18. September 2008
Ich werde nienieniemals verstehen, was die Musikredakteure
– falls es noch Menschen sind (mit Leib zwar, aber ohne Seele)
und nicht bloß Algorithmen – an den Liedern von Roxette finden.
Bei »WDR2, der Sender«, lässt sich neuerdings die Playlist
durchforsten, wann welcher Song gespielt wurde – die ganze
Zeit anhören möchte sich das freilich niemand:
12.09.2008 13:24:09 Roxette: Anyone
(1999)
14.09.2008 09:48:54 Roxette: June
afternoon (1996)
14.09.2008 16:13:01 Roxette: How
do you do (1992)
15.09.2008 06:33:43 Roxette: Sleeping
in my car (1994)
15.09.2008 12:12:45 Roxette: Run
to you (1995)
17.09.2008 05:26:31 Roxette: Dangerous
(1990)
17.09.2008 15:39:39 Roxette: Joyride
(1991)
18.09.2008 00:21:13 Roxette: Spending
my time (1991)
18.09.2008 07:53:51 Roxette: Church
of your heart (1992)
18.09.2008 17:12:35 Roxette: Dressed
for success (1989)
Zu ihrer Zeit vor 15, 20 Jahren waren das vielleicht mal
ganz nette Liedchen. Aber heute noch bis zu dreimal am Tag
diese alte Scheiße!? Weitere Brechmittel, die beim Dudelfunk
ebenfalls unzeitgemäß als tägliche Überdosis heavy rotieren
sind: Lisa Stansfield, The Lightning Seeds und Shania Twain.
Aber vielleicht tut einfach mehr Verständnis für die anstrengende
Arbeit des Musikredakteurs Not: Es gibt ja bloß ein Dutzend
Bands auf der Welt und die haben alle nur maximal drei Lieder
veröffentlicht und keinerlei B-Seiten.
Das Bundesverfassungsgericht hat soeben höchstrichterlich
entschieden, dass ein Auto strafrechtlich keine »Waffe« sei,
und leistet damit Günther Beckstein Schützenhilfe. Mit seiner
These, Autofahren nach »zwei Maß in sechs, sieben Stunden«
gehe schon in Ordnung, sorgt dieser pünktlich zum Oktoberfest
für Aufregung. (Nun ja, in der CSU kennt man sich mit so
was schließlich aus.)
Jetzt mal ehrlich: Wer trinkt denn, bittschön, auf dem Oktoberfest
nur zwei Maß? Das wäre höchst gefährlich, dabei kann man verdursten!
Ernährungsexperten raten zu mindestens drei Litern Flüssigkeit
pro Tag. Und in Bayern muss man ja davon noch die Flüssig-Broteinheiten
abziehen.
Also realistisch bleiben. Ich war zwar noch nie auf der
Wiesn, doch stelle ich mir das ähnlich heftig vor wie eine
ordentliche Eifler Kirmes: Da ist es mir nicht erst einmal
passiert, dass ich, wenn das Rundenschmeißen losgeht und natürlich
niemand die Spendierhosen ausziehen will, mit drei Gläsern
Bit nulldrei in den Händen dastand und nicht wusste wohin
damit, als das vierte kam.
In den V.S. von A. geht derweil der Wahlkampf munter weiter.
Als Geheimwaffe haben die Republikaner Sarah Palimpalim »ich
hätt gern 'ne Flasche Pommfritt« gezückt. Wenn das nicht
zu 1-2-3-Fritz McCain passt!
Indes: Die Firma McCain Foods beeilt sich auf ihrer
Homepage klipp- und klarzustellen:
»Senator John McCain ist der Präsidentschaftskandidat
der Republikaner im US-Wahlkampf 2008. Wir sind McCain Foods,
ein internationales Tiefkühlkostunternehmen, das Konsumenten
weltweit Produkte mit dem bestmöglichen ernährungsphysiologischen
Standard ohne Verzicht auf vollen Geschmack und Genuss anbietet.
Bis auf den Namen haben wir nichts gemeinsam.«
So, damit wäre das auch mal geklärt. Aber ernährungsphysiologisch
standardisierte Fritten? Ibäh!
Freitag, 19. September 2008
Post von der Staatsanwaltschaft, das Verfahren wegen des
besonders schweren Falls des Diebstahls wurde eingestellt.
Hui, besonders schwer, wer hätte das gedacht!? Andererseits,
mein Rädchen war ja auch nicht gerade aus Carbon.
Der Dieb war bislang so clever, seine Beute nicht bei Ebay
reinzustellen. Was an Hehlerei auf zahlreichen Fahrradflohmärkten
vor sich geht, kann ich nicht beurteilen.
Mein gestohlenes Fahrrad ist jedenfalls nicht wieder aufgetaucht
– dafür aber meine gestohlenen Mettbrötchen! Und zwar unautorisiert
auf andererleuts Homepages:
Wow, die Ausgrabungen im Zelt gehen tüchtig voran. Dafür,
dass die nur mit Pinsel und Teelöffelchen arbeiten und alles
fein säuberlich dokumentieren müssen, kann man schon richtig
Stücker sehen.
Und wieder Knochen, vermutlich aus dem elften Jahrhundert!
Jemand sollte dem vermutlich elfjährigen Knaben von Sonntag
mal bescheidsagen.
In der Weinbar »Vertical« kann man außer 800 Sorten Wein
auch vom Fachpersonal liebevoll hergestellte Kaffeespezialitäten
erhalten:
Abends SeptemberSpecial mit Naked Raven im
Hof.
Samstag, 20. September 2008
Wie die Gazetten landauf, landab berichten, erschien Andrea
Nahles auf dem Oktoberfest im Ethno-Look (im roten Dirndl).
– Es gibt also doch noch ein Paar Gründe für die SPD.
Glücklich wer in der Nähe des Tierparks wohnt. Dort kann
man den Samstagsspaziergang mit einer Photosafari verbinden
– dann hat sowohl Mausi als auch Hasi was davon. Jenseits
der Zäune gibt es eine Menge possierlicher Tierchen mit Kuller-
und Knopfaugen beim Mümmeln zu bewundern – fast so possierlich
anzusehen wie die kindlichen Besucher mit ihren Kuller- und
Knopfaugen diesseits der Zäune.
Sonntag, 21. September 2008
Ich hoffte, dass ich bei meiner heutigen Aufräumaktion im
Keller auf keinerlei possierliche Knopfaugen beim Mümmeln
stoßen würde: Nach dem Umbau im Frühjahr scheint durch eine
Lücke im Gemäuer eine Population von Ratten Einlass gefunden
zu haben, jedenfalls konnte man deren reichhaltige Hinterlassenschaften
finden, massig Köttel in Kaliber .25 und säuberlichst zerfledderte
Gelbe Säcke.
Seit Ratatouille empfinde ich mit diesen süßen Biestern
zwar außerordentlich empathisch, aber Tod und Pestilenz will
man sich auch nicht direkt ins Haus holen. Ich hoffe, es reicht
aus, dass ich nach dem Kramen das Loch zur Kanalisation abgedichtet
habe, um die Ratten sanft und sauber loszuwerden.
Wie man hingegen Mäuse in großer Zahl sanft und sauber loswird,
dazu muss man nur die Experten von der KfW fragen …
Montag, 22. September 2008
17:44 Uhr, Herbstanfang.
Der Leopard Zakumi ist das offizielle Maskottchen
der WM 2010. So wie er aussieht, würde der Name Sarkomi
aber auch niemanden wundern …
Dienstag, 23. September 2008
13.600 Bekannte:
Nee, Spässle gemacht! Sind erst 136:
Mittwoch, 24. September 2008
Der finnische Berufschüler, der gestern Amok gelaufen ist,
soll seine Tat sechs Jahre lang geplant haben. Tz – selbst
dabei sind uns die Finnen überlegen!
Nun noch ein paar Betriebsgeheimnisse ausplaudern: Lindt
plant, seine Pralinées neuzugestalten. Sie sollen eher flach
werden, in etwa so groß wie After-Eight-Täfelchen, aber doppelt
so hoch. Zur Beurteilung standen heute zehn Designmuster,
die wir Probanden ästhetisch einschätzen sollten. Wieder einmal
getraute ich mich nicht, die Pretiosen zu photographieren,
daher hier Abbildungen gemäß Gedächtnisprotokoll:
Erst danach durften wir vier Probepralinchen kosten, Vanille-Trüffel,
Pistazien-Creme, Haselnuss-Trüffel und Chokoladen-Trüffel.
Wir, das waren 15 Senioren und drei U50er. Wenn diese geriatrische
Gustation denen mal nicht die Stichprobe verfälscht!
Ein Teil der Schoki, die ich als Prämie erhalten habe, wurde
anschließend zum Selbstschutz im Egmont verteilt. Obwohl die
jungen Mädchen dort eigentlich wissen sollten, dass man keine
Schokolade von fremden Onkels annehmen darf!
Donnerstag, 25. September 2008
Morgens um neun in Aachen:
Seit heute lebe ich viiiel sicherer: Für zunächst ein Jahr
überwacht die Polizei den Kriminalitätsbrennpunkt Elisenbrunnen/Holzgraben
inkl. Adalbertstraße per Video.
Trotz obligater Bedenken von Datenschützern – effizient ist
Big Brother ja: Zwei ungeklärte Todesfälle aus dem elften
Jahrhundert hat man im Elisengarten bereits aufgedeckt …
Spiegel-Online vermeldet:
Echt, so ein Pech aber auch!
Freitag, 26. September 2008
Zugfahrt nach Köln. Die Dramatis Personae, in order
of appearance: In Eschweiler eine Horde Jugendlicher, für
die das Leben eine immerwährende Disco ist, in Langerwehe
eine kisuahelische Dauertelephoniererin mit Flatrate und in
Düren ein Pulk Senioren auf Betriebsausflug, die maximal ein
Mal auf hundert Jahre eine Eisenbahn von innen sehen und außerstande
sind, ihren dialektreichen und inhaltsarmen Smalltalk (»Wo
kommen Sie denn her?« – »Aus Heimbach.« – »Aus Heimbach?«
– »Ja, aus Heimbach.« – »Ach so, aus Heimbach.«) auf unter
86 dB zu senken. Kurz, es ist so geräuschvoll im Abteil, dass
es mir schwerfällt, meine eigenen Gedanken zu hören.
Auch die Information an jeder Milchkanne, auf welcher Seite
in Fahrtrichtung sich der Ausstieg denn befinde, knüpft weitere
grobe Knoten in den wabernden Klangteppich. (Flokati!) Wozu
sagen die das neuerdings immer durch? Bevor sie das taten,
lagen auf der jeweils anderen Seite des Zuges auch keine Berge
von Leichen und Versehrten. Blinde sind heute nicht im Zug.
Dafür aber Gehörlose, wie man an deren Unterhaltung in Gebärdensprache
erkennen kann. (So was kann zuweilen auch Vorteile haben …)
Ziel der Reise war die Photokina. Eigentlich eine Schande,
den Tag in Messehallen zu verbringen, denn draußen war eine
verdammte Menge Light available.
Die Stände mit den sensationellen Innovationen wie Smile-Shutter,
Slim-Modus, elektronischem Make-up,
GPS-Anbindung und Motiverkennung haben wir weiträumig
umgegangen. Die wichtigste Funktion bleibt immer noch: Alle
diese Funktionen abschalten zu können! Sonst wird der Tag
kommen, an dem die Kamera merkt, dass sie in Köln ist, und
piepend befiehlt, zu grinsen und sie irgendwie in Richtung
Dom zu halten – den Rest macht sie dann alleine. Und mailt
dem Kühlschrank, dass die Milch alle ist.
In den Hallen wurden allerlei Begehrlichkeiten geweckt, die
des Photokinesen Herz erfreuen: Profimaterial, Adleraugen,
Mörderobjektive, Überüberformatdrucker – technischer Overkill
an allen Fronten. Und eine eigenartige Sekte, die sklavisch
ergeben absurd übermotorisierten Fortbewegungsmitteln huldigt:
Wir konzentrierten uns jedoch auf erreichbare Ziele. Highlights
waren die Workshops zu den Themen Panoramaphotographie
und Photoshooting mit Model.
(Mit Models sind hier richtige Photomodelle mit natürlicher
Mimik, Gestik und Feuer in den Augen gemeint, nicht diese
öffentlich gecasteten Kleiderständer und Weltrekordhalterinnen
im Angekotztgucken.)
Dabei lernte man zum Beispiel, was für grandiose Bilder man
erhalten kann, wenn man seinem Model bloß einfühlsam präzise
Anweisungen gibt – oder eben nicht. Jedenfalls ein Bild für
die Götter: Nur ein Teilnehmer bekam den Sender für die Blitzlichtanlage
auf seine Kamera geflanscht, doch 20 andere Kerle hielten
langbrennweitig ebenfalls drauf, als würde es morgen verboten.
Ich auch.
Knipsen macht Durst. Abends/nachts daher dann noch gelungener
Absturz eines gelungenen Tages bei einer der großen alten
Damen des Egmont.
Samstag, 27. September 2008
Für mich erfüllt sich endlich der Traum
von einer teuren Wohnung!
Nein, ich bin nicht umgezogen: Meine Miete wurde erhöht
…
Samstagsmorgens, wie früher, mit noch dickem Kopf zum Shoppen
gegangen und die Familie mit den Putzelchen getroffen. Die
mittlerweile schon richtige Putzel sind.
»Lachs kottlet mit Salz kartoffeln«. Wie das wohl
schmeckt? – Wie man's spricht!
Abends: Weiblich, sexy, jung … Franka & Tina feiern.
Sonntag, 28. September 2008
Happy Birthday, Franka!
Sonntagsspaziergang an unerwartet lauer Luft:
Montag, 29. September 2008
Auszug aus dem neuen Wörterbuch »Deutsch–Bayrisch/Bayrisch–Deutsch«:
Ko|ali|ti|on [lat.] die; -, -en: Vereinigung,
Bündnis mehrerer Parteien zur Durchsetzung bestimmter Ziele;
speziell dann erforderlich, wenn man bei einer Landtagswahl
himmelhochjauchzend verkackt hat.
Dienstag, 30. September 2008
In Amerika startete gestern der digital animierte Blockbuster
»WALL•STREET – der Letzte macht das Licht aus« – demnächst
auch in der Volkswirtschaft in Ihrer Nähe!
Ob die USA nach dem Schwarzen Montag überhaupt noch einen
neuen Präsidenten brauchen? Viel eher brauchen sie einen Insolvenzverwalter.
Und Geld. Eine Menge Geld. Bitteschön, damit kann ich dienen.
Dies alles fand ich allein in meinem Plattenschrank:
- Pinkepinke Floyd: »Money«
- ABBA: »Money, Money, Money«
- Richard Ashcroft: »Money To Burn«
- Alan Parsons Project: »Money Talks«
- Fury: »Money Rules The World«
- David Bowie: »Red Money«
- Randy Newman: »It's Money That Matters«
- Dire Straits: »Money For Nothing«
- Billy Joel: »Easy Money«
- Annie Lennox: »Money Can't Buy It«
- Nina Simone: »Ain't Got No Money, I Got Life«
Nach mir die Singularität
Mett Max |